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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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geht es dir, wie behandeln sie dich?”
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. „Entschuldige, Leyta, ich kann mich nicht an dieses Ding gewöhnen. Es geht mir gut.
    Momentan jedenfalls. Es ist nicht der angenehmste Aufenthaltsort, aber es könnte schlimmer sein. Nehme ich an.”
    Die Kipu tippte auf ihren Arm. „Das genügt.”
    „Gute Nacht, Lieber. Ich tu für dich, was ich kann. Glaub mir.”
    „Leyt …” Seine Stimme brach abrupt ab, um durch die der Nayid-Wächterin ersetzt zu werden.
    „Ist das genug, Rab’Kipu?”
    Aleytys schüttelte heftig den Kopf. „Nein”, zischte sie. „Die Hiiri. Ich will auch mit ihr reden.”
    Die Kipu seufzte ungeduldig. „Etiru-Resh, holt die Hiiri. Die weibliche Gefangene.”
    „Im, Rab’Kipu.”
    Die Kipu neigte den Kopf, ihre Fühler zuckten vor Aleytys auf und ab. „Frag sie nur, wie es ihr geht.”
    „Ja.” Sie drückte den Knopf. „Kätzchen, bist du da? Alles in Ordnung mit dir?”
    Nach einem Herzschlag angespannten Schweigens drang Aamunkoittas Stimme piepsig und erstaunt durch. „Kunniakas, bist du das ?”
    „Ja, ja, ich bin es, Kätzchen. Geht es dir gut?”
    „Gut genug, um mir Angst zu machen. Ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt.”
    „Bleibe guten Mutes, meine Freundin. Ich bin …”
    Die Kipu nahm ihr den Kasten weg. „Etiru-Resh.”
    „Im, Rab’Kipu?”
    „Verfahrt mit den Gefangenen weiter wie zuvor - sicher eingeschlossen, aber gut behandelt. Hört Ihr?”
    „Im, Rab’Kipu.”
    Die Kipu befestigte den Kasten wieder an ihrem Gürtel. „Bist du zufrieden?”
    „Den Umständen entsprechend. Ruf die Wache. Mögest du mit dem Handel dieser Nacht glücklich sein.”
    20
    Aleytys rieb sich erneut die Hände und trat in den dampfenden Garten hinaus. Der Regen des Morgens war tröpfelnd zu einem kalten, deprimierenden Nebel versickert, der durch die Haut kroch und sich um die Knochen schmiegte, um die Wärme des Marks zu stehlen. Zu unruhig, um im Trockenen zu bleiben, trat sie sich barfuß ihren Weg durch das durchnäßte Gras, die Füße kalt und zart, bis der gelegentliche Stein eine echte Bestrafung war, die Strafe für ihre Schuld. Aleytys scheute vor diesem Gedanken zurück, änderte sogar die Richtung.
    Die Steinbank hatte einen schlüpfrigen Film aus mit Wasser gemischtem Staub. Sie wischte mit einer Hand darüber und runzelte die Sitrn, als sie den Schlamm sah, der die Handfläche beschmutzte. Sie kniete sich im feuchten Sand des Bachufers nieder, schrubbte an dem Fleck, schaute auf die Hände und schrubbte wieder, fester.
    Nach einer Weile stand sie auf, zog an der Schleppe der schlammdurchtränkten Robe und schritt ziellos im trüben Garten umher, gelegentlich fröstelte sie, wenn Klumpen eisigen Wassers von überschweren Blättern auf ihren Hals oder ihre Schultern herunterfielen. Hin und wieder rieb sie abwesend mit den Händen über ihre Hüften.
    Der Boden fühlte sich widerwärtig, wie Brei, unter den Füßen an. Sie zog sich auf den gebogenen Ast der Lebenseiche hoch und ließ sich an dem hochragenden Zweig nieder, die Blätter ringsum und über ihr tröpfelten voll Trauer, der kühle, grüne Eichenduft stark und irgendwie beruhigend.
    Ihre Hände waren wieder schmutzig: lockere Rindenfetzen, ein samiger Schmier aus Moos und Schlamm und Sommerstaub, der sich in den Ritzen angesammelt hatte. Sie rieb die Handflächen an den Seiten, inspizierte sie und rieb sie wieder auf dem feuchten Stoff der Robe auf und ab.
    „Madar!” Sie fühlte sich, als würde sie aus ihrer Haut kriechen; es gab keinen Platz mehr darin, an dem sie sich wohl fühlte. In einem letzten, verzweifelten Versuch, einen Bruchteil von Frieden zu erhaschen, ließ sie ihren Geist ziellos in einem absichtlich orientierungslosen Irrgartenmuster durch den Mahazh tanzen …
    „… ich klage Euch an!” Die Kipu schnellte einen Finger in das Gesicht einer rasend wütenden Stadtkönigin. „Asshrud …”
    Ein stechender Schmerz in der Brust trieb sie von dort weg.
    … zu schwarzen Uniformjacken, die in anonymem, geistlosem Gleichschritt in einen weiträumigen Lift …
    … die untersetzte Küchenmeisterin, die vor Zorn knurrte, und eine vor ihr kauernde Hiiri-Gestalt, den Rücken unter den schwerfälligen Schlägen gekrümmt …
    … Gapp, die durch einen anonymen Raum schritt, zornig, gereizt, rücksichtslos warf sie sich herum …
    … ein Gleiter, der mit täuschender Zartheit auf das Dach herunterschwebte …
    … Burash, der mit gebeugten Schultern

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