Italien zum Verlieben (German Edition)
allein. In Umbrien hatte sie sich nie so gefühlt, doch
hier gab es niemanden.
Sie weinte eine ganze Weile und machte ihrem Schmerz
Luft. Dann fasste sie einen Entschluss. Sie würde sich nun ein
für alle Mal Gewissheit über ihre Gefühle verschaffen.
Sie legte die Bibel auf den Tisch, stand auf und griff nach ihrem
Autoschlüssel.
Eine Viertelstunde später klingelte sie an
Sebastians Wohnungstür. Sie hatten seit Italien keine einzige
Nacht zusammen verbracht. Anna hatte ihn um etwas Abstand gebeten und
Sebastian hatte das so hingenommen.
"Hallo Anna, komm rein", begrüßte
er sie und ging gleich voraus ins Wohnzimmer. "Ich bin gerade
dabei, einen Cocktail zu mixen, magst du auch gleich einen? Immerhin
haben wir ja heute noch Urlaub."
"Ja, warum nicht." Anna hatte die Tür
geschlossen und war Sebastian gefolgt. Er nahm aus dem kleinen
Kühlschrank in der Bar zwei Flaschen und füllte damit zwei
Gläser, in denen bereits Eiswürfel lagen. Er kam mit den
Cocktails zu ihr, gab ihr einen und stieß mit ihr an, ohne dass
sie etwas dazu tat. "Komm doch mit heraus, ich habe es mir
gerade bequem gemacht."
Anna folgte Sebastian auf die Dachterrasse. Er hatte ein
großes Sonnensegel aufgespannt in dessen Schatten er sich nun
in die Kissen eines seiner schwarzen Loungesessel fallen ließ.
Anna nahm ihm gegenüber Platz.
"Sebastian, ich wollte dich einmal etwas fragen",
begann Anna mit ernster Miene.
Sebastian ließ sich davon offensichtlich nicht
irritieren. "Na dann schieß los!" sagte er gut
gelaunt und nahm einen großen Schluck.
"Stimmt es eigentlich, dass du Marco erzählt
hast, ich würde dich nur wegen deines Geldes heiraten?"
platzte sie gerade heraus.
Sebastian verschluckte sich und hustete. "Wie
kommst du denn auf so etwas?"
"Maria hat es mir erzählt. Sie hat dich
gehört."
Sebastians Miene wurde ernst. Er überlegte eine
Weile doch dann gab er es ruhig zu. "Anna, das war wirklich nur
zu deinem Besten, glaube mir! Dieser Hinterwäldler hatte es
ernsthaft auf dich abgesehen und ich kenne dich einfach zu gut. Du
hättest dich sonst doch noch in seine Arme verrannt und wärst
dann nur bitter enttäuscht worden."
Es stimmte also. Sebastian hatte Marco tatsächlich
diese verrückte Geschichte aufgetischt. Anna drehte das Glas in
ihren Händen. Plötzlich kam ihr noch ein Gedanke. "Als
du ihm gesagt hast, dass wir heiraten, konntest du doch meine Antwort
noch gar nicht wissen, oder?"
"Schatz, was hättest du denn sonst antworten
sollen? Du gehörst doch zu mir!"
So war das also. Sebastian war sich seiner Sache wieder
einmal sehr sicher gewesen. Genauso wie damals, als er ihr den
nachgemachten Wohnungsschlüssel präsentierte. Das hatte ihr
damals schon nicht so recht gefallen, doch in diesem Fall störte
es sie unheimlich. Doch sie würde sich jetzt auf keine langen
Diskussionen einlassen. Sie hatte das nur wissen wollen. Sie stand
auf und machte sich wieder auf den Weg nach drinnen, hielt dann aber
noch einmal an und drehte sich zu Sebastian um.
"Sag mal, hast du eigentlich schon einmal in der
Bibel gelesen?"
Sebastian schien überrascht. "Sag mal, wird
das hier ein Quiz, oder was?"
"Komm, antworte einfach!"
"Nein, habe ich nicht. Was soll das Anna, bist du
denn plötzlich gläubig geworden, ich dachte du bist nicht
so naiv!"
"Nein, das dachte ich auch nicht, aber scheinbar
bin ich es doch. Ich verlasse dich, Sebastian." Ihre Stimme war
ganz ruhig. Sie meinte es absolut ernst. Ihre Gedanken waren endlich
ganz klar.
"Wie bitte?" Sebastian stellte sein Glas auf
den Tisch und stand auf. "Was heißt du verlässt mich?
Du wolltest mich doch heiraten, eine Familie und Kinder haben!"
"Jetzt nicht mehr. Ich kann einfach nicht. Bitte
verzeih' mir!"
"Ist das jetzt etwa, weil ich nicht an Gott glaube?
Gut, wegen mir können wir ab jetzt jeden Sonntag in die Kirche
rennen..."
"So ein Quatsch, Sebastian, ich liebe dich einfach
nicht mehr. Und ich kann mir nicht vorstellen, mit dir gemeinsam alt
zu werden. Ich wäre nur eine Enttäuschung für dich.
Glaub' mir, es ist besser, es gleich zu beenden, so ist es für
uns beide am wenigsten schlimm." Anna ließ Sebastian
einfach stehen und verließ seine Wohnung. Er ging ihr nicht
einmal nach. Anna fühlte sich wie befreit. Sie spürte, dass
sie sich diesmal richtig entschieden hatte.
Als sie wieder zu Hause war, wählte sie Tonis
Nummer.
"Pronto?" meldete er sich nach zwei Mal
Klingeln. Er schien wohl gerade im Büro zu sein.
"Hallo Onkel Toni, ich bin's,
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