Italienische Novellen, Band 1
Kleider und Rosse hin, – alles ihr zuliebe. Und solange sein Vermögen und sein Geld nachhielt, war er gerne gesehen, und es wurde ihm Ehre erwiesen. Jeden Tag schickte er nach Hause, um von seinen Besitzungen zu verkaufen und zu verpfänden und den Aufwand durchführen zu können, den er angefangen hatte. Das ging wohl eine Weile. Da es aber nicht mehr länger dauern konnte, sah er sich auf dem Punkte, daß er nichts besaß, und doch konnte er nicht von Florenz loskommen, so heftig war seine Liebe zu jener Frau.
Als er nun nichts mehr zu leben hatte, beschloß er eines Tages, sich dem Gatten der Frau als Knecht anzutragen. Und wie er sich vorgestellt, so geschah es: es gelang ihm, als Knecht bei Lapo, dem Gemahl jener Madonna Isabella, unterzukommen. Dieser benutzte ihn zu allem möglichen: er mußte ihn auf dem Land und in Florenz bei allen Gängen begleiten. Lapo hatte auch an ihm einen guten Begleiter und Diener und wendete ihm deshalb große Liebe zu, da er seinen Witz und seine Erfahrung kennenlernte. Und so blieb er eine gute Weile bei diesem Lapo.
Dieser Ceccolo war nun fortwährend entflammt von der Liebe zu der Frau, und da er sie eines Tages allein fand, sprach er zu ihr: »Madonna, ich empfehle mich Euch. Es gibt kein Geschöpf auf dieser Welt, gegen das ich so viel Liebe und Verehrung gehegt habe und noch hege als gegen Euch, und Ihr habt schon früher bemerken können, ob das wahr ist oder nicht; denn aus Liebe zu Euch habe ich alles, was ich auf der Welt besaß, verschwendet und halte es für die größte Gnade, hier Euch als Knecht zu dienen; so habe ich wenigstens oft Gelegenheit, Euch zu sehen.«
»Glaube nicht«, antwortete die Frau, »daß ich vergessen habe, was du alles schon für mich getan hast; ich meinte aber, du habest es vergessen, da du nie etwas zu mir gesagt noch irgendeine Andeutung gegeben hast.«
»Madonna«, erwiderte Ceccolo, »ich wollte nur die Zeit abwarten.«
Die Frau sprach: »Mach, daß du heute nacht zu mir ans Bett kommst! Tritt an die Seite links! Wenn ich schlafen sollte, so berühre mich leise mit der Hand, nur daß Lapo dich nicht hört! Ich will die Tür offenlassen und das Licht auslöschen. Komm nur kecklich und unbesorgt und laß mich machen!«
Ceccolo sprach: »Madonna, es soll geschehen.«
Als es Nacht war, ging Ceccolo um die bezeichnete Stunde hin, fand die Kammertür offen und das Licht ausgelöscht, schlich sich daher an die andere Seite des Bettes, ganz nach Isabellas Angabe, und nahm sie bei der Hand. Die Frau erwachte nun, faßte ihn sachte beim Arm, hielt ihn fest und rief dann ihren Mann.
»Ich muß dir doch auch sagen«, sprach sie, »was du für wackere Diener im Hause hast. Da kam heute der Ceccolo zu mir und ging mich um unkeusche Liebe an. Damit du ihn nun packen könntest, sagte ich zu ihm, ich wolle heute nacht zu ihm in die Laube kommen. Wenn du ihn also ertappen willst, so zieh meine Kleider an, nimm ein Handtuch, wickle es um den Kopf und geh hinab in die Laube. Du wirst sehen, er kommt hin in der Meinung, mich zu treffen, und du wirst finden, ob ich die Wahrheit sage.«
Lapo stand auf, zog die Kleider seiner Frau an und ging in die Laube, Ceccolo zu erwarten. Sobald der Mann weg war, umarmte die Frau Ceccolo und er sie; sie gaben sich der Lust hin, wonach sie sich so lange gesehnt hatten, und gaben sich vielmals die holdesten Küsse. Dann sprach die Frau zu ihm: »Du hast gehört, wie es eingeleitet ist. Geh nun hinunter, schilt ihn weidlich aus, nimm einen Stock mit und miß ihm auf aus dem Salz!«
Ceccolo sagte: »Laßt mich nur machen!«
Er stand auf, nahm einen Prügel und ging hinab in die Laube, wo er den guten Narren seiner harrend fand.
»Schnödes Weib«, rief nun Ceccolo, »wie kannst du glauben, daß ich mich dazu verstehen würde, meinem Herrn eine solche Schmach anzutun? Was ich dir gestern sagte, tat ich nur, um dich auf die Probe zu stellen; aber wie hast du die Unverschämtheit, deinem Mann untreu zu sein? Schämst du dich nicht, da du den besten und rechtschaffensten Mann in der Stadt zum Gatten hast?«
Damit schwang er den Stock, den er in der Faust hielt, schlug ihm über die Arme und auf die Hüfte und rief: »Wenn ich nur wieder die geringste Kleinigkeit bemerke, die du jemand in der Welt antust, so sage ich es zu Lapo und mache, daß er dir die Gurgel abschneidet. Und wenn er's nicht tut, so tue ich es.«
So zog der arme Mann ganz zerbleut ab; und als er in die Schlafkammer kam, sagte die Frau: »Nun, wie
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