Italien zum Verlieben (German Edition)
hast Recht, Maria ist wirklich eine sehr schöne Frau, da hast
du einen guten Fang gemacht." Sie lächelte.
"O ja, und nun zu dir, wie habt ihr euch denn
kennengelernt?"
Anna erzählte ihrem Onkel, wie es sich ergeben
hatte, dass Sebastian und sie ein Paar wurden. "Du siehst, es
ist eher unspektakulär, aber ich fühle mich wohl bei ihm."
Anna merkte, dass sie diesen Satz tatsächlich auch so gemeint
hatte. "Weißt du, es ist einfach alles irgendwie
vorhersehbar und das hat etwas beruhigendes, etwas, das einem
Sicherheit gibt, verstehst du?"
"Mhm, ja, Sicherheit ist wichtig in einer
Beziehung."
"Weißt du, jetzt wo Papa nicht mehr da ist,
muss ich einfach wissen, wo ich hingehöre, brauche jemanden, an
dem ich mich festhalten kann." Anna spürte, wie sich ihre
Kehle zuschnürte. "Weißt du, ich fühle mich
einfach so allein gelassen!" Anna konnte ihre Tränen nun
nicht mehr zurückhalten und sie versuchte es auch nicht. Es war
alles einfach noch zu greifbar, zu real. Ihr Onkel nahm sie in den
Arm. "Lass es ruhig raus, mein Mädchen, bei mir kannst du
dich ausweinen."
Anna war froh, endlich einmal alles heraus lassen zu
können. Vor Sebastian wollte sie sich nie diese Blöße
geben, doch ihr Onkel war jemand, bei dem sie sich wegen nichts zu
schämen brauchte, der sie schon als kleines Mädchen kannte
und der ihr nun als väterlicher Freund seine Schulter anbot.
Anna erzählte ihm unter Schluchzen alles, was die
vergangenen Wochen in ihr vorgegangen war, die Gefühle, mit
denen sie zu kämpfen hatte und Toni strich ihr dabei sanft über
ihr Haar.
Als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte,
setzte sie sich auf und rieb sich die Tränen aus dem Gesicht.
"Weißt du, ich denke, es wird wohl mit der Zeit schon
besser werden, es ist nur eben einfach noch nicht so lange her und
deshalb muss ich noch immer weinen, wenn ich daran denke, es tut mir
leid."
"Das braucht es wirklich nicht, Anna. Der Schmerz
über den Verlust eines geliebten Menschen wird niemals
nachlassen." Er sah ihr in die verheulten Augen. "Man lernt
nur mit der Zeit, damit umzugehen und denkt nicht mehr so häufig
daran, doch aufhören, weh zu tun, wird es nie." Er nahm
ihre Hand. "Du brauchst dich deshalb auch nicht vor mir zu
rechtfertigen. Es ist völlig normal, was du empfindest. Ich kann
dich gut verstehen, glaub' mir! Du hast deine Familie verloren und
alles was dir noch bleibt, sind Erinnerungen. Maria denkt genauso
darüber. Deshalb freuen wir uns ja auch so, dass du zu uns
gekommen bist." Er machte eine kleine Pause. "Und ich freue
mich, dass du nun mit dem allen zu mir gekommen bist und mir so
vertraust. Mach dir also keine Sorgen deswegen, ja?"
"Danke, Onkel Toni. Du glaubst gar nicht, was es
mir bedeutet, jemanden zu haben, mit dem ich reden kann." Anna
fühlte sich für einen Moment, als hätte es all die
Jahre der Trennung zwischen ihnen nie gegeben. Sie ließ ihren
Blick durch den Olivenhain schweifen, wo nun das gemähte Gras in
der Sonne trocknete. Der intensiv würzige Duft, den es
verströmte, erinnerte sie an ihre Heimat. Sie war als Kind oft
mit ihrem Nachbarn auf die Felder hinaus gefahren, als gemäht
oder Heu eingefahren wurde. Sie war immer gern auf dem Bauernhof
gewesen, hatte beim füttern oder melken geholfen und war damals
überzeugt gewesen, einmal selbst Bäuerin zu werden. Sie
musste über ihre Gedanken lächeln. 'Was man als Kind doch
noch alles für Träume hat', überlegte sie. Dann
kehrten ihre Gedanken wieder zurück, zu einer Frage, die sie
schon lange innerlich beschäftigte und deren Antwort ihr immer
wichtiger und drängender wurde.
"Sag mal, was meinst du, sind meine Eltern jetzt im
Himmel?" Sie blickte weiterhin starr vor sich hin, merkte aber,
dass ihr Onkel sie ansah. Statt ihr direkt auf diese Frage zu
antworten, holte er etwas aus.
"Viele Menschen beginnen sich irgendwann im Laufe
ihres Lebens zu fragen, was wohl der Sinn von allem ist. Wo sie
herkommen. Wo sie hingehen. Ich habe mich das auch begonnen zu
fragen, als ich etwa in deinem Alter war. Man bekommt ja viel erzählt
heutzutage und es gibt ja auch wirklich genug Religionen und auch
andere spirituelle, esoterische Strömungen und Gruppierungen,
die darauf eine Antwort zu geben versuchen. Ich wollte schon immer
den Dingen auf den Grund gehen und mir selbst ein Bild machen, das
habe ich von deinem Opa, und dieser Drang scheint ja auch in dir zu
stecken, sonst wärst du wohl kaum Journalistin geworden, nicht
wahr?"
Anna nickte kurz und
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