Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Vesper

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das richtige Spielfeld war, um sich in der Beziehung Sicherheit zu verschaffen.
    Was hätte bei den Trennungspaaren anders laufen können? Manchmal muss nichts anders laufen. Anna und ihr Freund passten wirklich nicht zueinander. Es war nur eine Episode. In ihrem Leben. In seinem Leben. Sie hat begriffen, dass sie zu dem Zeitpunkt Sehnsucht nach einem Vater hatte und noch gar nicht bereit war für einen Mann. Er hat
gelernt, dass schmeichelhafte Beziehungen zu jungen Schauspielerinnen nicht wirklich schmeichelhaft sind und dass sogar die eigene Entwicklung als Künstler stagniert, wenn man ein falsches Bild von sich selbst feiern lässt. Er hat mit seiner neuen Partnerin ein Kind bekommen, geheiratet und ist heute, so viel ich weiß, ein recht guter Schauspiellehrer, der keine Geschichten mehr erzählen muss, mit welchen internationalen Regiegrößen er einmal gedreht hat.
    Wenn Marianne und Gert eher gekommen wären, hätten sie die Problematik ihrer unterschiedlichen Bildung und Sozialisation anschauen können. Marianne hätte sich weniger ungeliebt fühlen müssen, wenn Gert ein Gespräch über Konflikte verweigerte. Gert hätte daran arbeiten können, seine begrabenen Träume von Bildung und Kreativität auszugraben und für die Verwirklichung aktiv zu werden. Er hätte viel wagen müssen, um der Mann zu werden, der er selbst gerne sein wollte. Er hat das Risiko gescheut.
    Die Müllers sind zusammengeblieben. Aber nicht, weil sie wirklich miteinander gewachsen sind. Sie hat ihn, nachdem sie ihn rausgeschmissen hatte, wieder aufgenommen, weil er nun einmal ihr Mann war und auch das viele Geld verdiente, das ihren Lebensunterhalt – und die Botox-Unterspritzungen auf der Stirn – finanzierte. Er wollte seine Familie nicht verlieren und passt jetzt besser auf, dass seine sexuellen Episoden nicht auffliegen. Hätten sie sich wirklich der Krise gestellt und sich gefragt: Was für ein Paar sind wir eigentlich?, hätte sie sich mit ihrem Übergewicht und ihrem Rückzug als Frau, ihrem sexuellen Rückzug, auseinandersetzen müssen. Er hätte sich mit seiner Angst vor dem Altern konfrontieren müssen, und beide hätten sich auf das besinnen müssen, was sie einmal aneinander angezogen hat. Beide hätten sich mit der Verachtung, die sie einander gegenseitig zeigten, die aber jeder auch für sich selbst hegte, ehrlich beschäftigen müssen, und sie hätten wieder Respekt und Würde miteinander und jeder für sich selbst finden müssen.

    Ich empfehle euch also, darüber zu sprechen, ehrlich, schonungslos, wenn es etwas gibt, was nach außen offensichtlich zwischen euch unharmonisch ist. Sprecht es aus, wenn ihr findet, dass euer Partner, eure Partnerin sich körperlich vernachlässigt, dick wird, schlecht riecht, ständig müde ist, sich nicht um die eigene Vitalität kümmert, während ihr selbst Sport macht, aktiv seid, wach und voller Sehnsucht.
    Sprecht es aus, wenn ihr euch eurem Partner, eurer Partnerin in Schönheit, Alter, Bildung, Einkommen oder was auch immer unterlegen fühlt. Und versteht es nicht so, dass der andere hässlicher, weniger erfolgreich und so weiter werden muss, sondern legt einfach die Karten offen auf den Tisch und guckt, was ihr damit macht.
    Sprecht es aus, wenn ihr mit der Reaktion der Außenwelt, Eltern, Freunden nicht zurechtkommt.

    Zu der Frage: Was für ein Paar sind wir eigentlich?, gehört noch mehr.
    Schaut euch einmal an, wie euer gemeinsames Leben aussieht.
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    Wie viel Zeit verbringt ihr täglich miteinander?
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    Wie wertvoll macht ihr eure gemeinsame Zeit?
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    Welche gemeinsamen Interessen, Leidenschaften teilt ihr?
    Es gibt Paare wie diese: Sie sitzen im Leben wie im Auto nebeneinander und schauen in die gleiche Richtung oder in entgegengesetzte Richtungen, oder sie sitzen vor dem Fernseher nebeneinander und betrachten die Welt in der Glotze, oder sie sitzen als Autorität gemeinsam vor den Kindern, als Institution vor der Familie, vor Freunden, immer schauen sie in die gleiche Richtung.
    Und dann gibt es die andere Sorte: Sie sitzen am Tisch voreinander, schauen sich an und reagieren aufeinander. Sie
sitzen mit den Kindern so, dass sie auf diese und aufeinander hören. Sie sitzen mit der Familie, mit Freunden so, dass jeder von ihnen auch ein Individuum ist, auch sie einander interessant sind, einander anschauen, fragen, zuhören.
    Tatsächlich hat es auch eine Qualität, nebeneinander den Stürmen der Welt zu trotzen, sich nebeneinander zu entspannen, stark als