Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
bekannt ist und seine Identifikation die Polizei eine Weile aufhalten wird. Dadurch gewinnt er einen Vorsprung.« Er dachte nach und fragte dann: »Sagt Ihnen der Name Alex Hinstra etwas?«
    »Ist das der Mörder?«
    »Nein, unter diesem Namen hat sich Ihr Mann im Hotel eingetragen, als er das Zimmer buchte.«
    Judith schaute ihre Mutter an, die den Kopf schüttelte, wie Kleiweg glaubte, nicht so sehr deshalb, weil sie den Namen nicht kannte, sondern eher, weil sie ihre Tochter ermahnen wollte, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Judiths geschwollene Augen waren jetzt völlig ausdruckslos, als sei ihre Wut einer inneren Leere gewichen. »Ich kann mir keinen Menschen auf der Welt vorstellen, der Ben hätte ermorden wollen«, sagte sie matt. Sie stützte die Ellbogen auf die Knie und starrte zu Boden.
    Carolien unterbrach die Stille. »Wie geht es nun weiter?«
    »Jemand wird ihn offiziell identifizieren müssen«, antwortete Kleiweg. »Wir müssen eine Autopsie durchführen, dafür haben Sie sicherlich Verständnis. Und ich brauche Ihre Zustimmung, damit wir das Auto aufbrechen können.«
    Carolien nickte. »Weiß die Presse schon Bescheid?«
    »Nein, noch nicht. Aber auf Dauer ist es unvermeidlich, dass die Sache publik wird.« Er sah ihren Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Das liegt nicht in unserer Hand, Mevrouw. Wir können nur alles daransetzen, um …« Tja, dachte er, alles woran setzen? Den Schaden zu begrenzen? Die unerfreulichen Details zu verschleiern? Aber die ganze Geschichte schrie förmlich nach der Aufmerksamkeit der Medien. Er sah schon im Geiste die Schlagzeilen vor sich: FABRIKDIREKTOR LIQUIDIERT – NACKT IM BETT MIT SEINER GELIEBTEN.
    Er hatte den Eindruck, dass Carolien Colijns Sorge wegen des Skandals und der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mindestens genauso groß war wie die Trauer um den Verlust ihres Schwiegersohnes. Ihr war natürlich nur allzu gut bewusst, dass die Medien zwar einerseits mutmaßliche Täter schützten, indem sie nur deren Initialen veröffentlichten, die vollen Namen der Opfer hingegen laut hinausposaunten.
    Sein Piepser meldete sich, und er warf einen Blick darauf. Dienststelle Geldermalsen. Er steckte das Gerät weg und sagte: »Als Erstes müssen wir die Identität der jungen Frau feststellen.«
    »Der jungen Frau?«
    »Ja, sie scheint gerade erst Mitte zwanzig zu sein.«
    »Auch das noch«, sagte Judith verbittert.
    »Ein Meter sechzig bis fünfundsechzig, dunkle Haare, hellbraune Augen, schlanke Figur, ein bisschen mollig vielleicht«, fasste Kleiweg zusammen. »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer sie sein könnte?«
    »Absolut nicht. Ich kann mir diese ganze Situation überhaupt nicht vorstellen. Ben ist doch gar nicht der Typ, der irgendwelche Huren aufliest.« Sie stockte, den Mund noch halb geöffnet, als sei sie sich unmittelbar bewusst geworden, dass sie von ihm in der Gegenwart sprach. »Jedenfalls nicht, soweit ich weiß«, fuhr sie dann mit einer gewissen Dickköpfigkeit fort.
    Genau, dachte Kleiweg. Vielleicht war das das Problem gewesen.
    Maran Mertens saß neben dem Telefon. Sie hatte eine Häkelarbeit begonnen, um die Zeit totzuschlagen, aber sie war zu nervös, um etwas Vernünftiges zustande zu bringen. Als das Telefon läutete, ließ sie vor Schreck die Häkelnadel fallen. Die Nadel rutschte von ihrem Rock auf den Boden, und Maran dachte daran, wie mühsam es sein würde, sie wieder aufzuheben, eine Hand schwer auf die Tischkante gestützt, erst ein Bein zur Seite, dann in die Knie gehen und steif und aufrecht in die Hocke, um ihren siebzigjährigen Rücken zu schonen.
    Sie nahm den Hörer ab. »Mertens hier.«
    »Polizeidienststelle Geldermalsen«, sagte eine weibliche Stimme. »Sie haben uns angerufen …«
    »Aber ich habe nicht in Geldermalsen angerufen«, ant wortete Maran entrüstet. »Bei unserer örtlichen Polizei dienststelle habe ich angerufen, und da hat man mich nicht besonders ernst genommen.«
    »Kann sein, Mevrouw, aber die Kollegen haben trotz dem die Information in den Computer eingegeben, dass Ihre Nichte vermisst wird, und möglicherweise haben wir sie gefunden. Circa fünfundzwanzig Jahre alt, ein Meter fünfundsechzig groß, dunkle Haare …«
    »Was ist passiert?« Maran presste ihre freie Hand auf die Brust. »Hatte sie einen Unfall?«
    »So ähnlich, Mevrouw … aber wir möchten gerne si chergehen, dass es sich wirklich um Ihre Nichte handelt. Wenn Sie einverstanden sind, schicken wir Ihnen einen Wagen vorbei, der Sie

Weitere Kostenlose Bücher