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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ariabarzanes, Euer Knecht, sendet, sondern alle beide, die er hat.«
    Als der König diese edle Freigebigkeit des Ariabarzanes hörte und sah, nahm er alles an und sprach bei sich selbst: »Ich will es so einrichten, daß Ariabarzanes vollkommen mit mir zufrieden und doch von mir überwunden wird.«
    Ehe der Bote wegging, der die jungen Weiber hergeleitet hatte, ließ er einen seiner Söhne mit Namen Cyrus kommen und sagte zu ihm: »Mein Sohn, ich will, daß du diese jungfräuliche Schwester meiner Gattin, die, wie du siehst, sehr schön ist, zur Frau nimmst.«
    Der junge Mann tat das sehr gerne. Andererseits nahm der König die seinige wieder zu sich, veranstaltete ein großes Fest und wollte, daß die Hochzeit seines Sohnes feierlich und pomphaft begangen werde und acht Tage dauere. Als Aribarzanes diese frohe Nachricht erhielt, gab er sich noch nicht überwunden, es schien ihm vielmehr sein Plan vollkommen nach Wunsch zu gehen; er beschloß, dem König das kürzlich geborene Kind zu senden, das ihm, wie gesagt, glich wie eine Fliege der andern. Er ließ also eine sehr schöne Wiege von Elfenbein machen, die ganz mit feinem Golde ausgelegt und mit den kostbarsten Edelsteinen geschmückt war. Darein ließ er das Kindlein legen, in die feinsten Tücher von Seide und Goldstoff eingewickelt, und ließ es unter Obhut seiner Amme und mit glänzendem Gefolge zum König führen, als eben die feierliche Hochzeit gehalten wurde. Der König befand sich in einem schön geschmückten Saale in Gesellschaft vieler seiner Barone; als nun der, der das Kindlein dem König überreichen sollte, dort ankam, ließ er die Wiege vor ihm niedersetzen und kniete vor ihm hin. Der König und alle Barone verwunderten sich darüber und hatten acht, was der Bote sagen wollte. Er faßte die Wiege an und sprach: »Unüberwindlichster König, ich küsse Euch im Namen des Ariabarzanes, meines Herrn und Eures Dienstmanns, knieend Eure königlichen Hände und übergebe Euch mit schuldiger Ehrfurcht dieses Geschenk. Ariabarzanes dankt Euer Hoheit unendlich für alle die Gnade, die Ihr gegen ihn zu üben geruht habt, indem Ihr Euch herabließet, Verwandtschaftsbande mit ihm einzugehen. Er will für diese große Huld nicht undankbar sein und sendet Euch durch mich dieses Geschenk.«
    Hier deckte er die Wiege auf. Sobald das Tuch zurückgeschlagen war, zeigte sich das schönste Knäblein, das den allerlieblichsten Anblick von der Welt gewährte, und es sah dem König so ähnlich wie ein Halbmond dem andern. Da sprach ein jeder, ohne Weiteres anzuhören: »Wahrlich, geheiligter König, dieses Kind gehört Euch.«
    Der König ward nicht satt, es zu betrachten, und die Freude an seiner Beschauung war so groß, daß er gar nichts sprach. Das Kind machte die anmutigsten Bewegungen, spielte mit seinen zarten Händchen und wandte sich oft mit dem freundlichsten Lächeln zu seinem Vater. Als dieser es eine gute Weile aufmerksam betrachtet hatte, wollte er von dem Boten erfahren, was das alles bedeute. Nun erzählte der Bote dem König alles genau. Als dieser die Geschichte hörte, ließ er die Königin rufen, die ihrerseits alles vollkommen bestätigte. Darüber war er denn außerordentlich zufrieden, nahm voll Freuden sein Söhnlein zu sich und gab sich fast überwunden. Doch meinte er schon so weit gegangen zu sein, daß ein Rückzug Schmach und Schande für ihn wäre; er beschloß daher, gegen Ariabarzanes noch eine weitere Handlung der Großmut auszuführen, um mittels derselben ihn entweder ganz zu überwinden oder doch einen triftigen Grund zu haben, um eine tödliche Feindschaft gegen ihn zu fassen.
    Der König hatte eine Tochter von zwanzig bis einundzwanzig Jahren; sie war sehr schön und gebildet, denn sie hatte eine königliche Erziehung und Unterricht genossen. Er hatte sie noch nicht vermählt; denn er sparte sie auf, um mit einem König oder hohen Fürsten sich durch sie zu verbinden, und ihre Mitgift war tausend Pfund des feinsten Goldes wert nebst den Einkünften einiger Schlösser außer den köstlichsten Kleidern und unzähligen Juwelen, die die Königin, ihre Mutter, ihr bei ihrem Tode hinterlassen hatte. In der Absicht, es dem Ariabarzanes zuvorzutun, kam der König auf den Gedanken, ihn mittels dieser Tochter zu seinem Eidam zu machen. Allerdings schien ihm dieser Schritt keine geringe Erniedrigung; denn es ist eine schwere Aufgabe für eine Frau von hoher Abkunft, einen Mann von geringerem Blute zum Gatten zu nehmen. Ein anderes ist das bei

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