Irsud
waren, drehte sich die Kipu zu Aleytys um. „Würdest du bitte kommen, Damiktana?” Sie deutete auf den Mahazh.
In ihrem Wohnquartier ließ sich Aleytys auf den Stuhl nieder und sah die Kipu besorgt an.
Die kaltgesichtige Nayid stand vor ihr, die Hände auf dem Rükken gefaltet.
Aleytys Magen verklumpte sich vor Angst und Zorn. „Was wirst du mit ihnen machen?”
„Dem Paamies?” Die Kipu verzog die Lippen zu einem straffen, gemeinen Lächeln. „Nachdem ich ihm die eine oder andere Frage gestellt habe …” Sie hielt inne, das Lächeln verbreiterte sich. Aleytys schüttelte sich vor den sadistischen Freuden, die sich auf dem straffhäutigen Gesicht zeigten. „Ich denke, ich werde ihn nächsten Monat in einem Käfig auf den Markt hängen. Sollen alle Hiiri ihren Paamies sehen und wissen, wo er ist. Sie sind zähe kleine Biester, diese Hiiri, er müßte eine ziemliche Weile durchhalten, auch ohne Essen und Wasser.”
Aleytys preßte die Lippen zusammen. Sie legte die zitternden Hände auf die Armlehnen des Stuhles und sprach zögernd: „Die anderen?”
„Ich sollte sie hinrichten lassen.”
„Nein.”
„Nein. Du hast recht. Mit der Alternative, dich betäuben zu müssen, und der Ungewißheit, die ich nach deiner Vorstellung mit dem Gift diesbezüglich empfinde, denke ich, daß ich sie als Versicherung für dein gutes Benehmen behalten werde, Damiktana. Damiktana.” Ihre Stimme verweilte auf dem Wort.
„Ah.” Aleytys lehnte sich in dem Stuhl zurück und seufzte. Sie berührte das Gesicht mit einer zitternden Hand. „Du wirst ihm …
ihnen nichts tun?”
Die Kipu lächelte noch stärker, die kleinen, glänzenden Zähne scharf und raubtierhaft. Sie bewegte die Hände vor ihrer Brust, dann drückte sie einen Knopf auf dem Rufer an ihrem Gürtel. „Das hängt von dir ab, Damiktana.”
„Was hast du gerade eben getan?”
„Die Überwachung ausgeschaltet.” Die Kipu trat zurück und faßte Aleytys wachsam ins Auge. „Direkt dahinter stehen Wachen.” Sie deutete mit dem Kopf zu dem Gobelin hinter sich.
Aleytys preßte die Hände fest auf die Armlehnen des Stuhles.
„Das ist komisch. Das ist wirklich komisch.” Sie starrte die Kipu an. „Ich soll also meine Rolle für dich weiterspielen.”
„Ja.”
Aleytys spürte eine Angespanntheit, ein Lauern in der Nayid.
„Da ist noch etwas.”
„Geiseln. Es kann relativ bequem für sie sein.”
„So?”
„Es kann aber auch sehr, sehr unbequem für sie sein.”
„So?” Aleytys starrte sie grimmig an. „Was willst du von mir?”
„Ein Leben.” Das ruhige, lässige Wort hing vibrierend zwischen ihnen.
Aleytys schloß die Augen. „Harskari”, flüsterte sie. „Hilf mir.”
„Hör zu, was sie sagt.” Die bernsteingelben Augen blinzelten ungeduldig. „Sei nicht in allem von mir abhängig, Aleytys, du bist erwachsen, intelligent, benutze das.”
Die bernsteingelben Augen schlossen sich mit entmutigter Endgültigkeit. Ein Muskel zuckte an ihrem Mundwinkel, Aleytys sammelte sich, fragte: „Ein Leben?”
„Asshrud.”
„Was?” Aleytys schluckte und kuschelte sich in die Robe, fühlte sich irgendwie geschrumpft.
„Du hast es gehört.”
„Wie kommst du darauf, daß ich …” Sie leckte über trockene Lippen, „…jemanden umbringen könnte… oder würde… Jemanden umbringen - und ausgerechnet für dich?”
„Der Migru. Die Hiiri.”
„Ah.” Sie preßte die Hände vor die Augen. „Ich bin eine Heilerin”, murmelte sie.
„Tod. Leben. Zwei Seiten ein und derselben Münze, nicht ein Haar Unterschied dazwischen.”
„Aber … jemand hat mir gesagt, du könntest sie nicht anrühren.”
„Das Hiiri-Mädchen.”
Bei dieser Erinnerung an die Überwachung ihres Lebens entflammte Aleytys plötzlich in Wut. Sie schluckte sie hinunter und sagte hart: „Und?”
„Ich kann sie nicht anrühren.”
„Aber ich?” Sie zog die Hände langsam herunter und faltete sie im Schoß. „Ist es nicht dasselbe, den Mord zu befehlen oder ihn selbst zu begehen?”
„Ich? Dir befehlen? Meiner Königin?”
„Oh.” Ihr Mund zuckte. „Was passiert mit mir? Ich nehme an, ich muß die Verantwortung für den Mord übernehmen.”
„Sie hat versucht, dich umzubringen.” Die Fühler der Kipu zuckten in kurzen, eckigen Bögen, unterstrichen ihre Verwunderung über Aleytys’ hartnäckige Weigerung zu sehen, wo ihre Interessen lagen. „Sei nicht dumm. Was für eine Wahl hast du schon?
Ein Leben für ein Leben. Die Hiiri gegen
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