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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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sollte. Am See Genezareth rieb er mithilfe seiner Mamluken-Garde an die vierzehntausend Mann unter Guido von Lusignan an den Hörnern von Hattin auf. Ritter des Templer- und Lazarusordens wurden zu Dutzenden erschlagen.
    Saladin zündete alle Sträucher an und ließ dem Heer der Kreuzfahrer jeden Zugang zum See verstellen, am Ende des Tages befahl er den Sturm auf die von Hitze und unsäglichem Durst zermürbten Anhänger Christi. Aber Saladin hatte das Leben Guidos von Lusignan geschont und ihm am Ende der Schlacht persönlich eine Schale mit Wasser gereicht.
    Der Schock, den diese Nachricht beim Gesinde auslöste, war enorm. Wie war es einer Horde von muslimischen Stämmen möglich, Kreuzritter zu schlagen? Noch dazu in einem so großen Verband? Man sprach schließlich von über zehntausend Männern, die Saladin entgegengetreten waren. Es war, als hätte eine große, erbarmungslose Faust die Bewohner einer Stadt wie Regensburg mit einem einzigen Streich ausgelöscht.
    Wie ein Schatten legte sich die Nachricht auf die Brust der Menschen, verdunkelte ihre Gedanken und erfüllte ihre Herzen mit einer unbestimmten Angst.
    »Ich würde ihnen gerne die Köpfe vom Hals schlagen«, brummte Konrad, der Isenhart mittlerweile um eine halbe Kopfeslänge überragte und in den Schultern auslegte. Aber in seiner Grimmigkeit schwang die Furcht vor dem Unbekannten mit.
    Isenhart blickte zu Henricks Hühnern, die sich inzwischen kräftig vermehrt hatten und von alledem unberührt Körner aufpickten. Er hatte herausgefunden, dass sie über ein spärliches Verständigungssystem verfügten, das es ihnen ermöglichte, sich untereinander vor Feinden zu warnen. Sie machten mithilfe spezifischer Laute auf Futter aufmerksam oder riefen ihre Küken zu sich. Sie sprachen.
    Isenhart fragte sich, ob sie in ihrer Beschränktheit vielleicht glücklicher waren als er. Sorge um Nahrung kannten sie nicht, da sein Bruder eher selbst aufs Essen verzichtete, als sie hungern zu lassen, niemand hob den Rohrstock gegen sie, und mit Sicherheit war ihnen Saladin einerlei.
    Isenhart drosch auf das glühende Eisen ein, dass die Funken davonstoben. Dann löschte er es im Bottich ab, fegelte es, stieß nämlich es in schneller Folge in einen Haufen Stroh hinein, wieder und wieder.
    Der Pinkepank, der seinen Sohn gerade lehrte, ein Schwert für den jungen Herrn zu schmieden, begutachtete die Klinge, während ihm Henricks Hühner über die Füße liefen. Mit routinierten Bewegungen wog und wendete er die Waffe, sein mehrfach verbrannter Zeigefinger fuhr über die Schneide. »Mehr weiches Eisen«, sagte er nicht ohne Anerkennung und reichte ihm die Waffe zurück.
    Seit der Sache mit dem Auge schlug Chlodio ihn nur noch, wenn er sich bei der Arbeit wirklich schwere Schnitzer erlaubte. Und auch dann steckte in den Schlägen keine Wucht, sie waren zu einer tadelnden Geste verkommen.
    Manchmal ertappte Isenhart sich bei dem Gedanken, die ehrliche Aggression der früheren Prügel, die er bezogen hatte, zu vermissen, denn der jetzigen Züchtigung fehlte jede Leidenschaft. Die Ohrfeigen kamen mechanisch und lustlos. Damit war nun auch das einzige Gefühl, das sein Vater ihm gegenüber je gezeigt hatte, verschwunden.
    »Mehr weiches Eisen, damit die Klinge elastischer wird?«, fragte Konrad.
    Isenhart nickte. Eine stahlharte Klinge würde im Kampf zwangsläufig brechen, er selbst hatte nach Aufforderung seines Vaters ein solches Schwert mit ihm gekreuzt, und es war zersplittert.
    Auch hatte er gelernt, die Schneide nicht auf den Durchmesser eines Fingernagels zu verjüngen. Wie er dem Pinkepank vorführte,eignete sich ein solches Schwert vorzüglich, um Äpfel und sogar in die Luft geworfenes Leinen zu durchtrennen. Wie ihm anschließend sein Vater vorführte, wurde die Schneide mit dem ersten Aufeinandertreffen bei einer Parade allerdings schartig und letztlich, nach einigen Schlägen, unbrauchbar für den Kampf.
    Konrad und Isenhart hatten die Burg hinter sich gelassen und stapften durch den Wald. Der Sommer näherte sich seinem Ende.
    Konrads Interesse an Helden war keineswegs versiegt, nur hatte sich ein Faible für Waffen hinzugesellt. Wenn Walther von Ascisberg ihnen die Vorzüge der schiefen Ebene oder der Hebelkraft nahebrachte, bekamen Konrads Augen jenen leblosen Ausdruck, den Isenhart nur zu gut kannte.
    Bei einer der letzten Unterrichtsstunden aber hatte von Ascisberg das Gespräch auf die Armbrust gebracht. Konrad war sofort Feuer und Flamme.
    »Aber die

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