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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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Körperteile konnte Karl aufgrund der Rüstungen nicht sehen – war ihre Haut auf keine bestimmte Farbe festgelegt; manche schimmerten grün, die anderen blau oder rot, einige wenige orange. Bei allen glänzten die Gesichter wie Metall oder wie die Chitinpanzer schillernder Insek
    ten. Ansonsten hatten die Soldaten aber wenig Ähnlichkeit mit Krabbeltieren. Es waren einfach neugierige, etwas scheue, zugleich aber auch ziemlich entschlossen dreinblickende Männlein.
    Die Arme über Kreuz, hatte Herr Trutz die klammen Hände unter den Achseln versteckt und beobachtete sichtlich vergnügt den Aufmarsch der Wolkenburger Armee. Der Buchhändler saß quer im Sattel und ließ seine Beine an einer Seite des Glücksdrachen herabbaumeln. Ein Seitenblick auf seinen jungen Begleiter genügte ihm, um dessen Gedanken zu erraten. »Menschen wären zu schwer für die Wolkenstadt – von ein paar Besuchern, die alle Jubeljahre mal hereinschneien, abgesehen. Das da sind Luftikusse.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Ich glaube schon.«
    »Und Kumulus?«
    »Ihr König ist natürlich auch ein Luftikus.«
    »Natürlich«, sagte Karl tonlos und schlang den Mantel noch enger um seinen zitternden Leib; heftige Böen wehten durch die Grünanlage. Er wusste ja selbst nicht, warum er mit einem ganz normalen Mann gerechnet hatte. Möglicherweise, weil Hallúzina so menschlich gewesen war.
    »Ich hätte mir Wolkenburg nie so schön vorgestellt«, schwärmte Qutopía, ohne die Wachen zu beachten. Einige sahen ziemlich grimmig aus, was damit zusammenhängen mochte, dass die Fuchur mitten in einem Blumenbeet gelandet war.
    Karl musste dem Drachenmädchen Recht geben. Wolkenburg war eine Stadt wie aus einem Märchen. Beim Anflug auf den Palastgarten hatte er die hübschen Häuschen bewundert, die in allen möglichen Farben leuchteten, als bestünden ihre Wände aus durchscheinendem Alabaster. Ihre Erbauer hatten sie auf einer länglichen Wolke errichtet, die von unten wie ein Oval mit unregelmäßigem Rand aussah. In der Mitte erhob sich der weiße Dunst wie ein Fels und endete in einem Plateau. Dort oben stand das aus einer Festung entstandene Schloss von Kumulus IL., dem Herrscher dieses ungewöhnlichen Gemeinwesens.
    »Ah! Seine Hoheit geben sich persönlich die Ehre«, witzelte Herr Trutz und deutete zum Schloss hinauf.
    Von dort schwirrte, etliche Haken schlagend, in Begleitung einer sechsoder achtköpfigen Eskorte eine kleine Gestalt heran, die vor allem durch ihren langen wehenden Mantel und die schlecht sitzende Krone auffiel. Die Leibwache hatte Mühe, den ständigen Richtungswechseln ihres Schutzbefohlenen zu folgen, ohne ihn dabei allzu oft anzurempeln. Der Schwarm landete brummend vor dem Glücksdrachen, der König allen voran. Er war selbst für einen Luftikus ausgesprochen klein und sein scharlachroter Mantel wohl nicht von ungefähr viel zu lang (wenn er zwei Handbreit über dem Boden schwirrte, schien er als der Größte zwischen den Seinen zu stehen). Kumulus' Gesicht schimmerte metallisch in den Farben des Regenbogens, was ein untrügliches Zeichen seiner aristokratischen Herkunft war.
    Der König ergriff sogleich in herausforderndem Ton das Wort. »Planen Sie eine Invasion?«
    »Nee«, antwortete Qutopía und biss von einem Streifen Trockenfleisch ab, den sie aus ihrer Hosentasche gezogen hatte.
    »Ich muss mich für das rüpelhafte Benehmen meiner Pilotin entschuldigen, Majestät«, beeilte sich Herr Trutz zu versichern. »Wir kommen in gänzlich friedlicher Absicht. Wir...«
    »Einen stattlichen Glücksdrachen haben Sie da«, fiel ihm der König ins Wort und blickte begehrlich auf die Fuchur.
    »Ist nur 'ne Maschine«, sagte Qutopía kauend.
    »Ach was! Ist mir völlig neu, dass es so etwas gibt.«
    »Die Fuchur ist auch ein Einzelstück«, sagte wieder Herr Trutz, stellte sich und seine Begleiter – um Eindruck zu machen – mit allen erdenklichen Titeln vor und gab sich größte Mühe, sofort auf den eigentlichen Zweck ihres Besuches zu kommen.
    Der König wirkte irgendwie unaufmerksam. Seinen Namen nannte er zwar noch – Kumulus IL., ohne zusätzlichen Ballast aus Titeln –, nahm aber nicht einmal den Blick von dem Fluggerät und unterbrach den Meisterbibliothekar schon nach kurzer Zeit. »Ist es schwer, den Glanz der Schuppen zu erhalten?«
    Herr Trutz, offenbar aus dem Konzept gebracht, verstummte.
    »Nee«, antwortete an seiner Statt die Pilotin. »Ab und zu etwas Wachs. Das genügt.«
    »Ach was! Wie viel wiegt denn

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