Italien zum Verlieben (German Edition)
hatte
sie nicht mehr gehört.
7
Die nächsten drei Tage regnete es und auch wenn es
dabei warm blieb, verbrachte Anna die meiste Zeit über im Haus.
Auch im Weinberg konnte nicht viel getan werden und so war ihr Onkel
nun öfter in seinem Büro, das im Erdgeschoss zur Nordseite
hin lag, um einigen Papierkram aufzuarbeiten, wie er sagte. Anna
hatte sich mit ihrem Laptop unters Vordach gesetzt und schrieb an der
Mail für Sebastian, die sie sich seit ihrem Ausflug nach Perugia
vorgenommen, doch immer wieder aufgeschoben hatte. In der letzten
Nachricht, die sie von ihm bekommen hatte, erzählte er davon,
wie viel er zu tun hatte, dass das Wetter so ungewöhnlich kalt
sei und wie sehr er sie vermisste.
Anna fühlte sich schlecht bei dem Gedanken, wie sie
ihre Gefühle gegenüber Marco hatte gehen lassen. Sebastian
hatte so etwas nicht verdient. Er war immer für sie da, wenn sie
ihn brauchte, war zuverlässig und loyal. Er trug ihr nie etwas
nach, auch wenn sie einmal etwas launisch war und auch Eifersucht
konnte sie noch nicht bei ihm feststellen. Doch gerade deshalb durfte
sie ihn nicht enttäuschen. Sie schrieb ihm, dass auch sie ihn
vermisste und es kaum erwarten konnte, bis er endlich wieder bei ihr
war. Sie wusste, dass sie seine Gegenwart bestimmt wieder auf den
Boden der Tatsachen holen würde.
Sie überlegte eine Weile, dann entschied sie sich,
ihm von ihrem Ausflug mit Marco nach Perugia zu berichten, von dem
Film, der guten Pizzeria und der stimmungsvollen Atmosphäre in
der Altstadt. Den Vorfall an dem kleinen Mäuerchen ließ
sie selbstverständlich aus. Doch ihr war wohler bei dem
Gedanken, vor Sebastian offen zu sein und ihm nicht irgendetwas zu
verheimlichen. Tat sie das denn? Immerhin war sie ja ungewollt
geküsst worden, und so etwas zu erwähnen, würde die
Sache höchstwahrscheinlich nur kompliziert machen. Außerdem
hätte es dann noch den Anschein, als hätte ihr dieser
Vorfall etwas bedeutet. Nein, es war sicher besser so. Sie schilderte
Marco als sympathischen, freundschaftlichen Kerl, der er ja nun
einmal war, und hoffte, damit bei Sebastian erst gar keine falschen
Gedanken aufkommen zu lassen. Sie schrieb ihm noch einmal, wie sehr
sie sich nach ihm sehnte, um die Harmlosigkeit dieser Freundschaft zu
Marco nochmals zu unterstreichen und war schließlich sehr
zufrieden mit ihrer E-Mail. Sie wollte später noch Lisa anrufen.
Sicher würde sie es tröstlich finden, wenn sie hörte,
wie gut es Anna hier ging. Außerdem wollte sie wissen, ob der
Umzug schon geschafft war und sie sich bei ihrer Tochter schon ein
wenig eingelebt hatte.
Anna hörte eine Weile dem Rauschen des Regens zu.
Von der Dachrinne über den Arkaden fielen dicke Tropfen
platschend auf den Kies vor ihren Füßen. Sie sah, dass
bereits vereinzelt die Knospen an den Kletterrosen aufzubrechen
begannen. Überall an den Säulen waren bereits kleine weiße,
rote und gelbe Farbtupfer zu sehen. In ein paar Tagen würden sie
diesen Teil des Hofes in ein prächtiges Blütenmeer
verwandeln. Anna freute sich schon darauf. Der Wetterbericht hatte
auch bereits für morgen wieder Sonnenschein versprochen.
Plötzlich bog Diego links um das Mäuerchen und
lief über den nassen Kies. Paolo hatte ihn scheinbar hinaus
gelassen. Er schnüffelte emsig den Bogen ab, schlug den ein oder
anderen Haken, markierte an der ersten Eiche fleißig sein
Revier und sah dabei kurz in ihre Richtung. Er schien jedoch von ihr
nicht weiter beeindruckt zu sein, denn er trappelte anschließend
zielstrebig zu seinem Herrchen nach Hause. Anna blickte ihm nach, bis
er um die Hausecke verschwunden war. 'Was für ein süßes
Hündchen', dachte sie bei sich. Dann klappte sie ihren Laptop
zu, stand auf und ging hinauf in ihr Zimmer.
Am nächsten Tag schien tatsächlich wieder die
Sonne und hatte die letzten Tropfen auf den Blättern und Gräsern
schnell getrocknet. Es versprach wieder ein heißer Tag zu
werden und Anna beschloss, heute noch einmal schwimmen zu gehen. Doch
diesmal wollte sie sich allein auf den Weg machen und dabei
vielleicht noch ein wenig die nähere Gegend erkunden. Sie würde
sich vielleicht ein paar belegte Brote mitnehmen und irgendwo ein
gemütliches Picknick machen. Der Vormittag verging schnell, Anna
half Maria ein wenig bei der Wäsche und Violetta in der Küche.
Als dann am späteren Nachmittag die Mittagshitze
ein wenig nachgelassen hatte, machte sie sich auf den Weg zum
Schuppen, um das Rad heraus zu holen. Als sie um die Hausecke bog,
sah
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