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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Müsliriegel aus meinem Rucksack auf die Decke.
    Â»Es wird ein bisschen dauern, aber ich komme wieder. Nicht weglaufen, okay? Ich helfe dir.«
    Er murmelt einen polnischen Satz und rollt sich zusammen. Ich signalisiere Wilma, dass es heimwärts geht, und die Batterien meiner Taschenlampe schaffen es gerade noch bis zum Höhlenausgang.
    Meine Fantasie läuft auf Hochtouren, während ich mit Wilma durch den Wald renne und später wie eine Verrückte in die Pedale trete, sodass die Ohren der Hündin wild schlappen, während sie neben mir herrennt.
    Ãœberwältigt von meinem grausigen Fund in der Felsenkammer, male ich mir aus, wie er das ganze Dorf in Aufregung versetzen wird. Nun habe ich im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche ausgegraben.
    Und Olek, mein geheimnisvoller Dieb? Er sieht nicht aus wie ein Verbrecher, aber was hat Thomas zu Tante Lotta gesagt: Nicht in allen Mörderaugen flackert der Wahnsinn. In Oleks Augen flackert das Fieber, und das zu bekämpfen ist jetzt vorrangig. Eines nach dem anderen, denke ich.
    Mein Rad lehne ich gegen den Stamm des Pflaumenbaumes neben der hinteren Gartentür. Ich sperre Wilma in ihren Zwinger, gebe ihr Wasser und Futter. Der Geländewagen meines Vaters steht nicht im Carport, das Haus ist verschlossen. Glück gehabt, Jola. Meine Eltern sind noch nicht aus der Stadt zurück. Jetzt muss ich schnell sein, denn sie können jeden Moment wiederkommen und dann wird es nicht mehr so einfach sein, den Medizinschrank zu durchsuchen und mich noch einmal in den Wald abzusetzen.
    Ich flitze in mein Zimmer und stelle den Laptop an. Während er hochfährt, inspiziere ich unseren Medizinschrank. Er ist voll mit Medikamenten (Ma hat für jede Krankheit etwas parat) und ich hoffe, dass noch etwas da ist von diesem Antibiotikum, das Pa letztes Jahr nach dem Fuchsbiss genommen hat.
    Der Name des Medikaments ist mir auf dem ganzen Weg nach Hause nicht eingefallen, aber Pa hatte die Tabletten nicht alle genommen, daran kann ich mich noch vage erinnern. Trotzdem brauche ich eine gefühlte Ewigkeit, bis ich auf die Packung stoße. Cefuroxim, das muss es sein. Ich überfliege den Beipackzettel und weiß, dass ich fündig geworden bin. Von den vierundzwanzig Tabletten ist noch die Hälfte übrig. Ich stecke die Packung in meinen Rucksack, dazu noch zwei Mullbinden, ein Päckchen sterile Kompressen und Cutasept-Spray zum Desinfizieren.
    In der Speisekammer schneide ich ein paar Scheiben Brot, bestreiche sie mit Butter und belege sie mit Salami und Schinkenscheiben. Ich stecke eine Packung Schokoladenkekse ein, eine Tafel Vollmilchschokolade, zwei Bananen und zwei Büchsen Thunfisch. Die Stullen wickele ich in Silberfolie und verstaue sie ebenfalls in meinem Rucksack. Verdammt, gleich halb sechs. Trotzdem flitze ich noch mal nach oben zu meinem Computer und googele Lymphbahnentzündung. Wie vermutet, ist sie mit Antibiotika gut in den Griff zu bekommen.
    In der Abstellkammer neben dem Gästezimmer suche ich nach der Zeltlaterne, die mit der Kurbel aufgeladen wird. Pa hat sie mir geschenkt, als ich letztes Jahr mit der Klasse eine Woche am Müggelsee zelten war. Ich werde fündig und verstaue die Lampe in meinem Rucksack.
    Bin bei Saskia, komme später, hinterlasse ich auf dem Küchentisch.
    Mein kleiner Rucksack platzt aus allen Nähten, als ich mich wieder aufs Rad schwinge. Vor dem Haus klappen Autotüren. Perfektes Timing. Ich trete in die Pedale und vierzig Minuten später (Rekordzeit) bin ich wieder in der Höhle, außer Atem und völlig durchgeschwitzt.
    Olek sitzt auf seinem Lager und badet seine Hand in Tante Lottas Eimer, der zwischen seinen Beinen steht. Die Haare kleben ihm strähnig an den Schläfen. Er sieht krank aus.
    Â»Hey«, sage ich, »da bin ich wieder.«
    Ist das Erleichterung in seinem Gesicht? Er zieht die Hand aus dem Eimer und trocknet sie an seinem T-Shirt ab. Ich setze mich neben ihn, hole die Zeltlampe hervor und lade sie mit schnellen Kurbelbewegungen auf. Mit fiebrigen Blicken verfolgt Olek mein Tun. Als ich die Lampe anknipse, verziehen sich seine Lippen zu einem Lächeln.
    Ich fische die Tabletten aus meinem Rucksack, lese im Schein der Zeltlampe den Beipackzettel noch einmal genau durch. Zweimal täglich eine und die Entzündung sollte zurückgehen. Ich drücke eine Tablette aus der Folie und reiche sie ihm. »Antibiotika«, sage ich und deute auf den roten

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