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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Anstalten getroffen, dich bald aus dem Gefängnis herauszuholen!« und ritt mit Gott davon.
    Das junge Mädchen hatte die Worte des Liebhabers gut verstanden und war sehr zufrieden darüber; und obwohl es ihr nicht in den Kopf ging, daß etwas Gutes daraus entstehen sollte, so hoffte sie doch, von ruhiger Zuversicht erfüllt, und wußte nicht worauf.
    Als der Edelmann nach Hause gekommen war, ließ er die Sklavin kommen und sagte zu ihr: »Meine Anna, die Sache ist zwischen uns schon besprochen und geregelt; aber gib acht, daß du klug vorgehst bei dem, was zu tun sein wird!« Und obwohl jene äußerst geschickt war, so durchgingen sie noch mehrmals zusammen den ausgeheckten Plan. Und wie nun wenige Tage später alles bereit war, ging er zu dem alten Kaufmann und sprach so zu ihm: »Wie unangenehm es mir ist, für einige Zeit Eure so ersprießliche Freundschaft zu entbehren, dafür sei Zeuge der, der alle Geheimnisse kennt! Da ich aber diese Nacht aufbrechen muß, damit meine Reise ordnungsgemäß verläuft, so bin ich gekommen, um Abschied von Euch zu nehmen und außerdem das Geld abzuheben, das ich von Euch erbat, und lasset nun das Pfand holen, von dem Ihr wißt!«
    Der Alte, der Gott um nichts anderes gebeten und schon befürchtet hatte, es könne ihn gereut haben, war darüber sehr vergnügt. Er zählte ihm die dreißig Dukaten ohne weiteres auf und schickte nach der Sklavin, die er mit gewissen andern Sachen des Edelmanns in sein Haus brachte.
    Als der Abend kam, wurde der Edelmann von dem Kaufmann und andern Freunden an das Gestade des Meeres begleitet; er umarmte alle, nahm Abschied und schiffte sich auf einem Segelschiffe ein, das nach Messina ging. Sie waren noch nicht weit vom Hafen, so ließ er sich in ein Boot setzen, wie er mit dem Kapitän ausgemacht hatte, und ließ sich nach Procida bringen, wo er sich im Hause eines Freundes erholte und bis zur dritten Nacht verblieb. An dem mit der Sklavin verabredeten Termin brach er mit einigen sizilianischen Gefährten auf, die jede große Gefahr auf sich zu nehmen entschlossen waren, und fuhr nach Neapel; auf heimlichen Wegen gingen sie in die Stadt, und er verbarg sich mit seinen Gefährten in einem Hause, das an jenes des Kaufmanns angrenzte und in jenem Jahr infolge des schlimmen Krieges leer von Bewohnern geblieben war, und dort verblieben sie, ohne ein Geräusch zu machen, bis zum folgenden Tag.
    Die sehr kluge Sklavin war, als sie in das Haus des Kaufmanns gekommen war, von Carmosina fröhlich empfangen worden, und als diese wußte, wem sie gehöre, wurde sie mit ihr rasch sehr vertraut. Da die Kürze der Zeit sie drängte, eröffnete sie ihr mit erstaunlicher Geschicklichkeit und meisterlichen Worten genau den Beweggrund ihres Kommens. Wie sie zuvor mit ihrem Herrn ausgemacht hatte, bestärkte sie jene Schritt für Schritt mit ihren Reden, das Abenteuer mutig zu bestehen, damit sie beide eines stetigen Seelenfriedens und der Glückseligkeit teilhaftig würden. Das Mädchen, das aus vielen Gründen das größte Verlangen nach dem Edelmanne trug, ließ die Sklavin sich nicht in langen Reden wiederholen, sondern sagte ihr, sie sei bereit, jeder ihrer Forderungen Folge zu leisten und allen Anordnungen ihres Herrn sich zu fügen, den sie liebe wie ihr eignes Leben. Darauf sagte die Sklavin: »Mein Töchterchen, wenn du einige Sachen mitnehmen willst, stelle sie bereit, damit es heute nacht losgehen kann! Wisse, daß mein Herr und sein Diener mit ihren Gefährten nach dem Zeichen, das ich heute sah, im Nachbarhause sind, in welches wir, wie du weißt, leicht von unserm Hof aus gehen können.«
    Als das Mädchen gehört hatte, in wie kurzer Zeit sie fortkommen sollte, küßte sie jene hundertmal und antwortete, sie habe an Eignem weder wenig noch viel, aber sie habe die Absicht, vom Vermögen ihres überaus geizigen Vaters etwas mitzunehmen, und zwar wesentlich mehr, als er hinreichend zu ihrer Mitgift gehalten hätte. In diesem Beschluß bestärkt, öffneten sie, als es Mitternacht schlug und der Alte und alle andern schliefen, eine Truhe und entnahmen an Schmuck und Geld für mehr als fünfzehnhundert Dukaten, gingen leise damit über den Hof und kamen dahin, wo der Edelmann wartete. Sie wurde von ihm mit größter Freude in den Arm genommen und heiß geküßt, und ohne weiter etwas zu unternehmen – denn der unsichere Ort ließ es nicht zu –, begaben sich alle auf die Straße; sie gingen dem Meere zu, und nachdem sie heimlich durch eine Mauerlücke hinter

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