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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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antwortete die Ärztin trocken. »Hat er Ihnen das eingeredet?«
    »Nein, Sie verstehen das nicht.«
    »Stimmt.« Die Ärztin sah, dass sie angefangen hatte zu weinen. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Ich rege mich eben immer darüber auf, wenn Frauen sich auf solche riskanten Geschichten einlassen. Aber das hilft Ihnen jetzt wohl kaum weiter.«
    »Nicht jeder läuft eben ständig mit Kondomen in der Tasche rum«, stieß Isabelle hervor. Sie wurde wütend, wie immer, wenn sie sich unverstanden fühlte. »Und ich glaube auch nicht, dass wir sie benutzt hätten. Wir sind gar nicht auf die Idee gekommen, es war alles ganz anders …«
    Der Gesichtsausdruck der Ärztin wurde sanfter. Sie nahm den Telefonhörer von der Gabel. »Lucy, ich schicke gleich Juffrouw Walman zu dir rüber. Bitte bring sie zum Bluttest zu Hetty, ich mache auf dem Computer ein Rezept fertig.«
    Sie legte auf und schaute Isabelle an. »Diese Untersuchung führen wir jetzt auf jeden Fall durch. Lucy wird Ihnen ein Rezept geben und unseren Mutterschaftspass, für den Fall, dass Sie das Kind behalten möchten.«
    »Ich muss darüber nachdenken«, flüsterte Isabelle.
    »Dazu ist kaum noch Zeit. Im Mutterschaftspass finden Sie den Plan für die Vorsorgeuntersuchungen, aber kommen Sie nächste Woche auf jeden Fall wieder, damit wir das Ergebnis des Bluttests besprechen können. Wenn Sie sich dafür entscheiden, das Kind auszutragen, sollten wir darüber reden, wie es weitergeht, Sie zum Gynäkologen überweisen, überlegen, ob Sie eine Hausgeburt möchten oder lieber ins Krankenhaus gehen et cetera.«
    Isabelle nickte und sagte: »Ich danke Ihnen.«
    Die Ärztin kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und nahm sie bei der Hand. »Ich war vielleicht vorhin ein bisschen schroff«, sagte sie. »Aber ich helfe Ihnen natürlich. Sie können jederzeit zu mir kommen.«
    Die Ärztin hatte gütige Augen und das Herz auf dem rechten Fleck. Isabelle fühlte sich schuldig. »Ich muss Ihnen etwas sagen«, bekannte sie. »Ich heiße gar nicht Walman. Ich bin Isabelle Mertens.«
    »Aber Sie wohnen bei den Walmans? Da haben Sie es aber gut getroffen.«
    Isabelle merkte, dass ihr Name ihr nichts sagte. Sie berührte ihren Bauch. »Der Vater des Kindes ist Ben Visser. Es war unsere erste gemeinsame Nacht; wir haben sie in einem Hotel verbracht. Dabei wurde er erschossen.«
    Die Ärztin schnappte nach Luft. »Mein Gott!«, sagte sie. »Ich habe darüber in der Zeitung gelesen.« Sie fasste Isabelle an der Schulter. »Sie armes Kind. Das muss ja ein schreckliches Erlebnis für Sie gewesen sein. Ich könnte mir die Zunge abbeißen.«
    Isabelle lächelte. »Ich habe es inzwischen ein bisschen verwunden.«
    »Was wollen Sie jetzt machen?«
    Im Grunde hatte sie schon die ganze Zeit von ihrer Schwangerschaft gewusst, und sie war sich ganz sicher. »Ich könnte es niemals wegmachen lassen«, flüsterte sie. »Ich will es behalten, und ich will nicht in ein Krankenhaus.«
    Die Ärztin schwieg für einen Augenblick und ließ dabei die ganze Zeit die Hand auf Isabelles Schulter liegen. »Ich komme demnächst mal bei dir vorbei, und dann überlegen wir gemeinsam. Okay?«
    Ihre Augen brannten, als sie den kurzen Flur entlangging. Fons saß im Wartezimmer, aber Isabelle bedeutete ihm, dass er sich noch einen Moment gedulden müsse, und folgte Lucy in ein anderes Zimmer, wo eine Arzthelferin ihr Blut abnahm.
    »Du machst ja richtig die Runde«, sagte Fons, als sie endlich fertig war, und folgte ihr nach draußen. »Bist du krank?«
    Sie schüttelte den Kopf und ging ihm hastig durch den Nieselregen voraus am Markt vorbei bis zu dem verwilderten Stück Rasen unter zwei riesigen Linden, wo sie ihr Auto geparkt hatte. Sie schloss die Beifahrertür für ihn auf, half ihm beim Einsteigen und ging um das Auto herum.
    Als sie am Steuer saß, steckte sie den Zündschlüssel ins Schloss, aber anstatt zu starten lehnte sie sich zurück und schaute Fons an. Sie wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte.
    »Ist es was Ernstes?«, fragte er besorgt.
    »Nein. Aber vielleicht muss ich euch verlassen.«
    Er machte ein entsetztes Gesicht. »Verlassen? Gefällt es dir nicht mehr bei uns?«
    »Ob es mir nicht gefällt?« Sie biss sich auf die Lippen. Wie er nur auf so eine Idee kommen konnte! »Nein, bei euch ist es am schönsten auf der ganzen Welt. Aber mit dem, was auf mich zukommt, kann ich euch einfach nicht belasten.«
    Über seinen hellen Augen bildete sich eine steile Falte. »Ist es was

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