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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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Tasche mit dem Kostüm unter dem Sitz hervor. Seine Hand tastete Leder und Samt. Wie ein toter Maulwurf. So gar nicht seins.
    Fünf Minuten später steckte auch er in Strumpfhosen und Lederpuschen. Gegen die noch kühle Luft band ersich ein Halstuch um. Als er den Mäckie betrat, war er der Einzige in Kostüm. Die wenigen Grünwalder Gäste starrten ihn an. Er blickte sich hektisch um.
    »Was darf’s denn sein, edler Knappe?«, fragte die nette Servicekraft.
    »Ich, äh, ich dachte …«
    »Deine Faschingskumpel sind hinten auf der Terrasse.«
    »Okay. Einen Kaffee, zwei Hamburger und kleine Pommes.«
    Augenblicke später stand das Tablett vor ihm. »Sechs neunzig.«
    Hummel griff in die Tasche seiner … Strumpfhose. Die natürlich keine Tasche hatte. Sein Geld war im Transit.
    »Ich zahl schon, keine Panik. Wir sitzen draußen«, sagte Duke, der sich Nachschub organisierte.
    »Danke, Duke. Ich geb’s dir nachher.«
    »Geschenkt. Meister, noch mal vier Apfeltaschen. Und zwei Ketchup, zwei Mayo.«
    »Wo frisst du das hin, dünner, weißer Duke?«, fragte sich Hummel und ging nach draußen, wo die anderen rauchend und lachend inmitten von Bergen Einpackpapier und Pappbechern saßen. Dosi winkte ihn zu sich.
    »Ois easy, Süßa?«
    »Übertreib’s nicht!«, zischte Hummel und setzte sich.
    »Na komm. Offiziell sind wir ein Paar.«
    Hummel nickte kühl und biss in seinen Burger. Dass ihm die Gurke aus der Semmel auf seine Strumpfhose flutschte, war ihm wurscht. Heute würde ihm noch so manches entgleiten. Vermutlich. Er staunte über Dosi. Wie einfach sie in diese Rolle schlüpfte. Er selbst würde nur so weit gehen, wie es wirklich nötig war. Einen Hauch Haltung bewahren, mochten die Klamotten noch so lächerlich sein. Er sah nach unten auf seinen rechten Stiefel. Ketchup? Majo? Nein. Vogelkacke. Er schaute nach oben. Ein Vögelchen auf der Markise. Er musste lachen. Und zwinkerte dem Vogel zu.
    NICHT MEHR LANGE (09:30)
    Vor Burg Waldeck war ein riesiger Parkplatz abgesperrt. Mit Bierzelt. Darin reihenweise Metallspinde. Wer noch nicht verkleidet war, wechselte hier später die Klamotten. Jetzt schon lungerten Bomberjacken auf dem Parkplatz, beim Zelt und am Eingang zum Burghof. Security . Mussten sich auch noch verkleiden. Die letzten Lieferanten verließen das Gelände.
    Patzer – noch in Nadelstreifenzivil – stand auf der Burgmauer und ließ den Blick schweifen. »Was für eine Landschaft«, murmelte er. »Aber nicht mehr lange.« Heute würde er sie knacken, die letzten Widerständigen, die die wahre Größe seines Projekts nicht erkennen wollten. Und die Scheichs würden unterschreiben.
    ISARIA – Heimstatt der Wildnis .
    Eine Taube fixierte ihn mit kalten Augen. Patzer zischte, aber sie verließ ihren Platz auf dem Mauersims nicht. »Scheißvieh«, flüsterte Patzer und ging nach unten. »Heute ist mein Tag!«
    WIENER UND BIER (09:40)
    »Superjob«, dachte Jakko. Unter ihm ächzte ein alter Campingstuhl. Er saß an der Einfahrt zum Parkplatz vor der Burg. Patzer hatte ihm und seinen Kumpels vom Paradise den Job verschafft. Auf die Autos aufpassen. Richtig Security hätte ihm besser gefallen. Aber klar, dafür hatte Patzer Profis. 300 Euro waren sehr okay für ein bisschen Rumstehen oder -sitzen. Nur die Klamotten … Die im Kostümverleih hatten Probleme, für ihn was Passendes zu finden. Wenn das Kleidungsstück schon Wams hieß … Aber Jakko war froh, dass er endlich mal wieder unter Menschen war. Das Versteckspiel der letzten Tage war anstrengend. Patzer hatte das ja geregelt. Guter Mann.
    Jakko schnippte den Rest seiner Zigarette weg und gähnte herzhaft. Dann machte sich sein rechter kleiner Finger auf Erkundung ins linke Nasenloch. Wären seine Nägel nur länger.
    »Na, Jakko, alles klar?«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Jakko erhob sich eiligst aus dem Campingstuhl. Der ging mit seinem Bratarsch zusammen in die Höhe. Jakko streifte das lästige Alugestell von den Backen. »Doktor Patfer!« Er streckte ihm die Hand hin. »Noch mal vielen Dank.«
    Patzer winkte ab. »Kein Stress, Jakko. Du hast nachher ein Auge drauf mit deinen Jungs? Sind teure Autos.«
    »Klar, Fef.«
    »Super. Aber solange nix los ist, geh ruhig ins Kantinenzelt. Es gibt Wiener und Kartoffelsalat.«
    Jakko strahlte übers ganze Gesicht.
    GOOD DAY, SUNSHINE (09:56)
    Mader war schon länger auf. Er saß auf seinem Ostbalkon und genoss die Morgensonne. Bajazzo lag zu seinen Füßen. Über die Zeitung hinweg beobachtete Mader auf

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