Isabellas Unterwerfung
teilnehmen muss. Jetzt habe ich zwar die Bilder, aber keinen Künstler. Wie soll ich eine Ausstellung ohne Künstler machen?“
„Mr. Green ist kein Mann, der leichtfertig Zugeständnisse macht. Er wird seine Gründe gehabt haben.“
„Ja, hatte er“, sagte Isabella ruppig. „Er sagte, dass Simon die Ausstellung abgeblasen hätte, wenn ich darauf bestehen würde, dass er anwesend ist.“
„So hat er wenigstens die Ausstellung gerettet.“ Clarence schien plötzlich mit seinen Gedanken sehr weit weg zu sein, als er weitersprach. „Ich war mit Daphne in den Neunzigern in der Ausstellung eines unbekannten Künstlers. Seine Bilder erzielten Rekordsummen, und es ist nie herausgekommen, wer er war. Vielleicht ist es besser, keinen Künstler zu haben, als einen, der mit schlechter Laune das Publikum vergrault.“
Isabella musste schmunzeln. Sie wollte nicht mehr an Simon denken, und erst recht nicht an den Streit mit Lucian. Es hatte sie fast zerrissen, als sie sich voneinander verabschiedet hatten.
„Erzähl mir von meiner Großmutter. Wie habt ihr euch kennengelernt?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
Clarence schmunzelte in sich hinein. „Wir haben uns in diesem Haus kennengelernt. Ich war damals Leiter der Security, und da bin ich Daphne zum ersten Mal begegnet. Sie war wie ein Engel, unglaublich schön und unerreichbar für mich. Dachte ich jedenfalls, als ich sie zum ersten Mal sah.“
„Aber das war sie nicht.“ Isabella sah ihre Großmutter vor sich, in einem schlichten, aber eleganten Abendkleid und verschmitzt lächelnd.
„Nein, sie war nicht unerreichbar. Daphne war eine Frau, die sich nahm, was sie wollte. Und in diesem Fall wollte sie mich. Fast ein Jahr lang beobachtete ich sie, wann immer sie durch die Lobby kam. Sie beherrschte all mein Denken, meine Träume. Sie hatte eine derartige Ausstrahlung, dass sie nur schweigend in einem Raum zu stehen brauchte und alle drehten sich nach ihr um. Jeder war fasziniert von ihr, ein wirklicher Star.“
„Wie seid ihr zusammengekommen?“„Daphne kam von einer Gala. Sie sah elfengleich aus, in einem cremefarbenen Seidenkleid schwebte sie auf mich zu. Ich konnte kaum atmen, so schön war sie. Dann nahm sie meine Hand und zog mich mit sich. Sie sagte kein Wort, aber wir wussten beide, was geschehen würde. Es war die Nacht meines Lebens, und wir haben uns von diesem Tag an nie wieder getrennt, bis sie mich verlassen hat.“ Die Traurigkeit in Clarences Stimme schnürte Isabella die Kehle zu.
„Es tut mir so leid, Cle.“
„So ist das Leben, mein Kind. Ich bin glücklich, dass ich sie lieben durfte. Wenn dir der eine Mensch begegnet, der dir das Herz öffnet, der dich zum Lachen bringt und dir in schweren Zeiten zur Seite steht, wenn man das Glück hat, diesem Menschen zu begegnen, war das Leben nicht umsonst.“ Clarence ergriff Isabellas Hand, und seine war immer trocken und rissig. „Es freut mich, zu sehen, dass du diesem Menschen begegnet bist, Isabella. Es freut mich, dich glücklich zu sehen.“
Röte stieg ihr in die Wangen. „Ja, ich bin glücklich, Cle. Ich wünschte, Großmutter hätte mich so sehen können. Sie hat sich immer zu viele Sorgen um mich gemacht.“
„Es hat sie geschmerzt zu sehen, wie du dich vor der Welt und deinen Gefühlen versteckt hast. Sie wäre sehr stolz auf dich.“
Ein leises Lachen entfuhr ihr. „Das hast du vor sechs Wochen schon einmal zu mir gesagt. Damals stimmte es nicht. Ich war so unglücklich und einsam, dass Großmutter mir den Hintern versohlt hätte. Allein Lucian habe ich es zu verdanken, dass es mir gut geht, und das macht mir Angst. Es kann doch nicht gut sein, wenn man so abhängig ist?“
„Es ist nicht Mr. Green, der dich glücklich macht. Du hast den Mut gefunden, deinen Gefühlen zu folgen. Mr. Green hätte nicht die geringste Chance gehabt, wenn du das nicht zugelassen hättest.“
Isabella lachte befreit. „Du bist genauso weise wie Granny.“
„Nein, nur genauso alt.“ Clarence schmunzelte und sah sehr müde aus.
Kapitel 21
„ Ich werde noch verrückt.“
„Hast du ihn nicht erreicht?“ Damian sah sie mitleidig an. Er konnte ihre Wut nachvollziehen. Langsam wurde es eng. Selbst Jesse, den sonst nichts aus der Ruhe brachte, stand unter Strom.
„Nein. Er geht schon den ganzen Tag nicht ans Telefon, und morgen wollte er die Bilder vorbeibringen. Ich hatte noch nie einen so unberechenbaren Künstler.“
Jesse kam um die Ecke
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