Isarbrodeln
Hallo, die Dame. Man trifft sich also wieder«, begrüßte sie die beiden herzlich und wandte sich dann mit ernster Miene an Max. »Weißt du schon mehr über den Mord an Giovanni?«
»Nein, Rosi. Leider nicht.«
»Hoffentlich ändert sich das bald. Diese Schweine gehören bestraft, die das getan haben. Das sag ich dir. Jetzt ist man nicht mal mehr als Wirt sicher in München. Was ist das nur für eine beschissene Welt? Manchmal zumindest.«
»Ich gebe dir in allen Punkten recht, Rosi. Aber der oder die Kerle sind nicht so leicht zu erwischen. Keine Spuren. Wir haben nichts in der Hand.« Er zuckte bedauernd mit den Achseln.
»Du schaffst das, Max. Ganz bestimmt.«
»Ich gebe mein Bestes.«
»So. Was darf ich euch bringen?« Rosi zückte Stift und Notizblock.
Sie bestellten alle beide den weithin über die Stadtgrenzen Münchens hinaus berühmten ›Wildschweinbraten Spezial‹ und zwei Helle dazu.
»Die Suche nach dem Mörder deines Freundes ist also schwierig. Woran fehlt es denn noch außer an Spuren?«, wollte Annika wissen, nachdem die fesche Wirtin wieder weg war.
»An so gut wie allem. Es gibt kein überzeugendes Motiv. Die bisherigen Verdächtigen haben ein bombensicheres Alibi. Und neue Verdächtige müssen erst noch gefunden werden.«
»Habt ihr euch denn schon in der Verwandtschaft dieses Giovanni umgehört?«, fragte sie weiter.
»Es gibt keine weitere Verwandtschaft, soweit ich weiß. Nur seine Frau. Und die ist im Moment völlig durch den Wind.« Max hob wie ein Italiener die Handflächen nach oben und legte Daumen und Fingerspitzen aneinander.
»Oh je!«
»Genau. Heute Morgen habe ich seinen Koch gefragt, mit wem sein Chef Probleme gehabt haben könnte. Und der hat daraufhin bloß gemeint, dass etliche Leute gerne Giovannis Rezept für seine Teufelspizza gehabt hätten. Aber mal ehrlich: Wer begeht denn einen Mord für ein Pizzarezept?«
»Wohl kaum jemand. Aber es kommt vor. Bei uns in Hamburg hat ein Koch vor einigen Jahren tatsächlich einen Konkurrenten wegen so etwas Ähnlichem umgebracht. Ich glaube, es ging dabei um ein ganz besonderes Kaninchenragout.«
»Ach, wirklich?«
»Ja, es stand damals in allen Zeitungen.«
»Aha. Ja, da schau her.« Er sah sie kurz erstaunt an. Geh, so ein Schmarrn. Habe ich ja in zwanzig Jahren nicht erlebt, so ein windiges Motiv. Aber wer weiß. Nichts ist unmöglich. Oder? »Egal. Mir wird schon was einfallen«, fuhr er fort. »Die Jagd ist auf jeden Fall noch lange nicht beendet.« Er sprach dabei mehr zu sich selbst als zu ihr.
»Du findest den Kerl bestimmt.« Sie blickte ihm tief in die Augen.
Ja, Herrschaftszeiten. Dieser Engel von der Nordseeküste hat auf einmal eine Art drauf. Der reine Wahnsinn. Mitfühlend und anhimmelnd zugleich. Monika hat sich schon lange nicht mehr so um mich bemüht. Oder doch? Nein. Sicher nicht. Egal. Später. Nicht jetzt.
»Ich bin mir da ebenfalls ganz sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit«, erwiderte er und versuchte noch tiefer in sie hineinzuschauen, als sie es gerade bei ihm tat.
»Hey, sieh doch nur! Unser Bier kommt.«
Sie unterbrach ihren Blickkontakt, setzte sich ruckartig auf und lächelte Rosi zu, die sich gerade im Sauseschritt näherte. Die Wirtin stellte die Getränke vor ihnen ab.
»So, ihr Turteltäubchen«, scherzte sie munter. »Lasst euch das Bier schon mal schmecken. Der Braten kommt in zehn Minuten.«
»Danke, Rosi!«, erwiderte Max.
»Gerne, Max.« Sie nickte ihnen noch einmal freundlich zu und eilte dann zum nächsten Tisch, um dort die Bestellungen entgegenzunehmen.
»Hey, was macht ihr denn hier? Ich dachte, wir wären die Einzigen, die originelle Ideen für ein Wiedersehen hätten.«
Ohne jede Vorwarnung stand auf einmal Josef vor ihrem Tisch. Wie gewohnt in Jeans, weißem Hemd, Sakko und Schnauzbart. Und Jutta stand direkt neben ihm.
»Der Herr Torwart Stirner. Na, wenn das kein Zufall ist«, rief Max überrascht. »Oder hast du dich etwa mit deiner Freundin hier verabredet, Annika?«
»Nein. Habe ich nicht. Das ist jetzt wohl eher so ein Fall von vier verschiedenen Menschen und demselben Gedanken, oder?« Sie blickte genauso baff wie Max von einem zum anderen.
»Sieht ganz so aus«, sagte Jutta und gluckste. »Was meint ihr? Sollen wir uns zu euch setzen?«
»Äh, klar. Warum nicht?« Ganz bayrischer Gentleman alter Schule wahrte Max natürlich den Anstand, obwohl es ihm innerlich gewaltig gegen den Strich ging. Er hätte sich viel lieber weiter alleine mit Annika
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