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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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Perle befindet?«
    »Benutzen Sie Ihr magisches Monokel.«
    Karls Mund blieb einen Moment offen stehen, aber dann erinnerte er sich an den falschen Sammelraben im Kristallpalast. »Von dem Magieskop hat Ihnen ein Kollek-Tibe berichtet, nicht wahr?«
    »Wir beide wissen, dass es so ist. Wenn Sie nicht so enden wollen wie Täuschel, sollten Sie nun den Nox herausrücken.«
    In Wirklichkeit war Karl sogar froh, endlich die schwere steinerne Hand in ihrem Kleid aus Einhornhaar aus seiner Manteltasche holen zu können. Sein Puls raste jetzt, aber er ließ sich seine Empfindungen nicht anmerken. Langsam legte er das Objekt von Gmorks Begierde auf den Tisch.
    »Und jetzt wirst du genau das tun, was ich dir sage«, erklärte der menschliche Werwolf mit einer plötzlich viel leiseren Stimme, deren Kälte Karl erschreckte. »Du befreist die schwarze Hand aus ihrer Hülle, nimmst die weiße da unter der Hutschachtel hervor und fügst sie beide zusammen.«
    Karl blickte geradewegs in Gmorks glühende Augen. Er konnte in ihnen etwas lesen, das für diesen Handel kein gutes Ende verhieß. Es kostete ihn allen Mut, mit fester Stimme zu antworten: »Das kann ich nicht.«
    »Was soll das heißen? Die Hände passen nur auf eine Weise zusammen. Die Daumen müssen sich kreuzen. Tu es, verdammt noch mal.«
    »Nein!«
    Gmorks Attacke kam so plötzlich, dass Karl keine Gelegenheit zur Reaktion blieb. Der Hüne sprang nach vorn, seine riesigen Pranken schnappten nach Karls Hals und drückten zu. Der Angegriffene, alles andere als schmächtig, wehrte sich mit unbändiger Kraft. Tatsächlich geriet Gmork ins Wanken. Karl wollte schreien, aber es kam nur ein erstickter Laut heraus. Anstatt sich zu befreien, weckte seine Gegenwehr neue, ungeahnte Kräfte im Werwolf. Dessen Daumen suchten und fanden den Kehlkopf des Opfers. Und drückten noch fester zu. Karl schlug verzweifelt mit den Armen um sich. Sein Hals drehte sich etwas im Griff des Gegners, doch er kam nicht frei. Zwei-, dreimal traf er auf harte Muskeln an Gmorks Brust oder Bauch. Der Werwolf schob ihn weiter von sich fort. Er hatte die größere Reichweite. Und den längeren Atem.
    Selbiger wurde Karl nämlich schon knapp. Er trat mit dem Fuß und traf sogar ein Bein seines Kontrahenten. Gmork wankte abermals. Karl nutzte den Moment der Schwäche und versuchte eine schnelle Drehung, um sich irgendwie aus dem tödlichen Griff zu winden. Die beiden vollzogen einen grotesken Tanz durch den Raum. Gmork prallte gegen eine Wand, an der noch einige weiße Perlenschnüre hingen, bereit zur Umwandlung in schwarze. Gleich darauf drängte er Karl zurück, bis dieser mit den Oberschenkeln gegen die Tischkante stieß und das Gleichgewicht verlor.
    Ein Bein auf dem Boden, das andere in der Luft, versuchte er wieder hochzukommen. Völlig unmöglich. Der Schweiß rann ihm in Strömen über den Körper. Sein Kopf drohte zu zerplatzen. Sterne tanzten vor seinen Augen. Sein Körper schrie nach Sauerstoff, doch ihm gelang kein einziger Atemzug. Er lag mit dem Rücken auf der Tischplatte, und Gmork benutzte sein Gewicht und die unglaubliche Kraft seiner Arme, um sein Opfer wie auf einer Schlachtbank einem schnellen Ende zuzuführen. Seine von der Anstrengung erstarrte Miene wirkte kühl und lauernd.
    Karl wollte noch nicht sterben. Er war mit einer Strategie hergekommen, deren Erfolg von seinem Überleben abhing. Das versteinerte Gesicht vor seinen Augen begann zu verschwimmen. Jeden Moment musste er die Besinnung verlieren. Mit der linken Hand suchte er nach einem Halt, um sich vielleicht doch noch einmal aus dem zangenartigen Griff zu befreien. Dabei stieß er gegen die Schüssel mit den losen Perlen. Das Gefäß rutschte vom Tisch und zerschellte klirrend am Boden. Die weißen Perlen verteilten sich in alle Richtungen.
    »Ich gebe dir eine letzte Chance«, presste Gmork hervor und lockerte gleichzeitig seine Hände um Karls Hals. »Füge mein Herz zusammen, und ich lasse dich leben.«
    Karls pumpte gierig den kostbaren Sauerstoff in die Lungen. »Tu es doch selbst«, krächzte er trotzig.
    »Das kann ich nicht.«
    »Die Zeit zwischen zwei Atemzügen genügt dir. So lange darfst du die beiden Steine berühren. Wenn die Hände erst ineinander verschränkt sind, werden sie dir nichts mehr tun.«
    »Warum das Risiko eingehen, wenn du es für mich tun kannst?«
    »Weil ich meine Prinzipien habe.«
    »Dann sollst du daran ersticken.« Gmorks Hände schlossen sich erneut wie Eisenklammern um Karls

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