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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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siehst, Giovanni Matteo, ich habe mein Versprechen, dich zu bereichern, vollkommen gehalten und keine Verbindlichkeit weiter gegen dich zu erfüllen, und wir sind quitt. Hüte dich daher, mir ferner ins Gehege zu kommen! Denn wie ich dir bisher Gutes erwiesen, würde ich dir in Zukunft nur Böses tun.«
    Giovanni Matteo kehrte daher als sehr reicher Mann nach Florenz zurück, denn er hatte vom König über fünfzigtausend Dukaten empfangen, und er war nur noch darauf bedacht, diesen Reichtum in Ruhe zu genießen, ohne zu befürchten, Roderigo möchte ihn in seinem friedlichen Genusse zu stören beabsichtigen. Mit einem Male aber wurde er aus seiner Ruhe durch die Nachricht aufgeschreckt, daß eine Tochter König Ludwigs VII. von Frankreich vom Teufel besessen sei. Diese Kunde brachte Giovanni Matteos Gemüt ganz außer Fassung, indem er an die Macht dieses Königs und an die letzten Worte Roderigos dachte. Da nun der König kein Heilmittel für seine Tochter fand und von der Heilkraft Giovanni Matteos hörte, sandte er zuerst einfach einen Läufer an ihn ab, um ihn herzubescheiden; da dieser aber eine Unpäßlichkeit vorschützte, sah sich der König am Ende gezwungen, die Signoria um ihn anzugehen, die dann den Giovanni Matteo zum Gehorsam nötigte. Dieser ging daher mit großer Bangigkeit nach Paris und gab zuvörderst dem König die Erklärung ab, er habe zwar einigemal allerdings Besessene geheilt, aber darum habe er noch gar nicht die Kraft und die Macht, alle solche Kranke zu heilen; denn es gebe welche von so hinterlistigem Wesen, daß sie weder Drohungen noch Zauber noch geistliche Mittel scheuen; er wolle dessenungeachtet gern sein möglichstes tun, bitte aber, wenn es ihm nicht gelinge, um Vergebung und Entschuldigung. Der König versetzte ihm darauf zornig, wenn er seine Tochter nicht heile, so werde er ihn hängen lassen. Giovanni Matteo war hierüber tiefbetrübt, faßte sich aber doch so weit, daß er die Besessene kommen ließ. Er sprach ihr ins Ohr und empfahl sich demütig dem Roderigo, erinnerte ihn an die ihm erwiesene Wohltat und stellte ihm vor, welch ein undankbares Betragen es von ihm wäre, wenn er ihn in solcher Not im Stiche ließe. Roderigo aber versetzte: »Ei, du schurkischer Verräter, wie kannst du frech genug sein, mir wieder nahe zu kommen? Meinst du, daß du dich wirst lange zu rühmen haben, durch mich reich geworden zu sein? Ich will es dir und einem jeden zeigen, wie ich nach meinem Belieben auch wieder nehmen kann, was ich gegeben habe. Du sollst nicht wieder von hinnen kommen; ich bringe dich an den Galgen, es koste, was es wolle.« Da nun Giovanni Matteo hieraus erkannte, daß er auf die alte Weise diesmal nichts ausrichtete, so gedachte er sein gutes Glück auf eine andere zu versuchen, verfügte, daß man die Besessene wieder von dannen bringe, und sprach dann zum König: »Sire, wie ich Euch schon gesagt habe, gibt es viele Geister, die so unbändig sind, daß gar nicht mit ihnen auszukommen ist, und dieser hier ist einer von den schlimmsten. Dessenungeachtet will ich noch einen letzten Versuch machen, ihn zu vertreiben. Gelingt es mir, so haben wir beide, Eure Majestät und ich, unsere Absicht erreicht; wo nicht, so bin ich in Eurer Gewalt und muß es Euch überlassen, zu entscheiden, wie viel Mitleiden Ihr glaubt, daß meine Unschuld verdient. Ich ersuche Euch nämlich, auf dem Platze der Liebfrauenkirche ein hohes Gerüst aufführen zu lassen, das geräumig genug sei für den ganzen Adel und die Geistlichkeit dieser Stadt; dieses Gerüst läßt du mit Seide und Goldstoffen behängen und mitten darauf einen Altar errichten. Am nächsten Sonntag in der Frühe sollst du dann mit der Geistlichkeit und allen deinen Fürsten und Edelleuten in königlicher Pracht, mit glänzenden reichen Gewändern angetan, daselbst erscheinen und dort erst eine feierliche Messe anhören, ehe man die Besessene hinführt. Ich wünsche überdies, daß auf der einen Seite des Platzes wenigstens zwanzig Personen aufgestellt werden, die mit Trompeten, Hörnern, Trommeln, Sackpfeifen, Schalmeien, Zimbeln und andern geräuschvollen Instrumenten aller Art versehen sind und, sobald ich einen Hut schwinge, diese Instrumente laut ertönen lassen, indem sie damit raschen Schrittes auf das Gerüst zuziehen. Diese Dinge, verbunden mit einigen andern geheimen Mitteln, sollen, wie ich hoffe, zur Austreibung eben jenes Teufels genügen.«
    Der König ließ unverzüglich alle Veranstaltungen treffen, und als der

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