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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
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fügte der Vater bei, »daß an seinem Hofe kein Knappe, Ritter oder Knecht sich fand, der dazu geschickt war?«
    »Mein Vater«, antwortete die Tochter, »seid mir nicht böse darüber! Ich versichere Euch, es war kein Ritter, Knappe oder Knecht im Hause, dem ich es nicht sagte; aber keiner wollte mir glauben.«
    Als der Vater diese lustige Antwort hörte, erheiterte er sich ganz und gar und sprach: »Ich bin zufrieden und verspreche dir einen solchen Mann zu schaffen, daß du nicht nötig hast, einen andern als ihn darum zu bitten. Laß mich nur machen!«
    Nun fiel die ganze Erbschaft des Grafen Aldobrandino an den König von Frankreich, der sich des wackern, ritterlichen Betragens Ricciardos erinnerte und alsbald in die Provence schickte zu Carsivalo, um ihm zu eröffnen, er möge seine Tochter einem seiner Knappen geben, der ohnedies von Rechts wegen ihr Mann sei. Carsivalo merkte die Sache sogleich und antwortete daher dem König, er möge unbeschränkt verfügen nach seinem Gutdünken. Der König stieg zu Pferde mit größtem Gefolge, kam in die Provence, nahm Ricciardo mit sich und schloß jene Verbindung, nämlich daß Lisetta seine Frau wurde. Sodann erhob er ihn zum Grafen und schenkte ihm die Grafschaft, die dem Grafen Aldobrandino gehört hatte. Allen gefiel diese Verbindung, namentlich aber ihr. Sie brauchte nun nie wieder weder Knechte noch Knappen zu bitten, denn sie beide waren jung und frisch und rüstig zu allem, und so lebten sie miteinander lange Zeit in Glück und Freuden.

Hauskreuz
    In Rom lebten zwei sehr gute Kameraden, deren einer Janni, der andere Ciucolo hieß. Sie waren reich und wohlversehen mit irdischen Gütern. Sie lebten Tag und Nacht beisammen und hatten einander lieber, als wenn sie Brüder gewesen wären. Jeder von ihnen hatte seinen ganz anständigen Haushalt und lebte stattlich, denn sie waren von edler Abkunft und römische Ritter.
    Als sie nun eines Tages beisammen waren, sagte einer zum andern: »Geht dir's auch wie mir?«
    Der andere antwortete: »Inwiefern?«
    »Ich mag noch so sparsam sein«, sagte er, »so habe ich doch am Ende des Jahres nichts erübrigt, sondern bin vielmehr immer im Rückstand.«
    Der andere fügte bei: »Meiner Treu, und ich habe im Hause das verkehrteste Weib, das, glaube ich, auf der ganzen Welt lebt. Sie ist gar kein Weib mehr, sondern ein leibhaftiger Teufel. So viel ich ihr auch zu Gefallen tue, so kann ich doch nicht mit ihr leben, so schnöde und verkehrt ist sie. Früh und spät habe ich Händel mit ihr, weit mehr als mir lieb ist; ich weiß gar nicht mehr, wie ich mit ihr auskommen soll.«
    Janni antwortete: »Wir wollen doch Rat suchen über diese Fälle, du über den deinen, ich über den meinen.« »Es ist mir recht«, sagte Ciucolo, »und ich bin einverstanden.«
    So machten sie sich auf und gingen zu einem braven Manne mit Namen Boezio.
    Als sie bei ihm waren, nahm Janni das Wort: »Mein Herr«, sagte er, »wir kommen, um uns Euren Rat zu erbitten. Ich spare das ganze Jahr und bin doch immer im Rückstand, wenn ich mein Einkommen betrachte. Das wundert mich sehr.« Ciucolo sagte: »Und ich habe das verkehrtest und händelsüchtigste Weib von der Welt.«
    Boezio sagte zu Janni: »Steh früh auf!«
    Und zu Ciucolo sagte er: »Geh an die Engelsbrücke! Geht mit Gott!«
    Sie wunderten sich und sprachen untereinander: »Das ist ein Esel. Was soll das heißen, wenn ich ihn um meine Haushaltung befrage, und er antwortet mir: ›Steh früh auf?‹ Und zu dir sagte er, du sollst an die Engelsbrücke gehen.« So gingen sie weiter und machten sich über ihn lustig.
    Nun begab es sich, als Janni eines Morgens früh aufstand und sich hinter die Türe versteckte und dort stehenblieb, da sah er einen seiner Knechte, welcher einen großen Krug Öl wegtrug, und ein anderer trug ein Stück trockenes Fleisch hinaus. Darum machte sich Janni denn noch früher auf und sah, wie bald die Mägde, bald die Kammerfrau, die einen Korn und Mehl, die andere dies und das trugen. Da sprach er bei sich selbst: »So ist es kein Wunder, wenn ich am Ende des Jahres nichts übrig habe.«
    Dann rief er gleich seinen Diener und sagte: »Geh mit Gott und laß dich nicht mehr im Hause von mir blicken!« Dann rief er die Mägde und die Kammerfrau und sagte ihnen das gleiche und schickte alle hinweg. Zuletzt versah er sich mit neuen Knechten und Dienern und hatte von nun an ein wachsameres Auge über seinen Haushalt, so daß er am Ende des Jahres einen Überschuß hatte, während

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