Italien zum Verlieben (German Edition)
schmiegte, die von einer großen,
hohen, grauen, zinnenbesetzten Stadtmauer geschützt wurde.
Die Luft war bereits von der Sonne sehr aufgeheizt, so
dass Anna den klimatisierten Supermarkt als noch kälter empfand
als er eigentlich war. Dass die Gebäude in Italien immer derart
herunter gekühlt waren, dachte sie kopfschüttelnd bei sich.
Marco hatte sich einen Wagen geholt und studierte nun den Zettel, den
ihm Anna vorhin gegeben hatte. Dann hielt er ihn Anna unter die Nase.
"Könntest du dich um diese Drogeriesachen hier kümmern?"
er deutete auf einige Punkte auf dem Zettel und zeigte dann in eine
Richtung. "Siehst du, die Abteilung ist dort drüben. Ich
bin inzwischen beim Pastaregal dort vorne."
Anna folgte seiner Anweisung und ging los. Als sie die
Sachen zusammen hatte, kam sie auf dem Weg zu Marco noch am Kühlregal
vorbei. Ihr Blick viel auf die vielen verschiedenen Käsesorten.
'Wow, die haben hier ja sogar Backsteinkäse, und Bergkäse
auch.' Anna hatte plötzlich wahnsinnige Lust zu kochen. Falls
die anderen einverstanden wären, würde sie diese Woche
irgendwann für alle Allgäuer Kässpatzen machen, das
würde ihren Onkel sicher freuen. Sie wollte ja wegen des
Internetcafés sowieso noch einmal her kommen und da könnte
sie die Sachen einkaufen, die sie benötigte. Froh über
diesen Gedanken bog sie zum Nudelregal ein und legte die
Drogerieartikel in den Wagen. Den Rest hatten sie schnell zusammen
und fuhren nun zur Altstadt hinauf.
Marco fand einen Parkplatz direkt vor der Mauer an einer
Wiese voller Olivenbäume, die bis zu der Uferstraße
hinunter wuchsen. Diese war von großen Eichen umsäumt.
Dahinter sah Anna einen Badesandstrand mit aufgeklappten, gelb-weiß
gestreiften Schirmchen unter denen sich bereits einige Badesüchtige
tummelten. Am Wasser lagen ein paar orangene und gelbe Tretbote, die
man scheinbar mieten konnte.
"Das ist ja gemütlich dort unten, da könnte
ich diese Woche doch auch einmal zum schwimmen her kommen."
"Mir ist das hier immer zu überlaufen. Bei uns
am Lago die Chiusi hat man es da schon viel angenehmer. Es ist zwar
vergleichsweise nur ein kleiner See, aber dafür hat man nicht
diese lärmenden Leute um sich herum."
"Du scheinst ein Problem mit Menschenansammlungen
zu haben, oder?" Anna sagte das ein wenig schnippisch und hoffte
ihn damit etwas aus der Reserve locken zu können, doch Marco
stieg nicht darauf ein.
"Nein", sagte er knapp. "Aber alles zu
seiner Zeit. Und wenn ich schwimme, möchte ich Platz haben, und
wenn ich in der Sonne liege, einfach nur die Bienen und die Grillen
hören." Dabei grinste er Anna an.
'Doch, ich glaube er ist wirklich ein ganz netter Kerl',
dachte Anna bei sich.
"Ich hätte große Lust, dein
Schwimmparadies heute Nachmittag einmal auszuprobieren. Ich war dort
das letzte Mal, als ich zehn war. Kommst du mit?" Anna war
selbst etwas überrascht über das Angebot, dass sie eben
gemacht hatte, und auch Marco schien kurz zu überlegen, was er
denn nun antworten sollte, doch ihr gefiel irgendwie die Vorstellung,
mit Marco schwimmen zu gehen. Sie lächelte ihn an.
"Warum nicht?" Marcos Gesicht verriet, dass er
sich mit der Planung dieser gemeinsamen Aktivität nicht so recht
wohl fühlte, doch er sagte nichts.
Sie gingen mit zwei Einkaufstaschen eine große
Treppe hinauf, die direkt zu einem der Stadttore führte. Oben,
bereits außerhalb der Stadtmauer begann der bunte Markt, durch
den sich betriebsam viele Menschen von Stand zu Stand drängten.
Anna fühlte sich sofort wohl. Das Angebot war wirklich bunt
gemischt. Viele Stände mit Kleidung, dazwischen CDs,
Sonnenbrillen, Taschen und Spielsachen, alles fröhlich bunt,
genauso farbenfroh wie die Menschen, die hier einkauften. Sie traten
durch das Tor auf die großen Pflastersteine der Altstadtstraße
und Anna sah beigebraune und graue Häuser, die sich eng
aneinander schmiegten und von denen an vielen Stellen bereits der
Putz abbröckelte, teilweise schiefhängende, grün
gestrichene Fensterläden und hier und da ein Backsteinhaus.
Immer wieder gab es hübsch verschnörkelte, schmiedeeiserne
Balkone an denen, wie auch an vielen Fenstern, bunte Geranien
blühten. Alles in allem versprühte auch diese Straße
diesen ganz typischen italienischen Altstadtcharme.
"Die Lebensmittelstände sind weiter hinten",
bemerkte Marco nachdem er festgestellt hatte, dass er sie dabei
beobachtete, wie sie die Häuser betrachtete. Ihr Gesicht
strahlte eine solche Unbeschwertheit aus, dass er
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