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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
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bringen zu helfen, was ihn gewaltige Summen kostete. Ebenso mußte er, um mit seinem Weibe gut Freund zu bleiben, einen ihrer Brüder mit Tüchern nach dem Orient schicken, einen andern mit Seidenzeugen nach dem Westen und den dritten als Goldschläger in Florenz unterbringen. Mit diesen Dingen ging denn allmählich der größte Teil seines Vermögens drauf. Um die Zeit des Faschings sodann und um Sankt Johannis, wenn die ganze Stadt nach alter Gewohnheit voller Festlichkeiten ist und viele edle und reiche Bürger die kostbarsten Gastereien anstellen, wollte Frau Onesta, um nicht andern nachzustehen, daß ihr Roderigo mit dergleichen Festlichkeiten es allen andern zuvortue. Das alles ertrug er aus den schon angegebenen Gründen leicht und würde es auch, so schwer es an und für sich sein mochte, nimmermehr lästig gefunden haben, hätte er damit nur auch wirklich seine häusliche Ruhe erkauft und so viel gewonnen, dem herannahenden Zeitpunkte seines gänzlichen Unterganges mit Gemächlichkeit entgegenzusehen. Aber es widerfuhr ihm das Gegenteil; denn abgesehen von dem unerschwinglichen Aufwand suchte sie ihn, ihrem widerwärtigen Wesen entsprechend, mit unzähligen Ungelegenheiten heim, und kein Knecht oder Diener konnte es in seinem Hause lange, ja nur Tage oder Wochen, aushalten. Daraus erwuchs denn dem armen Roderigo der empfindlichste Nachteil, weil er keinen Diener erhalten konnte, der seinem Hauswesen redlich zugetan gewesen wäre; denn nicht allein die menschlichen gingen weg, sondern auch die Teufel, die er in Gestalt von Dienern mitgebracht hatte, wollten lieber in die Hölle zurückkehren und im Feuer verweilen, als auf der Welt unter der Herrschaft dieses Weibes leben. So führte nun Roderigo das ruheloseste und unbehaglichste Leben und hatte es durch seine schlechte Wirtschaft bereits dahin gebracht, daß er mit seinem ganzen beweglichen Besitztume fertig war und auf die Hoffnung der von Osten und Westen erwarteten Summen zu leben anfing. Noch genoß er guten Kredits und borgte auf Wechsel; da er aber auf diese Art notwendigerweise immer tiefer in Schulden geriet, machte er sich in kurzer Zeit allen denjenigen verdächtig, die sich auf solcherlei Schliche in Handel und Wandel verstanden. Während nun seine Lage bereits sehr schwankend geworden war, kam plötzlich Nachricht von der Levante und aus dem Westen, einer der Brüder der Frau Onesta habe all das Eigentum, das ihm Roderigo anvertraut, im Spiel verloren, der andere sei dagegen auf der Rückkehr in einem mit seinen Waren beladenen Schiffe, ohne versichert zu sein, samt allem eine Beute der Wellen geworden. Kaum war dies ruchbar geworden, so verbanden sich Roderigos Gläubiger miteinander in der Besorgnis, er möchte zugrunde gerichtet sein; da man aber noch nicht darüber ins reine kommen konnte, weil der Zeitpunkt ihrer Bezahlung noch nicht gekommen war, so beschlossen sie, ihn sorgfältig bewachen zu lassen, damit er nicht, ehe ihre Beratung einen Erfolg haben könne, sich ihnen durch die Flucht entziehe. Roderigo andererseits sah keine andere Hilfe in seiner Not und wußte doch, daß er das Gesetz der Hölle nicht überschreiten dürfe; er entschloß sich demnach, unter jeder Bedingung zu entfliehen. Er warf sich daher morgens auf ein rasches Pferd, und da er nahe am Tore al Prato wohnte, eilte er durch dasselbe hinaus. Kaum daß man sich seiner Entfernung versah, so entstand ein Aufruhr unter den Gläubigern: sie wandten sich an die Obrigkeit und schickten ihm nicht nur Gerichtsboten nach, sondern verfolgten ihn insgesamt persönlich.
    Roderigo war noch keine Meile weit von der Stadt entfernt, als diese Gefahr wider ihn losbrach. Er erkannte seine üble Lage und nahm sich vor, um desto verborgener zu fliehen, die gebahnte Straße zu verlassen und querfeldein weiter zu eilen, wohin ihn sein gutes Glück führe. Er setzte diesen Vorsatz ins Werk, fand aber bald, daß die vielen das Feld durchschneidenden Gräben ihm dabei hinderlich wurden, und daß er zu Pferd nicht weiter komme. Er floh deswegen zu Fuß weiter, ließ sein Roß auf der Straße ledig laufen und sprang von einem Stück Feld zum andern über das mit Weingärten und Röhricht bedeckte Land hin, bis er in der Nähe von Peretola an das Haus des Giovanni Matteo del Bricca kam, des Feldbauers des Giovanni del Bene. Er begegnete dem Giovanni Matteo gerade, als dieser Futter für seine Ochsen heimtrug, stellte sich unter seinen Schutz und versprach ihm, wenn er ihn aus den Händen seiner

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