Isabellas Unterwerfung
war härter als gewohnt.
Diese Frage verwirrte Isabella. Was hatte das mit Jesses mieser Stimmung zu tun?
„Er hat mich noch nicht dominiert, nicht wirklich.“ Isabella wusste nicht, worauf Jesse hinaus wollte.
Als hätte er ihr überhaupt nicht zugehört, sagte er: „Du bist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, du bist selbständig und unabhängig. Hast du keine Angst, dass er dein Selbstvertrauen zerbricht, wenn er dich dominiert?“
Isabella stockte der Atem. „Lucian hat mir versichert, dass er das nicht tun wird. Er ist bislang stets nett und charmant und aufmerksam gewesen.“ Sie fühlte sich verunsichert. Lucian hatte ihr versprochen, dass er ihr nicht wehtun würde, und er hatte sich daran gehalten. Allerdings kannten sie sich auch erst drei Tage und Jesse kannte sich in der Szene besser aus. Schließlich lebte er seit einem Jahr in einer Beziehung mit Damian.
„Hast du Angst um mich oder geht es um Damian?“
„Eigentlich geht es um Damian, aber er ist Lucians Bruder und ich bin Schuld, dass du ihm über den Weg gelaufen bist.“
Isabella hatte es geahnt. Jesse hatte immer versucht, sie nach der lange zurückliegenden Trennung von Andy zu verkuppeln. Diesmal konnte sie ihm nicht böse sein. Sie war ihm dankbar. Was sie in den letzten zwei Nächten erlebt hatte, hätte sie nie zu träumen gewagt. Jesse blickte sie schuldbewusst an.
„Lucian wäre als Besitzer des Clubs sowieso auf die Vernissage gekommen. Also hätten wir uns auch ohne euer Zutun getroffen. Mach dir da mal keine Sorgen. Jetzt sag mir, was zwischen Damian und dir vorgefallen ist.“
Jesse hatte nicht vor, Isabella von seinen Sexpraktiken zu erzählen. „Damian lässt keine Nähe zu. Er zieht sich ständig zurück. Und dann ist da seine Dominanz.“
„Aber ich dachte, das liebst du?“
„Im Bett, ja, verdammt! Aber doch nicht immer. Ich bin ein erwachsener Mann und kein dummer Schuljunge. Er sagt immer, wo es lang geht. Immer legt er fest, was wir unternehmen, wo wir hingehen, wann wir miteinander schlafen und wie.“
Isabella dachte an Freitagabend, als sie mit Lucian essen gegangen war. Er hatte sie nicht dominiert. Er war auf ihre Angst eingegangen, hatte ihr Zeit gegeben, und im Theater war sie viel ausgelassener gewesen als er. Im Alltag waren sie gleichberechtigt. Sie hatten sich wunderbar unterhalten, hatten über ihre Gefühle beim Tod ihrer Eltern gesprochen, und ihr war heute noch ein Rätsel, wie sie sich hatte so öffnen können.
„Wieso lässt du dir das gefallen?“
Jesses Augen funkelten ärgerlich. „Kannst du Lucian etwas abschlagen, wenn er vor dir steht und Befehle erteilt?“
Isabella schnappte nach Luft. „Du brauchst mich nicht so anzugreifen. Ich bin es nicht, auf die du wütend bist. Außerdem hast du zu mir gesagt, es ist ein Spiel. Wenn Lucian mir einen Befehl, wie du es so schön nennst, erteilt, dann ist es das Spiel und nicht das normale Leben.“
„Aus dem Spiel wird Ernst, wenn man zusammenlebt.“ Jesse seufzte tief.
Mein Gott, wenn das so wäre … Konnte Isabella dann mit Lucian eine Beziehung riskieren? Vertrau mir. Ich werde dir nicht wehtun. Sie hörteLucians Worte. Sie wollte ihm so gerne vertrauen.
„Lucian hat mich nur während des Sex dominiert“, versuchte sie ihn zu verteidigen. „Dieser Wechsel, zwischen seiner Zärtlichkeit und Wärme und dann plötzlich diese Kälte und Dominanz, das ist es, was mir schwerfällt. Im einen Moment küsst er mich zärtlich und im nächsten ist dieses tierische Funkeln in seinen Augen. Aber ist das nicht der Reiz des Spiels?“
Jesse konnte nicht glauben, was er da hörte. Ausgerechnet Lucian, der Felsbrocken ohne Gefühl, sollte zärtlich sein? Seine Ausstrahlung war immer die eines Eisblocks gewesen. Und Jesse hatte ihn mehr als einmal bei seinen Spielen beobachtet. Lucian war zugegeben aufmerksam, voll auf seine Gespielin konzentriert, aber Zärtlichkeit hatte Jesse nie dabei entdeckt.
„Was denkst du gerade?“, fragte Isabella, die sich wunderte, dass Jesse nicht auf ihre Frage antwortete.
„Ich habe versucht, mir Lucian zärtlich vorzustellen.“
„Was ist zwischen euch vorgefallen?“, fragte sie, einer spontanen Eingebung folgend.
Jesse wurde rot und Isabella hatte plötzlich Angst davor, was Jesse ihr erzählen könnte. Hatten sie mal was miteinander gehabt? Sie hatte im Internet recherchiert und herausgefunden, dass man als Dom nicht immer Sex mit seinem Spielpartner hatte. Sie wusste nicht recht, wie sie damit
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