Italienische Novellen, Band 1
Jagden stets auf einem guten Pferde mit sich führte. Auch das Pferd des Ariabarzanes stand im Rufe eines der besten, die sich am Hofe befanden.
Nun begab es sich, als alle diese drei mit verhängten Zügeln dahinstürmten, da merkte Ariabarzanes, daß das Pferd seines Herrn an den Vorderfüßen die Eisen verloren hatte und schon die Steine anfingen, ihm die Hufe anzugreifen. So mußte also entweder der König seine Jagdunterhaltung einstellen, oder das Pferd mußte zugrunde gehen. Unter diesen beiden denkbaren Fällen war keiner, der nicht dem König äußerst unangenehm war, der übrigens noch nicht bemerkt hatte, daß das Pferd die Eisen verloren hatte. Sobald der Seneschall dies bemerkte, stieg er ab, ließ sich von dem nachfolgenden Diener, der für Notfälle mit dem Erforderlichen versehen war, Hammer und Zange geben und nahm seinem guten Pferde die zwei Vordereisen ab, um sie dem des Königs anzuschlagen, entschlossen, dann sein eigenes preiszugeben und die Jagd fortzusetzen. Er rief also dem König zu, stille zuhalten, und benachrichtigte ihn von der Gefahr, in der sein Pferd schwebe. Der König stieg ab; er sah die beiden Eisen, die der Diener des Seneschalls in der Hand hatte, achtete aber weiter nicht darauf oder meinte vielleicht, Ariabarzanes lasse welche für dergleichen Fälle mitnehmen, oder auch, es seien dieselben, die seinem Pferde abgefallen waren, und wartete, bis es bereit war, um wieder aufzusitzen. Da er aber das gute Pferd des Seneschalls ohne Vordereisen sah, merkte er sogleich, daß das eine der ritterlichen Höflichkeiten des Axiabarzanes war, und beschloß, ihn auf dieselbe Weise zu besiegen, wie er sich bemüht hatte, ihn zu übertreffen. Sobald also das Roß beschlagen war, machte er es dem Seneschall zum Geschenk. Der König wollte viel eher die Freude der Jagd verlieren, als von einem seiner Diener an Höflichkeit übertroffen werden; er berücksichtigte dabei den Hochsinn des Mannes, der mit ihm in ruhmvollen Taten und Hingebung wetteifern zu wollen schien. Dem Seneschall schien es nicht passend, das Geschenk seines Herrn zurückweisen zu wollen, sondern er nahm es mit demselben hohen Geiste hin, mit dem er seinem Roß die Eisen hatte abnehmen lassen, und erwartete immer eine Gelegenheit, seinen Gebieter an Höflichkeit zu übertreffen und sich ihn zu verpflichten. Es dauerte hernach nicht lange, so kamen viele von denen, die zurückgeblieben waren, ihnen nach; der König nahm ein Pferd von einem der Seinigen und kehrte mit seinem ganzen Gefolge nach der Stadt zurück.
Wenige Tage darauf ließ der König ein festliches prachtvolles Turnier ansagen auf den ersten Maitag. Der Preis, der dem Sieger verliehen werden sollte, war ein mutiges, edles Pferd nebst Zügel, dessen Gebiß von feinem Golde reich gearbeitet war, und einem Sattel vom höchsten Werte, und das übrige Reitzeug war im Verhältnis zum Zaum und Sattel; der Zaum bestand aus zwei sehr kunstreich gearbeiteten Goldketten. Das Pferd war ferner bedeckt mit einer Decke von Goldstoff mit Kantillen, ringsum mit sehr schönen gestickten Fransen, woran goldene Mispeln und Glöckchen hingen. Am Sattelbogen hing ein ganz feiner Degen, die Scheide ganz eingefaßt von Perlen und köstlichen Steinen von großem Werte, und auf der andern Seite sah man einen sehr schönen starken Stab befestigt, der auf Damaszener Art ganz meisterhaft gearbeitet war. Ferner lagen neben dem Pferde nach Art von Trophäen umher alle möglichen Waffen, wie sie ein Ritter im Kampfe braucht, so reich und schön, wie sie nur irgend zu finden waren. Der Schild war bewundernswürdig und stark; man konnte ihn nebst einer schönen goldenen Lanze sehen am Tage, wo das Turnier stattfinden sollte. Alle diese Dinge sollten dem Sieger im Wettkampfe zuteil werden. Es kamen nun viele Fremde zusammen zu dem hohen Feste, teils um mitzukämpfen, teils um die prachtvolle Feier des Turniers zu sehen. Von den Untertanen des Königs blieb kein Ritter noch Baron zurück, der nicht reichgekleidet erschien; und unter den ersten, die ihren Namen angaben, war der Erstgeborne des Königs, ein sehr tapferer und im Waffenhandwerk äußerst geachteter Jüngling, der von früh auf im Lager erzogen und herangewachsen war. Auch der Seneschall meldete sich an. Ebenso andere persische wie fremde Ritter, denn das Fest war als ein allgemeines verkündigt worden mit sicherem Geleite für alle Fremde, die dazu kommen und dabei kämpfen wollten; nur mußten es adlige sein, andere wurden nicht
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