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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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führen.«
    Isenhart empfand das als äußerst kargen Trost.
    »Ich kämpfe für mich«, ließ Konrad sich vernehmen und hob das Haupt.
    Abermals ging ein Raunen durch die Menge und pflanzte sich fort bis hinaus auf den Burghof, wo sich jene in dichten Trauben eingefunden hatten, die im Inneren der Kapelle keinen Platz mehr gefunden hatten. Ein geblendeter Mann, der sich dem Zweikampf stellte! Wahrhaft, es musste der Sohn von Sigimund von Laurin sein.
    Von Mulenbrunnen lächelte.
    »Das ist unmöglich«, stieß Isenhart hervor.
    »Schweigt, der Mann hat seine Wahl getroffen«, befahl der Bischof und fuhr fort, bevor Isenhart etwas erwidern konnte: »Ein jeder darf tragen, was sich in seinem Besitz befindet. Denjenigen ohne Besitz stellt der Schmied eine Waffe seiner Wahl zur Verfügung.«
    Henning von der Braake räusperte sich vernehmlich, die Augen der anderen richteten sich auf ihn, als er sich an Konrad  III . von Scharfenberg wandte: »Es gibt da noch einen Umstand, der bisher unerwähnt blieb.«
    »Und der wäre?«
    »Dieser Mann hier«, Henning deutete mit dem Kopf auf Simon von Hainfeld, »er war mir bei meinen Taten behilflich und ist in alles eingeweiht. Ohne seinen bereitwilligen Schutz hätte ichmeine … Suche nach Erkenntnissen nicht betreiben können. Sein Name ist Simon von Hainfeld.«
    Am meisten von allen war von Hainfeld über diese Offenbarung überrascht, die ihn offensichtlich völlig unvorbereitet traf.
    Konrad  III . von Scharfenberg trat näher, um einen prüfenden Blick auf den hünenhaften Mann zu werfen, der sich die ganze Zeit über in den Schatten einer Säule gedrückt hatte, wo man ihn kaum in seiner ganzen Größe wahrnahm.
    »Ist das so, Simon von Hainfeld?«, fragte ihn der Bischof von Spira. Simon war mit dieser Frage anscheinend überfordert, weshalb er einen Hilfe suchenden Blick dem Mann zuwarf, der ihn mit wenigen beiläufigen Worten soeben ins Zentrum des allgemeinen Interesses katapultiert hatte.
    Von der Braake nickte kaum merklich.
    »Ja, Herr«, sagte Simon daher und lächelte dabei, was wohl Ehrerbietung ausdrücken sollte, aber völlig fehl am Platze war.
    Der Bischof nickte: »Gut. Dann unterliegt auch Ihr dem Gottesurteil. Kämpft ihr selbst oder …«
    Der Hüne trat mitten im Satz aus dem Schatten vor. Die Frage hatte sich erübrigt, wie von Scharfenberg realisierte.
    Isenhart atmete einmal tief durch. Er und sein blinder Freund im Kampf mit einem alten Abt und Henning – das wäre vielleicht noch zu bewältigen gewesen. Aber mit Simon von Hainfeld im Spiel, den er in der Schlacht zwischen von Owenbühl und von Vöhingen leibhaftig erlebt hatte, minimierten sich ihre Chancen, das Blatt zu ihrer Seite zu wenden, ins Bodenlose.
    »Keine Sorge«, raunte Konrad, der seine Gedanken zu erraten schien, ihm mit gepresster Stimme zu, »ich binde ihn. Dann hast du freie Hand und musst nur Wilbrand und Henning töten.«
    Wie tröstlich, wollte Isenhart erwidern, aber als er einen Seitenblick auf Konrad warf, bemerkte er, wie dessen Nasenflügel vor Zorn bebten. Dort, wo die Augen sich befunden hatten, war alles übersät von Brandblasen, trotzdem beschlich ihn das Gefühl, der Freund schaue direkt zu dem großen Mann neben Henning. Zu dem Mann, der ihm und Sophia das alles angetan hatte. Isenhart begriff, dass Konrad es kaum erwarten konnte, Simon von Hainfeld in Stücke zu schlagen. Indes, sein Augenlicht spielte dabei nicht mit.
    »Damit hat das Hohe Gericht seine Tagung beendet und die Urteilsfindung voller Vertrauen und Demut in die Hände unseres Schöpfers gelegt«, verkündete Konrad  III . von Scharfenberg.
    Henning und Isenhart tauschten einen Blick, und sie lasen in den Augen des jeweils anderen die Gewissheit, dass alles Mögliche den anstehenden Kampf entscheiden würde.
    Nur nicht Gott.

[Menü]
41.

    enning hatte nicht gelogen.
    Sophia stand neben dem Tross des Bischofs beim Gesinde, das sich so zahlreich versammelt hatte, als handle es sich um einen Feiertag, an dem es seine Arbeit ruhen lassen konnte. An die hundertfünfzig drängten sich hinter dem Bischof, dem man einen schweren Stuhl auf die Wiese gestellt hatte, auf dem er nun thronte.
    Sophia befand sich hundert Fuß von Isenhart entfernt, aber er glaubte trotzdem die feinen Nähte zu erkennen, die ihr kreuz und quer durchs Gesicht liefen. Nein, es war nicht das Garn, es waren die geschwollenen und geröteten Hautränder, die Henning vernäht hatte und die jene Linien bildeten, die Isenhart

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