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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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durch eine Fabel, die sie ersannen, sich als Aloise Foscaris Mörder anzugeben. Nach verschiedenem Hinundherreden bestärkten sie sich immer mehr in einem so grausamen sträflichen Vorsatz; sie billigten ihn jeden Augenblick mehr und erwarteten sehnlich, von dem Gerichte verhört zu werden.
    Wie gesagt, war der Foscari alsbald in eine Kirche gebracht und dort dem Kapellan angelegentlich empfohlen worden. Der geistliche Herr ließ ihn mitten in der Kirche niederlegen, zündete zu beiden Seiten desselben zwei kleine Wachslichter an und gedachte, als die Scharwache sich wieder entfernt hatte, zu größerer Bequemlichkeit selbst noch einmal sein wohl noch nicht kaltgewordenes Bett zu besteigen und vollends auszuschlafen. Da es ihm aber schien, daß die schon ziemlich weit heruntergebrannten Lichtstümpfchen nicht mehr über zwei oder drei Stunden brennen würden, nahm er zwei große Lichter und stellte sie statt der halbverbrannten auf, damit, wenn ein Verwandter des Toten oder sonst jemand käme, ihm keine Vernachlässigung vorgeworfen werden könnte. Indem er nun weggehen wollte, nahm er wahr, daß der Leichnam sich zu bewegen anfing; ja, wenn er ihm fest ins Gesicht schaute, war es ihm, als öffne er ein wenig die Augen. Der Mann Gottes entsetzte sich darob höchlich und hätte beinahe laut aufschreiend die Flucht ergriffen. Indessen faßte er doch Mut, trat zu dem Körper heran, legte ihm die Hand auf die Brust und fühlte das Klopfen des Herzens, woraus er sich überzeugte, daß noch Leben in ihm sei, wiewohl der übergroße Blutverlust es aufs äußerste geschwächt haben müsse. Er rief seinen Kollegen, der schon zu Bette gegangen war, zurück, trug mit dessen und eines Altarknaben Hilfe, so schonend er konnte, den Foscaro in sein eigenes, an die Kirche stoßendes Wohnzimmer und ließ sodann einen in der Nähe wohnenden Wundarzt kommen, damit dieser die Kopfwunde sorgfältig untersuche. Der Chirurg nahm den Schaden in genauen und gründlichen Augenschein, reinigte ihn, so gut er konnte, von dem geronnenen Blute und erkannte bald, daß die Verletzungen nicht tödlich waren. Er wandte daher Öle und andere köstliche Salben so geschickt an, daß Aloise fast ganz wieder zur Besinnung kam. Er rieb sodann den ganzen verwundeten Körper mit einem stärkenden Balsam ein und überließ ihn nun der Ruhe. Der geistliche Herr schlief darauf noch ein Stückchen, bis der Tag anbrach, und eilte dann mit der guten Nachricht, daß Foscaro lebe, zu dem Hauptmann, der ihn ihm zur Obhut anvertraut hatte, hörte aber, er sei in den Sankt Markuspalast gegangen, um mit dem Fürsten zu reden. Er ging deshalb auch dorthin, wurde vorgelassen und erfreute den Herzog sehr durch die Gewißheit von dem Leben seines Neffen, nachdem kaum eben der Hauptmann ihn durch die Nachricht von seinem Tode sehr betrübt hatte. Der Fürst befahl einem der hohen Gerichtsbeamten, mit zwei berühmten Wundärzten in Begleitung dessen, der die Kur seines Neffen schon begonnen hatte, zur schicklichen Stunde zu dem Kranken zu gehen und seinen Zustand genau zu untersuchen, wo dann die drei Ärzte sorgen und besorgen sollten, was zur Wiederherstellung des Kranken dienlich sei. Sobald es ihnen daher Zeit schien, gingen der wachehabende Edelmann und die Arzte hin; sie ließen den Mann, der zuerst den Kranken gepflegt hatte, in das Haus des Priesters rufen, und nachdem sie von ihm vernommen hatten, daß die Wunde, wenn auch gefährlich, doch nicht tödlich sei, traten sie in die Schlafkammer, wo der Jüngling ruhte. Da sie ihn wach fanden, obgleich er noch etwas betäubt war, begannen sie ihn eindringlich zu fragen, wie die Sache gegangen sei, und forderten ihn auf, nur alles frei zu gestehen, da sie schon der erste Arzt versichert habe, daß die Wunde nicht von einem Degen herrühre, daß er vielmehr von einer Höhe herabgefallen oder von einer Masse getroffen worden sei; nach allem aber, was man habe erfahren können, müsse man annehmen, er sei hoch herabgefallen und habe sich den Kopf zerschellt. Durch diese Fragen der Ärzte war Aloise überrascht, und ohne viel zu überlegen, gab er die Höhe des Fensters und die Besitzerin des Hauses an. Kaum aber hatte er es gesagt, so reute es ihn sehr. Ja, der peinigende Schmerz, den er darüber empfand, regte seine schlummernden Lebensgeister mit einem Male dermaßen auf, daß er lieber zu sterben als etwas zur Unehre von Madonna Gismonda zu bekennen beschloß. Der Edelmann von der Nachtwache fragte ihn weiter, was er um

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