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Isarbrodeln

Isarbrodeln

Titel: Isarbrodeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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ich selbst. Ich koche den Burschen schon weich. Wäre doch gelacht. In einer halben Stunde treffe ich ihn im Verhörraum.« Franz wollte es sich nicht nehmen lassen, den Ganoven, der seinen Freund Max abstechen wollte, höchstpersönlich wegen eines Alibis zur Tatzeit im ›Da Giovanni‹ zu befragen. Er würde ihm schon klarmachen, wie lausig seine Aussichten wären, so bald wieder aus dem Gefängnis zu kommen, wenn er nicht redete.
    Als er dem mit Handschellen gefesselten, unrasierten Mario Albertini etwas später gegenübersaß, ging er noch einmal in Gedanken durch, was er ihn fragen wollte.
    »Soll ich wieder gehen?«, erkundigte sich der Riese mit der langen Narbe im Gesicht nach zwei stillen Minuten und grinste dabei frech. »Ich meine nur. Vielleicht wollen Sie ja gar nichts von mir wissen.«
    »Ja, da schau her. Sie können also doch reden, Herr Albertini. Nach unserem letzten Treffen dachte ich schon, sie hätten ein Schweigegelübde abgelegt.«
    Na also. Das Schweigen anderer scheint ihn zu verunsichern, dachte Franz. Gut zu wissen. Herrschaftszeiten. Er schaut ganz schön fertig aus. Das Blut sickert schon durch sein Pflaster. Anscheinend hat ihn Max doch recht heftig mit dem Aschenbecher getroffen.
    »Ein Schweinegelübde?«
    »Nein, ein Schweigegelübde, Herr Albertini. Können Sie in jedem Lexikon nachlesen. Keine Angst. Sie kommen gleich dran.« Er schwieg noch eine Weile lang mit verschränkten Armen weiter. Dann beugte er sich vor und schaltete das Aufnahmegerät ein, das bei Verhören Beschuldigter immer mitlaufen musste. »So, Herr Albertini. Los geht’s«, eröffnete er das Verhör. »Wo waren sie am Montag zwischen sieben Uhr morgens und zehn Uhr vormittags?«
    »Wieso am Montag? Was war am Montag? Wann war Montag?« Der Italiener fuchtelte genervt mit seinen zusammengebundenen Händen vor sich in der Luft herum.
    »Vor vier Tagen. Heute haben wir Freitag und morgen Samstag, wenn Ihnen das hilft.«
    »Keine Ahnung.« Albertini starrte mit leerem Blick durch Franz hindurch.
    »Sie werden doch noch wissen, was Sie am Montag gemacht haben, Mann. Wollen Sie mich verarschen?« Franz wurde laut. Ich kann auch ganz anders, Bürscherl. Wart’s nur ab.
    »Nein. Ich weiß es nicht. Wir haben am Sonntag viel getrunken und am Montag glaube ich auch.«
    Albertini zuckte mit den Schultern und sah zur Decke hinauf.
    »Glauben Sie bloß nicht, dass Sie damit durchkommen, Mann.« Franz kniff sein linkes Auge zu einem schmalen Schlitz zusammen. Das rechte war ja ohnehin nach wie vor zugeschwollen. »Passen Sie auf«, fuhr er fort. »Es ist so. Wegen der versuchten Tötung an meinem Kollegen werden Sie sowieso angeklagt. Das wissen Sie ja bereits.«
    »Weiß ich nicht.«
    »Na gut, dann wissen Sie es jetzt. Und ich schwöre Ihnen eins. Für den Mord an Giovanni Vitali kriegen wir sie ebenfalls dran, wenn Sie es waren. Wir finden alles heraus. Es ist besser für Sie, wenn Sie reden. Ein Geständnis wirkt immer strafmildernd. Also, kommen Sie. Sagen Sie schon endlich, wo Sie sich am Montagvormittag aufgehalten haben.«
    »Wer soll dieser Vitali sein? Und von was für einem Mord reden Sie? Ich habe getrunken, nicht gemordet. Haben Sie eine Zigarette?«
    Wenn Unschuldsengel riesig waren und große Narben im Gesicht trugen, saß im Moment ein wahres Prachtexemplar ihrer Gattung vor Franz.
    »Klar habe ich eine.« Franz tat absichtlich so, als hätte er die Frage wörtlich genommen. »Gut. Sie haben getrunken«, fuhr er ungerührt fort. »So viel wissen wir jetzt schon mal. Dann können Sie mir ja sicher auch sagen, wo das war.«
    »Ich weiß es nicht, Commissario. In der ›Bar Verona‹ und dann noch irgendwo in der Stadt. Aber wo habe ich vergessen. Ich schwöre. Bitte geben Sie mir eine Zigarette.« Albertini legte stöhnend sein Gesicht in die gefesselten Hände und sah nach unten.
    Hat er etwa immer noch Kopfschmerzen von Max’ Schlag mit dem Aschenbecher?, fragte sich Franz. Wundern täte es mich nicht. Er hat ihn ja sauber ausgeknockt.
    »So, so. Einfach so vergessen. Und das soll ich glauben?« Der kleine dicke Hauptkommissar klang jetzt wie ein Freund.
    »Nicht einfach so. Zu viel Alkohol.« Albertini sprach weiter mit dem Fußboden.
    »Da!« Franz holte eine Zigarette aus seiner Schachtel und warf sie vor ihm auf den Tisch. Als der Italiener den Kopf hob und sie in den Mund steckte, gab er ihm auch noch Feuer.
    »Das sieht nicht gut für Sie aus, Herr Albertini. Gar nicht gut. Wir wissen, dass jemand aus

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