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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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dachte kurz an seinen wehen Finger.
    »Denke ich auch. Sehr viel Glück.« Sie grinste tapfer.
    »In welche Richtung sind die beiden denn abgehauen?«
    »Das weiß ich nicht, Max. Es ging alles so schnell. Frag Jane. Ich glaube, die hat sie davonlaufen gesehen.«
    Er drehte sich um und eilte zu Mikes obercooler Freundin zurück, die immer noch dort stand, wo er sie gerade verlassen hatte. Wartet sie auf irgendwas? Auf eine Erleuchtung? Oder auf irgendwen? Auf Annika? Wieso geht sie denn nicht zu ihr?
    »Hey, Jane, in welcher Richtung ist der Mann mit seinem Hund verschwunden?«, fragte er sie.
    »Dort hinunter.« Sie zeigte im Zeitlupentempo nach Norden.
    »Also nach Schwabing rüber?«
    »Ja, rechts um den See herum.« Sie lachte laut auf.
    Was war denn mit der los? Ganz normal war sie auf jeden Fall nicht. Aber wer war heutzutage schon normal?
    »Und wann war das?«
    »Es ist noch nicht lange her. Glaube ich jedenfalls.« Sie lachte weiter und schüttelte dabei unentwegt ihre lange, gewellte Mähne. Bestimmt hat sie was eingenommen. Sie ist ja total weggetreten. Langweilig wird es Mike sicher nicht mit ihr.
    »Was habt ihr denn die ganze Zeit vorher gemacht? Ihr seid ja ewig lang weg gewesen.«
    »Wir haben eine Freundin von mir getroffen und über Klamotten geredet. Und über Männer.« Jane brüllte jetzt vor Lachen.
    Das muss ja saulustig gewesen sein, dachte Max. Herrschaftszeiten. Spinnen denn bald alle?
    »Sag mal, hast du irgendwas eingeworfen?«, fragte er stirnrunzelnd.
    »Nur geraucht.«
    »Und was?«
    »Gras.«
    »Aha. Wie schön für dich. Okay. Ich schau mal, ob ich den Kerl noch erwische.« Er sah sich suchend um, entdeckte dabei einen älteren Freizeitradsportler in bunter Rennfahrermontur, der gleich hinter dem Krankenwagen stand und rannte eilig zu ihm hinüber.
    »Ich bin von der Polizei. Würden Sie mir bitte kurz ihr Fahrrad leihen?«, fragte er.
    »Da kann ja jeder kommen. Haben Sie einen Ausweis?«, brummte der Mann unwillig.
    »Sie können ihm ruhig glauben«, rief Annika vom Krankenwagen aus dazwischen. »Ich kenne ihn. Ich bleibe hier bei Ihnen, bis er Ihr Rad wieder zurückbringt. Versprochen.«
    »Na gut. Wenn es der Gerechtigkeit dient, will ich mal nicht so sein. Aber passen Sie gut darauf auf. Das Rad war teuer.«
    »Sicher!«, versprach Max und schwang sich in den Sattel. Na, warte, Bürscherl, dich kriege ich. Mir eine Drohung ausrichten lassen, meine Bekannte verletzen und dann abhauen. So geht es nicht. Und wenn du wirklich einer von diesen Kerlen bist, die uns in der ›Bar Verona‹ überfallen haben und etwas mit Giovannis Tod zu tun hast, dann gnade dir Gott. Er trat kräftig in die Pedale und befand sich kurz darauf auf dem kleinen Fußgängerpfad, der vom See aus nach Schwabing führte.
    »Aus dem Weg!«, rief er in eine Gruppe älterer Damen hinein, die sich im Gegenzug lautstark über den wild gewordenen Rambo auf einem öffentlichen Fußweg beschwerten.
    Ja, so war das im Leben. Jedes Opfer wurde irgendwann selbst zum Täter. Stimmt’s Raintaler? Er dachte an den unverschämten Radfahrer an der Isar, der Monika am Dienstag beinahe umgefahren hätte. Dann sah er ihn. Klein, schwarzhaarig, Lockenkopf, Pitbull an der Leine. Keine fünfzig Meter weit vor ihm. Er drehte sich gerade zu seinem Hund um. Kein Zweifel. Es war einer der Kerle aus der ›Bar Verona‹. Er erkannte ihn sofort.

26
     
     
    »Jetzt mache ich diesen Job ja wirklich schon lange«, erklärte Franz seinem Zimmerkollegen Bernd Müller. »Aber so was ist mir auch noch nicht untergekommen. Diese Kerle aus der ›Bar Verona‹ sind anscheinend spurlos verschwunden. Mist, verdammter. Gott sei Dank haben wir wenigstens den Anführer.« Er hob ärgerlich die mageren Akten auf seinem Schreibtisch hoch und ließ sie wieder fallen.
    »Eben, Franzi«, erwiderte Bernd. »Und wer weiß? Vielleicht hat ja sogar dieser Anführer unseren Giovanni Vitali auf dem Gewissen. Wir müssen ihn halt mal etwas mehr unter Druck setzen. Irgendwann redet der schon. Soll ich mich mal um ihn kümmern?«
    Der scharfe Bernd, wie ihn alle nannten, hatte einen unbestechlichen Riecher für Lügner, und seine Verhörergebnisse waren stets hervorragend. Dass ihm dafür gelegentlich schon mal die Hand ins Gesicht der Beschuldigten ausrutschte, wurde von seinem Chef stillschweigend hingenommen. Aber nur, solange Bernd Erfolge vorweisen konnte. Wäre dies einmal nicht mehr der Fall, bekäme er gründlich den Kopf gewaschen.
    »Nein, das mache

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