Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
Vom Netzwerk:
heraufziehenden Sternenhimmel entgegenreckten. Auch hier fanden sich Balkone und Brücken, beleuchtete Fenster und Erker, die vor dem flammenden Abendhimmel wie bizarre Schattenspiele wirkten.
    »Ich fürchte, wir werden noch eine Nacht außerhalb der Stadtmauern verbringen müssen.« Gimbars nüchterne Worte rissen Yonathan aus seinen Betrachtungen.
    Verwirrt blinzelte Yonathan Gimbar an. »Wie bitte?«
    »Na, die Sonne ist weg und die Stadttore sind geschlossen!«
    »Natürlich, das sehe ich auch.«
    Seinen Gefährten schien der Anblick des abendlichen Quirith nicht übermäßig beeindruckt zu haben.
    Yonathan unterdrückte eine leichte Gereiztheit und fragte: »Meinst du, wir sind hier vor den Priestern sicher?«
    Gimbar dachte einen Moment nach. »Ich glaube nicht, dass sie in der Nacht hier aufkreuzen werden. Sieh dir doch den Vorplatz vom Stadttor an – ein richtiges Gewühl aus Menschen, Squaks und Tieren. Da ist es schon bei Tage schwierig den Überblick zu behalten.«
    Gimbars Worte überzeugten Yonathan und er schlug vor, sie sollten am nächsten Morgen unter den Ersten sein, die in die Stadt gingen. Er wollte Quirith so schnell wie möglich durchqueren. An neuen Bekanntschaften lag ihm wenig.
    Am nächsten Tag verabschiedeten sich Yonathan und Gimbar noch vor Sonnenaufgang vom Karawanenführer und bedankten sich für die ihnen erwiesene Gastfreundschaft. Tatsächlich gehörten sie dann zu den Ersten, die vor dem Stadttor Stellung bezogen.
    Yonathan grübelte vor sich hin. Die erste Etappe war geschafft. Nach Quirith begannen die unermesslichen Weiten der Ostregion… und dann standen sie vor dem eigentlichen Problem, nämlich, das erste Auge Bar-Hazzats zu finden.
    »Wusstest du, dass ich gleich ein armer Mann sein werde?«, verkündete Gimbar mit bitterer Miene.
    »Nein.« Die Sorge um die bevorstehenden Ereignisse ließen Yonathan wortkarg werden.
    »Hast du schlecht geschlafen?«
    »Es geht.«
    »Siehst du die steilen Abhänge links und rechts von den Stadtmauern? Quirith ist der einzige Pass durch den Großen Wall, den Karawanen nehmen können. König Kirrikch nutzt diesen Vorteil schamlos aus, indem er allen nicht ansässigen Händlern saftige Durchgangszölle abverlangt.«
    »Das ist ja wirklich tragisch!«
    Gimbar versank in gekränktes Schweigen.
    Langsam erwachte die Sonne. Als sie bereits über den östlichen Horizont lugte, gab es auf der Stadtmauer erste Anzeichen von Leben: Rote Uniformen waren zwischen den Zinnen zu erkennen, Waffen klapperten, vereinzelte Krächzlaute schallten auf den Vorplatz. Die mittlerweile stark angewachsene Zahl der Wartenden vor dem Tor wurde unruhig. Gleich würden die hölzernen Flügel aufschwingen, das Maul in der Mauer würde sich öffnen, damit die Squak-Hauptstadt ihre zahlreichen Besucher verschlingen konnte – nicht ohne sie vorher um ein saftiges Passiergeld zu erleichtern.
    Während Yonathan wie gebannt auf die noch verschlossenen Torflügel starrte, spürte er plötzlich ein unangenehmes Kribbeln im Nacken, ein bekanntes Gefühl.
    Noch ehe er sich umdrehen konnte, hörte er Gimbar sagen: »Ich glaube, wir bekommen Schwierigkeiten.«
    Zwischen zwanzig und dreißig schwarze temánahische Priester hatten sich unter die Reisenden gemischt, untersuchten alle größeren Gepäckstücke und stellten Fragen. Offensichtlich hatte man auch daran gedacht, dass diese zusätzliche Verzögerung nicht den Beifall der Wartenden finden würde, deswegen war der ganze Vorplatz von Squak-Soldaten umstellt worden. Auch innerhalb der Menge trieben einige Squaks wie Enten in bewegtem Wellengang.
    »Einer der Priester hat Kontakt mit Bar-Hazzat«, flüsterte Yonathan. »Ich spüre es ganz deutlich.«
    Gimbar blickte ratlos auf die näher kommenden schwarzen Gestalten. »Das sind einfach zu viele«, murmelte er. »Und ich habe nicht genug Dolche dabei.«
    »Das ist nicht der rechte Augenblick, um Scherze zu machen, Gimbar.«
    »Ich mache keine Scherze.«
    Yonathan schaute erschrocken in Gimbars entschlossenes Gesicht. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Und zwar schnell!«
    »Könntest du nicht…?« Gimbar deutete auf Haschevet.
    »Vergiss es. Es war schon bei dem einen Priester nicht leicht, aber bei so vielen und gerade jetzt, wo einer von ihnen mit Bar-Hazzat spricht – unmöglich!«
    Einer der temánahischen Missionare befand sich bereits ganz in der Nähe. Yonathan hörte ihn einen Squak fragen: »Hast du einen jungen Mann auf einem weißen Lemak gesehen, das ein

Weitere Kostenlose Bücher