Istanbul
„Kleine Hagia Sophia“ – über die Ähnlichkeit mit der großen Schwester kann man sich jedoch streiten.
Im Inneren überwiegen die Farben Blau, Grau und Weiß. Reiz verleiht dem Bauwerk auch sein konfuser Grundriss – ein möglicher Hinweis darauf, dass die Kirche einst zwischen anderen Gebäuden eingequetscht war. Die ausladende Mittelkuppe wird von einem unregelmäßigen Säulenachteck gestützt. An einigen Kapitellen sind noch Monogramme von Justinian und seiner Frau Theodora zu erkennen.
Küçük Ayasofya Cad.
Sokullu Mehmet Paşa Camii (Sokullu-Mehmed-Pascha-Moschee)
Sokullu Mehmed Pascha – ein gebürtiger Serbe namens Bayo Sokolovitsch, der bis zu seinem 18. Lebensjahr Christ war – ließ die Moschee 1572 errichten. Er galt als einer der fähigsten Politiker seiner Zeit und war Großwesir unter Selim dem Säufer, bis er von einem irren Soldaten ermordet wurde. Die Moschee selbst zählt zu den schönsten kleineren Gebetsstätten des Baumeisters Sinan und beherbergt grandiose türkisblaue İznik-Fayencen. Die kleinen schwarzen Steinchen an der Wand über dem Eingang, an Mihrab und Minbar entstammen dem Hadschra, dem heiligen Schwarzen Stein der Kaaba in Mekka. Angeblich sollen sich die Marmorsäulen nahe dem Mihrab schon bei der kleinsten Erschütterung drehen – falls es stimmt, ein geniales Erdbebenwarnsystem.
Şehit Çeşmesi Sok.
At Meydanı (Pferdeplatz/ehemaliges Hippodrom)
Blut und Spiele – das Hippodrom
So wie die Hagia Sophia in byzantinischer Zeit als Mittelpunkt des religiösen Lebens angesehen wurde, galt das Hippodrom als Zentrum profaner Aktivitäten. Bis zum 12. Jh. waren Wagenrennen das Massenspektakel schlechthin. Jeder vierte Einwohner suchte die gigantische Rennbahn auf, die 100.000 Menschen fasste und um einiges größer war als das riesige Giuseppe-Meazza-Fußballstadion in Mailand. Die Herrscherfamilie saß in der mächtigen Kaiserloge. Da das Hippodrom der einzige Ort war, an dem Volk und Herrscher zusammentrafen, kam es hier des Öfteren auch zu politischem Aufruhr. Am blutigsten war der sog.Nika-Aufstand im Jahre 523: Die zwei mächtigsten gesellschaftlichen Gruppierungen der Stadt waren nicht nur Rivalen um die politische Macht, sondern auch auf der Rennbahn. Es waren die „Blauen“ und die „Grünen“, benannt nach den Farben ihrer Wagenlenker im Hippodrom. Als KaiserJustinian ein Verbot beider Parteien erwog, kam es zum Aufstand. Unter dem Schlachtruf „Nika, nika!“ („Sieg, Sieg!“) äscherten sie innerhalb weniger Tage die halbe Stadt ein. Nach Verhandlungen ließen sich die „Blauen“ bestechen und räumten das Feld. 30.000 überraschte „Grüne“ wurden im Hippodrom eingekesselt, niedergemetzelt und nach alter Tradition an Ort und Stelle begraben.
Auch nach dem Abriss des Hippodroms behielt der Platz seine Rolle als Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen bei. 1826 ließ hier SultanMahmut II. im Zuge seiner „Militärreform“ 30.000 Mitglieder des aufständischen Elitekorps der Janitscharen umbringen. Wer heute über das Gelände spaziert, läuft also über ein Massengrab.
Die einstige Pferdewagenrennbahn der Byzantiner, im Jahre 203 von Septimius Severus errichtet und rund 130 Jahre später von Konstantin ausgebaut, gab es schon Ende des 16. Jh. nicht mehr. Die Osmanen hatten sie dem Erdboden gleichgemacht und als Steinbruch verwendet zum Aufbau des Topkapı Sarayı und diverser Moscheen. Nur zwei Obelisken und eine Säule, um welche die Pferde hetzten, sind übrig geblieben. Das südliche Ende des At Meydanı dominiert der Obelisk Konstantins VII. Porphyrogennetos . Er ist benannt nach dem Kaiser, der die 32 m hohe Kalkquadernadel unbestimmten Alters im 10. Jh. restaurieren und mit Bronze verkleiden ließ. Das schmucke Kleid wurde jedoch von den Kreuzrittern zwei Jahrhunderte später entfernt und eingeschmolzen. Etliche Amateurakrobaten, die über Jahrhunderte hinweg ihren Mut beweisen wollten, sind verantwortlich für den heute schlechten Zustand des Obelisken.
Nur wenige Meter weiter steht die rund 2500 Jahre alte Schlangensäule , die sich einst vor dem Apollo-Tempel von Delphi emporwand. KaiserKonstantin ließ sie im 4. Jh. nach İstanbul bringen. Zahlreiche Legenden ranken sich um die heute fehlenden Köpfe der drei ineinander verdrehten Schlangen. Am häufigsten wird die Geschichte eines betrunkenen polnischen Gesandten erzählt, der die Köpfe in einer Aprilnacht des Jahres 1700 abgeschlagen haben soll. Der Oberkiefer eines Kopfes
Weitere Kostenlose Bücher