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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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Sein keuchender Atem dröhnte in Karls Kopf wie das Geläut in einem Glockenturm. Er war aus dem Gewölbe kopflos losgelaufen und rannte nun um sein Leben. Noch hatte er den Gürtel um und war unsichtbar. Er konnte es schaffen.
    Taumelnd erreichte er endlich die Tür vor der Treppe, die zur Empfangshalle hinaufführte. Ohne nachzudenken, riss er sie auf, stürzte nach oben und raunte: »Finstertor, ich will von dir entlassen werden.« Karl hatte seinem Willen kaum Ausdruck verliehen – er fand die Formulierung auch nicht besonders originell –, als die Falltür auch schon gehorchte. Lautlos senkte sie sich ab, schrumpfte dabei zusammen und verschwand schließlich ganz. Entkräftet wankte er in die riesige Halle, die ohne die Kraft des Nox bereits zu verblassen begann.
    Der blanke Schrecken warf ihn fast um. Dutzende von Panzerriesen stapften scheppernd auf ihn zu. Karls Rechte fuhr zum Griff seiner Waffe, vielmehr dahin, wo sie hätte sein sollen. Aber das Schwert war nicht da! Bei seinem überstürzten Aufbruch aus dem Nox-Gewölbe hatte er es zurückgelassen. Es lag noch immer unter Frigons eisigen Überresten. Im nächsten Moment hatte Karl es schon vergessen. Er war viel zu erschöpft, viel zu aufgeregt, um noch einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können. Flucht! war das letzte Wort seines gequälten Geistes, das man hätte niederschreiben können, alles andere nur noch Reflex. Erneut begann er zu laufen, obwohl sein verletztes Fußgelenk schmerzte, die von den Eisstacheln durchlöcherte Sohle brannte, jeder Muskel in seinem Körper um Gnade schrie.
    Die Panzerriesen konnten ihn offensichtlich nach wie vor nicht sehen, aber sie hatten ein feines Gehör. Jeder Laut, den Karl verursachte, schien sich in ihren hohlen Rüstungen vielfach zu verstärken – er glaubte tatsächlich das Echo wahrzunehmen. Ziellos rannte er in der kolossalen Halle umher wie ein verängstigtes Kaninchen zwischen einer Meute von Jägern. Der Ring aus schwarzen Rüstungen zog sich immer enger um ihn zusammen. Irgendwo in seinem ausgezehrten Geist flammte ein kleiner Funke auf und erhellte ein Gesicht. Es gehörte einem sommersprossigen Mädchen mit roten Haaren. Karl entdeckte eine Lücke in dem Kordon aus schwarzem Stahl und dort hinein stolperte er.
    Irgendwie hatte er es geschafft, durch den Ring zu schlüpfen. Noch einmal mobilisierte er letzte Reserven. Da gab es doch einen Schwebeschlund. Was war das noch gleich? Sein Gedächtnis streikte. Das vage Gefühl, etwas Gutes für sich und das grünäugige Mädchen zu tun, trieb ihn voran. Die schwarzen Rüstungen folgten ihm in dichtem Abstand.
    Wie ein verletztes Tier, das die Wasserstelle schon wittert, humpelte er zielstrebig weiter. Und dann – endlich! – entdeckte er den Schimmer, der sich von der immer dunkler werdenden Umgebung deutlich durch seine kränklich grüne Farbe abhob. Karl dachte nichts mehr, fühlte nichts mehr: Sein Geist war leer. Er sah nur noch das Licht und wankte darauf zu. Als er die Maul-Tür erreicht hatte, ließ er sich nach vorne fallen.
    Er bemerkte nicht einmal, wie sein gläserner Gürtel an einem der Zähne, die den Durchgang zierten, hängen blieb und vom Gewicht seines fallenden Körpers mitten entzweigerissen wurde. Im Nu wurde er sichtbar.
    Plötzlich schloss sich ein riesiger stählerner Handschuh um seinen Hals. Er spürte einen dumpfen Schlag am Kopf und verlor die Besinnung.

    ∞
      
    War es das ohrenbetäubende Hallen schwerer Eisenschuhe auf blankem Steinboden, das ihn erwachen ließ? Oder das unangenehme Gefühl an seinen Füßen? Er konnte es nicht einordnen. War es nun eisige Kälte oder glühende Hitze? Karl öffnete die Augen. Alles um ihn herum war verschwommen.
    »Du hättest deinen Willen besser behüten sollen«, spottete eine tiefe, samtene Stimme, die wie durch eine lange Röhre zu ihm zu sprechen schien.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
    »Du wirst der mächtigsten Magierin Phantásiens etwas mehr Respekt entgegenbringen«, antwortete die verschleierte Stimme, und Karl spürte augenblicklich, wie die beängstigende Mischung aus Kälte und Hitze bis zu seinen Knien emporkroch.
    »Wartet!«, murmelte er. Sein Kopf dröhnte, vermutlich von dem Schlag, den man ihm versetzt hatte. Er kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Nach kurzer Zeit konnte er klarer sehen. Das Schrecklichste bemerkte er zuerst.
    Seine Füße steckten in einem Eisblock, der jenem auf furchtbare Weise ähnlich sah, den er bei dem Kind im Gewölbe

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