Isabellas Unterwerfung
eingetroffen waren. Wenn Simon sie im Stich ließ, musste sie kurzfristig umdisponieren, doch es war kein tauglicher Ersatz dabei. Sie rief Jesse an, dass er heute nicht in die Galerie kommen brauchte, und Jean-Luc, um einen Termin für die letzte Anprobe ihres neuen Kleides zu vereinbaren. Die Zeit schien überhaupt nicht zu vergehen, und dass sie zum Nichtstun verurteilt war, verbesserte Isabellas Laune nicht. So war sie gereizt, als Lucian kurz nach Mittag auftauchte.
„Was hat er gesagt? Wann bekomme ich die Bilder?“
Lucian sah ernst aus, als er sich einen Stuhl an ihren Schreibtisch zog und seufzend Platz nahm. Er reichte ihr einen Zettel. „Das sind die Maße der Bilder. Du bekommst alle, die du ausgesucht hast. Er bringt sie am Donnertag vorbei.“
„Aber?“ Isabella wusste genau, dass es ein Aber gab, denn Lucian vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
„Aber er wird an der Vernissage nicht teilnehmen.“
Im ersten Moment fehlten ihr die Worte, dann riss ihr endgültig der Geduldsfaden. „Der ist wohl verrückt geworden? Wie soll ich eine Ausstellung ohne Künstler machen? Ich bin ihm nicht hinterhergelaufen. Er ist zu mir gekommen! Ich werde verrückt mit diesem Kerl.“ Isabella sprang auf und kramte in der Schublade nach den Autoschlüsseln des Mietwagens. „Das macht er nicht mit mir. Ich fahre zu ihm und werde ihm meine Meinung sagen. Master! Pah! Dass ich nicht lache. Er sollte sich ein bisschen von der Disziplin, die er im Club hat, mit ins normale Leben nehmen.“
„Beruhige dich, Schatz. Das bringt gar nichts.“
„Beruhigen? Du bist gut. Wie soll ich mich beruhigen? In zwei Wochen soll die Vernissage sein und ich habe keinen Künstler zu den Bildern. Wie stellt er sich das denn vor?“
„Bitte, Isabella. Wenn ich ihm das nicht zugestanden hätte, hätte Simon die Ausstellung platzen lassen. So hast du wenigstens die Bilder.“
„Du hast was? Du hast es ihm zugestanden? Na, das ist ja toll. Dann mach doch gleich die ganze Vernissage selbst. Ich weiß nämlich nicht, wie ich eine Ausstellung präsentieren soll, wenn sich der Künstler weigert, anwesend zu sein.“ Sie hatte nicht schreien wollen. Sie hatte auch nicht ihre Wut an ihm auslassen wollen, doch es war passiert. Fassungslos starrte sie sein unbewegtes Gesicht an. Es war nicht zu deuten, ob er wütend oder enttäuscht oder verletzt war. Er hatte sich alle Mühe gegeben, die Ausstellung zu retten, und sie schrie ihn an.
Als Lucian wortlos aufstand, wurde ihr das ganze Ausmaß ihres Wutausbruchs bewusst. „Lucian, bitte, es tut mir leid.“
So verschlossen wie am Morgen, sah er auf seine Uhr. „Ich muss los. Mein Flieger geht in zweieinhalb Stunden. Simon kommt Donnerstagnachmittag in die Galerie.“
Er verließ die Galerie. Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich aus ihrer Erstarrung zu lösen. So konnte sie ihn unmöglich nach Paris fliegen lassen. „Lucian! Lucian!“
Am Eingang zur Galerie prallten sie aufeinander. Lucian wollte gerade zurückkommen und Isabella riss die Tür auf. Für ein paar Sekunden standen sie sich befangen gegenüber, doch dann warf sie sich in seine Arme. „Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir.“
„Ich wusste nicht, dass du so eine Furie sein kannst. Mann, mit dir zu streiten ist echt hart.“
„Ich will mich gar nicht streiten. Ich bin einfach so wütend auf ihn.“
Lucian nahm sie fest in den Arm. „Als wir die Bilder für die Mappe ausgesucht haben, hatten wir genug Scotch intus, dass Simon nicht auf die Idee kam, dass er auch Chancen hatte, genommen zu werden. Er kann diesen ganzen Rummel nicht leiden. Als er vor drei Jahren einen Architekturpreis gewonnen hat, ist er auch nicht zur Feier gegangen. Sie haben ihm den Preis zuschicken müssen.“
„Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich die Ausstellung gar nicht in Erwägung gezogen.“
„Doch, hättest du. Simons Bilder sind zu gut, als dass du sie dir hättest durch die Lappen gehen lassen.“
Isabella musste schmunzeln. Er kannte sie viel zu gut. „Komm, ich bring dich zum Flughafen.“
„Abschiede liegen mir nicht“, sagte Lucian.
„Mir auch nicht, aber nach eben will ich jede Minute mit dir verbringen, bis du fliegst. Ich vermisse dich jetzt schon.“
Isabella ließ den Jaguar am Flughafen stehen und nahm ein Taxi. Da Lucian nicht wusste, für wann er einen Rückflug bekam, wusste sie auch nicht, ob sie ihn würde abholen können.
Bei ihrem Lieblingsitaliener nahm sie sich Pasta und Tiramisu mit und
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