Italien zum Verlieben (German Edition)
stützte sich mit ihren Händen
auf die Brüstung und ließ den wundervollen Ausblick auf
sich wirken.
"Wow, das ist ja wirklich wunderschön!"
"Das hier unten ist der Stadtteil San Pietro und
ganz dort hinten kann man sogar schon das Tibertal sehen", Marco
zeigte in die Ferne.
Er hatte Anna wirklich nicht zuviel versprochen. Was für
ein gelungener Abend. So viel Spaß hatte sie schon lange nicht
mehr gehabt und das alles in diesen geschichtsträchtigen Mauern
mit all dieser Romantik und diesem herrlichen Ausblick. Anna war
überwältigt. Ob Sebastian dies alles wohl auch so zu
schätzen wüsste, wie sie? Wahrscheinlich war ihm das hier
nicht weltmännisch genug. Er suchte immer mehr das Moderne. Sie
hatte ihm schon seit ein paar Tagen nicht mehr geschrieben, fiel ihr
ein. Sie hatte ihm auch von Marco nur beiläufig als Angestelltem
berichtet. Irgendwie hatte sie den Eindruck, die Gedanken an
Sebastian passten hier nicht wirklich her und waren ihr zum ersten
Mal sogar etwas unangenehm. Sie wollte einfach nur diesen Moment
genießen. Die kühle Nachtluft, die hier außerhalb
der Altstadtgassen den Hügel hinauf getragen wurde war
erfrischend und Anna atmete tief ein. Sie wäre jetzt gern in den
Arm genommen worden. Doch nicht von Sebastian, fühlte sie,
sondern von dem Mann der direkt neben ihr stand und dem sie sich,
obwohl sie ihn doch noch kaum kannte, so unerklärlich nah
fühlte. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, legte Marco
plötzlich seine Hand auf ihre. Etwas erschrocken zog sie sie
sofort zurück und drehte sich zu ihm um.
"Du wolltest mich doch nicht anbaggern!" sagte
sie leise.
Er stand ganz dicht vor ihr. "Tu ich doch gar
nicht." Seine Stimme klang weich, er sah zu ihr herunter, sah in
ihre Augen, auf ihre Lippen. Er kam noch etwas näher, Anna wurde
schwindelig und sie senkte schnell den Blick.
"Das war wirklich ein wunderschöner Abend,
vielen Dank dafür."
"War?" Sie spürte, wie sehr sie sich nach
seiner Berührung sehnte und klammerte sich nun innerlich fest an
ihre Prinzipien. Sie würde nicht untreu werden. Ganz ruhig sagte
sie: "Ich denke, es ist besser, wenn wir jetzt heim fahren."
Marco schien kurz zu zögern, trat dann aber einen
Schritt zur Seite und nickte mit dem Kopf in Richtung Altstadt. "Na
dann komm."
Anna wusste nicht so recht, ob sie froh oder traurig
darüber sein sollte, dass er nicht mehr versucht hatte, um sich
ihr anzunähern. Sie war völlig durcheinander. Je mehr Zeit
sie mit Marco verbrachte, desto mehr mochte sie ihn. Ja
wahrscheinlich sogar noch mehr als das, doch das wollte und konnte
sie sich nicht eingestehen. Sie würde zu Hause gleich an
Sebastian schreiben, um auf andere Gedanken zu kommen. Er würde
sie ja bald besuchen kommen und dann würde sie schon merken, wie
romantisch er war und dass sie ihn über alles liebte und dann
würde Marco nicht mehr sein, als ein netter Freund. Vielleicht
war es doch keine so gute Idee gewesen, so lange von Sebastian
getrennt zu sein. Sie spürte, dass die Gedanken und Gefühle,
die sie inzwischen für Marco hatte, Sebastian gegenüber
nicht fair waren. Sie würde sich bis zu seinem Eintreffen nun
zusammenreißen, sie würde Marco noch einmal deutlich
sagen, dass sie von ihm nicht mehr wollte als Freundschaft und er
sich danach richten müsste.
Die beiden gingen schweigend nebeneinander her zurück
zum Auto. Anna traute sich nicht, Marco nochmals zu berühren.
Erst als sie schon beinahe zurück auf dem Gut waren, begann sie
zögernd die Sätze, die sie in ihrem Kopf seit einer halben
Stunde zu formen versuchte.
"Marco, ich kann dich wirklich gut leiden..."
"...aber ich habe einen Freund und will deshalb
nichts mit dir anfangen", vervollständigte Marco noch ehe
Anna weiterreden konnte. "Ich hab's jetzt kapiert, Anna, du
braucht dir keine Sorgen zu machen, ab sofort lass' ich meine Finger
von dir, versprochen!"
Er hatte sich wohl die ganze Zeit schon denken können,
was in ihrem Kopf vorging, und Anna war irgendwie erleichtert, dass
er nun gleich zu Beginn das gesagt hatte, was sie sich von ihm
erhoffte. Er hatte auch gar nicht sauer geklungen, sondern ganz ruhig
und fast schon verständnisvoll.
"Ok," sagte sie nur. Die Fahrt war beendet.
Das Gespräch auch.
"Gute Nacht, Anna. Es war ein schöner Abend!"
Mit diesen Worte trennte er sich von ihr, als sie den Hof betreten
hatten und ging zu seiner Wohnung. Der Wind hatte aufgefrischt und
rauschte in den Blättern der Eichen.
"Gute Nacht, Marco." sagte sie leise. Er
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