Isabelle
sie auf.«
Die Frauen schauten auf die Tür, die sich hinter ihm schloss. »Lass uns über was anderes reden«, schlug Isabelle vor und ging zu ihrem Schreibtisch.
Letty stand an der Anrichte, um Kaffee aufzusetzen, und schaute sich um. »Was machst du da?«
»Ich rufe Judith Colijn an.«
»Warte.« Letty ging zu Isabelle hinüber, die das Telefon wieder zurücklegte. »Sag ihr noch nichts von den Zwillingen.«
»Warum nicht?«
»Weil sie dann vielleicht weniger zahlt.«
Isabelle starrte sie an. »Du meinst, zwei sind billiger als …« Sie fing hicksend an zu lachen, und dann legte sie plötzlich den Kopf auf die Arme und brach in Tränen aus.
»Mist.« Letty legte die Arme um ihre Freundin, drückte die Nase in Isabelles Locken und murmelte gedämpft: »Das ist schon eine verrückte Welt.«
»Du bist ganz schön weit gekommen«, schloss Inspecteur Kleiweg emotionslos, nachdem er Max eine Viertelstunde lang zugehört und sich die Fotos von dem Schwarzen angeschaut hatte. Sie saßen in einem großen Café am Markt in Den Bosch mit Blick auf das alte Rathaus gegenüber. Trotz des modernen Hotels, zu dem es gehörte, war im Café die gedämpfte Atmosphäre eines altmodischen Teesalons erhalten geblieben, mit vielen Damen, die ihren Einkaufsbummel für ein Stück Kuchen mit Schlagsahne unterbrachen.
Das solide und ziemlich beamtenhafte Äußere von Kleiweg erinnerte Max an Meulendijk, doch er wusste, dass Kleiweg im Gegensatz zu diesem jede Form von Aufsehen verabscheute. Er war noch nie im Fernsehen gewesen und bisher noch in keinem Zeitungsartikel erwähnt worden. Nach Einschätzung von Bart Simons, der für Max recherchiert hatte, wer ursprünglich am Mordfall Ben Visser gearbeitet hatte, war Kleiweg ein Produkt der harten Schulen von Rotterdam und Den Haag und so beharrlich wie ein Barrakuda. Kleiweg hatte intern heftig dagegen protestiert, als ihm der Fall entzogen wurde und an höhere Instanzen ging, wo er, nach einschlägigen Beratungen zwischen den Justizbehörden, Interpol und dem FBI, ad acta gelegt wurde.
Kleiweg hatte zurückhaltend reagiert, als Max ihn angerufen hatte. Seine Verbitterung war offensichtlich. Max zweifelte nicht daran, dass Kleiweg sich auch die Zeit genommen hatte, ihn gründlich zu überprüfen, bevor er sich zu einem Treffen bereit erklärte.
»Warum kommst du damit zu mir?«, fragte Kleiweg. »Ich habe nichts mehr mit dem Fall zu tun.«
»Ich wollte deine Meinung dazu hören. Du warst vor Ort, du hattest mehr damit zu tun als die Bürokraten, die sich anschließend vom FBI haben breitschlagen lassen, den Fall unter den Teppich zu kehren.«
Kleiweg ignorierte seine Bemerkung. »Wenn ich das FBI wäre, würde ich auch alles tun, um mein Zeugenschutzprogramm abzuschirmen«, sagte er. »Aber warum recherchierst du nicht über Meulendijk? Der hat bessere Beziehungen als ich. Du arbeitest doch für Meulendijk?«
»Dieser Fall geht auf meine eigene Rechnung.«
Kleiweg zog eine rechtschaffene Augenbraue hoch. »Dann darfst du auch nicht seinen Namen und seine Karte gebrauchen.«
Max lächelte. Der Inspecteur gefiel ihm immer besser. »Meine Klientin hat sich zunächst an Meulendijk gewandt«, brachte er als lahme Entschuldigung vor. »Meulendijk fand die Sache aber nicht der Mühe wert und überließ sie mir. Bei der Klientin handelt es sich um Judith Colijn.«
»Aha, die also. Und wie lautete der Auftrag?«
Max zögerte. »Sie wollte eine Akte über Isabelle Mertens haben«, bekannte er widerwillig.
Kleiweg nickte bitter. »Sie war geradezu besessen von ihr«, sagte er. »Sie verdächtigte die Kleine, eine Komplizin des Mörders zu sein.« Er schüttelte den Kopf. »Ein nettes Mädchen, sie hatte etwas Apartes. Lebt sie noch bei ihrer Tante?«
»Nein, seit einem halben Jahr wohnt sie auf einem Bauernhof in Limburg. Es geht ihr gut dort. Sie hat es einigermaßen verkraftet.« Max beschloss, Isabelles Schwangerschaft zu verschweigen.
»Das freut mich«, sagte Kleiweg, und es klang aufrichtig. »Ich glaube ohnehin an Zufälle, aber es ist doch schon eine sehr seltsame Laune des Schicksals, dass ihre Mutter die Schwester von Ben Visser war.« Er schwieg einen Augenblick und fragte dann: »Hast du deine Ermittlungen auf eigene Faust ausgeweitet?«
»Na ja, ich hatte das Bedürfnis, alle Informationen noch einmal zu überprüfen. Du weißt ja, wie es einem geht, wenn man sich mit einer Zeugin und einer Angehörigen des Mordopfers beschäftigt.«
Kleiweg lächelte. »Ja, du
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