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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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dann nehme ich dich gleich mit. Okay?« Er blinzelte ihr aufmunternd zu.
    »Wirklich?« Jetzt lächelte sie sogar ein wenig.
    »Logisch. Wozu hat man denn Freunde? Bis gleich.«
    Als sie eine gute Stunde später im Fond ihres Taxis saßen, nachdem Clara vom diensthabenden Oberarzt auf eigene Verantwortung entlassen worden war, räusperte sich Max ein paar Mal mit vorgehaltener Hand. Er wollte sie wegen des Mordes an Giovanni befragen. Aber er wusste nicht, wie er damit anfangen sollte. Schließlich sah er genau, wie schlecht es ihr ging.
    »Du, Clara«, sprach er sie dann nach langem Zögern schließlich doch an. »Diese zwei Burschen, die vorgestern Abend mit Giovanni im Restaurant gestritten haben. Du weißt schon, die beiden, die ich dann rauswarf. Zuerst dachte ich ja, sie hätten euch das alles angetan. Aber sie haben ein felsenfestes Alibi. Sie waren es nicht.«
    »Aha. Und wer war es dann?« Sie sah ihn verwirrt und neugierig zugleich an.
    »Das weiß ich leider auch nicht. Ich hatte gehofft, dass du mir bei der Suche helfen könntest.«
    »Gerne, Max. Wenn du mir sagst, wie.«
    »Na, zum Beispiel könntest du ganz genau darüber nachdenken, mit wem Giovanni alles Streit hatte. Und es mir dann sagen. Willst du das für mich tun? Und für Giovanni?« Er legte wie ein großer Bruder seinen Arm um ihre Schultern.
    »Natürlich, Max. Sobald mir etwas einfällt, rufe ich dich an. Im Moment bin ich bloß noch zu durcheinander. Und dann muss ich auch noch die Sache mit der Beerdigung regeln. Und sehen, wie es mit dem Lokal weitergeht, muss ich auch.« Sie zupfte unruhig am Kragen ihres weißen Wollmantels und zog ihn ein Stückchen enger um ihren Hals.
    »Logisch. Niemand hetzt dich, Clara. Aber sobald dir etwas einfällt, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist, sag es mir bitte. Und bitte schreib mir gleich noch Paolos Telefonnummer und Adresse auf. Ich habe ein paar Fragen an ihn. Okay?« Er reichte ihr seinen silbernen Lieblingskuli und eine seiner Visitenkarten, mit dem Hinweis, dass sie alles auf der Rückseite notieren könne.
    Hoffentlich findest du jemals eine Spur des Mörders, Raintaler, dachte er, während sie schrieb. Ruhe! Schluss mit dem Gejammer. Denk an deine Fälle bei der Kripo. Was hast du damals getan, wenn du mal nicht gleich weitergekommen bist? Etwa gejammert? Oder aufgegeben? Nein. Und das wirst du jetzt auch nicht tun. Und wer weiß? Manchmal hilft einem ja auch der Zufall auf die Sprünge. Mit ein bisschen Glück. Wie bei der Geschichte mit der Russin damals.
    Franz und er hatten einmal einen völlig aussichtslosen Fall zu bearbeiten gehabt. Einen grausamen Mord an einer Prostituierten aus der Ukraine. Keine Fingerabdrücke, kein Motiv, kein Verdächtiger weit und breit. Nicht die geringste Spur war zu finden gewesen. Und das, obwohl sie etliche Leute vernommen hatten. Nach etwa einem halben Jahr, gerade als sie die Akte für immer schließen wollten, rief auf einmal jemand wegen eines Raubes auf dem Revier an. Und weil sie gerade zufällig in der Nähe waren, fuhren sie zum Tatort. Als sie in der Wohnung des älteren Herren, der den Überfall angezeigt hatte, ankamen, war der Täter längst verschwunden. Dafür hatte Max ein Foto der toten Ukrainerin auf dem Wohnzimmerregal entdeckt. Der ältere Herr hatte zunächst abgestritten, sie zu kennen. Das Bild sei ein Geschenk eines Bekannten gewesen. Und weil das Mädchen so hübsch sei, habe er sie in einen Bilderrahmen gesteckt und hier aufgestellt. Doch dann brach auf einmal alles aus ihm heraus. Völlig unvermittelt. Ja, er habe sie getötet, gestand er unter Tränen. Monatelang habe er ihr den doppelten Preis für ihre Liebesdienste bezahlt. Bis sie ihm endlich versprochen gehabt habe, ihn zu heiraten. Doch dann sei da dieser junge Russe gekommen und sie habe etwas mit dem angefangen. Und er selbst habe mit dem Ofenrohr ins Gebirge geschaut. Da habe es ihm dann gereicht und er habe sie umgebracht. Und Gott sei Dank hätten Max und Franz ihm dieses Geständnis jetzt entlockt. Er wäre schon halb verrückt geworden vor schlechtem Gewissen.
    Max bezahlte den Taxifahrer und brachte Clara in ihre Wohnung über dem ›Da Giovanni‹ hinauf. Dort brühte er ihr noch einen Beruhigungstee auf und riet ihr zum Abschied, sich sofort hinzulegen, sobald sie sich schwach fühle. Dann spazierte er zu Fuß zu ›Monikas kleiner Kneipe‹ hinüber. Er hatte seiner Teilzeitlebensgefährtin vorhin versprochen, sie beim Ausschank und Bedienen zu unterstützen.

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