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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
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diese Nachricht erhielt, war er sehr erfreut über diesen Gang der Sache und schickte der Tochter die Mitgift, die er, wie man wußte, schon früher jeder seiner beiden Töchter ausgesetzt hatte. Viele am Hofe wunderten sich sehr darüber, daß der schon bejahrte König ein Kind zum Weibe nehme und zumal die Tochter eines Vasallen, den er vom Hofe verwiesen hatte. Andere dagegen lobten ihn darüber, wie das so Sitte der Hofleute ist. Doch war keiner unter ihnen, der auf den Grund verfallen wäre, der den König bewog, dieses Familienband zu knüpfen; denn es geschah nur, um Ariabarzanes zu dem Geständnis zu bringen, daß er ihn gnädig und großmütig nennen müsse, wenn er ihm auch etwas von seinem Eigentum nehme.
    Als nun die Hochzeit mit aller Pracht gefeiert war, schickte Ariabarzanes dem König eine zweite Mitgift von der Größe der ersten mit der Bemerkung, wenn er früher die Mitgift für seine Töchter festgesetzt habe, so sei es in der Voraussetzung geschehen, daß er sie an Männer seinesgleichen verheirate; wenn er aber sehe, daß er, der in gar keine Vergleichung mit einem andern komme, der Gatte der einen geworden sei, so scheine ihm passend, ihm mehr Mitgift zu geben als jedem andern, der sein Eidam hätte werden können. Der König wollte aber auf diese Vermehrung der Mitgift sich nicht einlassen und hielt sich hinlänglich befriedigt mit der Schönheit und dem Betragen seiner Neuvermählten, die er ganz als Königin behandelte und ehrte.
    Unterdessen ward sie schwanger mit einem Sohne, wie sich später bei der Geburt ergab; sie merkte ihre Schwangerschaft wohl, verhehlte sie aber, so gut sie konnte. Sowie sie aber an dem wachsenden Umfang ihres Leibes sah, daß sie ihre Schwangerschaft nicht mehr länger verbergen konnte, benutzte die Verständige klüglich einen Zeitpunkt, wo der König bei ihr war und ganz vertraulich mit ihr scherzte, und fing verschiedene Gespräche an, worunter sie ihre Anliegen geschickt entdecken zu können glaubte, und offenbarte ihm endlich, daß sie nicht die schönste der beiden Schwestern sei. Als der König dies hörte, ward er sehr unwillig darüber, daß Ariabarzanes seinem Befehle nicht gehorcht hatte, und so sehr er seine Gattin liebte, rief er doch, um seinen Plan durchzuführen, den Herold, den er früher auf die Brautwerbung gesandt hatte, schickte sie mit ihm an ihren Vater zurück und ließ ihm sagen: »Ariabarzanes, da du merktest, daß das Wohlwollen unsers Königs dich überwunden und besiegt hat, wolltest du statt Edelmut gegen ihn Bosheit und Ungehorsam üben und hast von deinen Töchtern nicht die, die ich in seinem Namen dir abverlangte, sondern, die, die dir zu schicken beliebte, geschickt und damit in der Tat die herbste Züchtigung verdient. Darum sendet er, nicht wenig ergrimmt über die Sache, die Tochter dir ins Haus zurück und will, daß ich ihm die erste mitbringe; zugleich habe ich die Mitgift, die du ihm gegeben hast, vollständig bei mir; hier ist alles.«
    Ariabarzanes nahm Tochter und Mitgift mit dem freundlichsten Gesichte auf und sprach zu dem Herold also: »Meine andere Tochter, die der König, mein Gebieter, verlangt, kann ich jetzt nicht mit dir senden, denn sie liegt schwerkrank zu Bette, wovon du dich selbst überzeugen kannst, wenn du mit mir in ihr Zimmer kommen willst; aber ich verpfände dir mein Wort, sobald sie geheilt ist, werde ich sie an den Hof senden.«
    Als der Herold das Mädchen sah, das krank im Bette lag, kehrte er zum König zurück und berichtete ihm alles. Er war damit zufrieden und wartete, wie die Sache weitergehen werde. Die Genesung der kranken Jungfrau schritt aber nicht so rasch vor, und die Zeit kam, wo die andere Tochter gebären sollte. Sie gebar auch ein schönes Knäblein, und Mutter und Kind befanden sich in erwünschtem Wohlsein. Ariabarzanes war darüber sehr zufrieden und äußerst vergnügt, und dies um so mehr, als in wenigen Tagen schon das Neugeborene in seinen Zügen seinem königlichen Vater so ähnlich wurde, daß es gar nicht ähnlicher hätte sein können.
    Als die junge Frau ihr Wochenbett verließ, war indessen auch ihre Schwester hergestellt und wieder so schön geworden wie zuvor. Ariabarzanes kleidete beide reich und schickte sie an den König mit ehrenvollem Geleite, nachdem er sie zuvor unterwiesen hatte, was sie sagen und tun sollten. Sowie sie am Hofe ankamen, sprach einer von den Leuten des Ariabarzanes also zum König: »Hoher Herr, hier ist nicht nur eine Tochter, die Euch

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