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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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und meine Seele und die Seele des wackern Mannes, der um meinetwillen leiden und sterben muß, und bitte dich überdies, Mutter der Gnaden, daß du mich in diesem finstern schmählichen Tode stark und kräftig machest, ihn geduldig zu ertragen, auf daß meine Seele, wie die einer Märtyrerin, gelangen möge zur Herrlichkeit deines allerheiligsten Sohnes Jesu Christi. Fürwahr, ich habe in dieser Welt gelebt, ohne wie meinesgleichen mich zu begnügen.«
    Dann wandte sie sich zu dem, der das bloße Schwert über ihrem Haupte schwang, und sagte: »Da mich meine Eitelkeit nun so weit gebracht hat, bitte ich dich, wenigstens nicht so sehr zu eilen und so viel Mitleid mit mir zu haben, daß ich noch zehnmal die Jungfrau Maria grüßen darf.« Es erbarmte den Mann, und er sprach: »Betet denn, aber beeilt Euch!«
    Sie begrüßte nun die Jungfrau Maria mit vielen Tränen, schaute aber dabei ganz bestürzt fortwährend auf die Hand, die das Schwert hielt. Nachdem sie ein wenig gebetet hatte, sagte er: »Seid Ihr nun fertig?«
    Die Frau antwortete: »Noch nicht.«
    Der Kriegsmann sagte: »Wie? In dieser Zeit wäre ich mehr als zwanzigmal fertig geworden.«
    Darauf sprach die Frau: »Unglückliche Gostanza, wohin hast du es gebracht! O blinde Liebe, warum hast du mich betrogen und schickst mich nun von hinnen in so schlimmem Rufe? Wäre ich doch vor der Geburt gestorben!«
    Da kam es ihm vor, als zaudere sie doch allzulange; er sprach: »Sagt: ›Ave Maria!‹«
    Da sprach sie andächtig: »Ave Maria, Ave Maria, Ave Maria!«
    Da schwang er das Schwert und erschlug sie. Mit einem Streiche traf er sie, und sie sank tot ihm zu Füßen.
    Der Herr ließ die beiden unglücklichen Leichname in einen Sack stecken und ins Meer werfen. Sodann ließ er ausschreiben, wer an Ormanno eine Forderung zu machen habe, solle zur Bezahlung kommen. Er ließ auch jedermann befriedigen, dem er etwas schuldig gewesen war, hob dann die ganze Schar auf und schickte sie weg. Über dieses Verfahren erntete Messer Galeotto von einigen Lob, von andern aber Tadel.

Von den Guelfen und Ghibellinen
    In Deutschland waren zwei sehr vertraute Freunde, beide edel und reich, einander auf eine Meile benachbart, und der eine hieß Guelfo, der andere Ghibellino. Als sie eines Tages von der Jagd heimkehrten, gerieten sie in Streit über eine Hündin, und während sie zuvor Freunde und Genossen waren, wurden sie nunmehr Feinde und ließen nicht ab, einander zu befehden; ja, sie kamen so sehr in Zwietracht, daß jeder für sich Einladungen und Gastgebote an ihre Freunde ergehen ließ, um sich zu bekriegen. Das Ärgernis wuchs so sehr, daß alle Herren und Barone von Deutschland über diese Angelegenheit sich in zwei Parteien trennten, indem es der eine mit Guelfo, der andere mit Ghibellino hielt, was denn alljährlich auf beiden Seiten manchem Manne das Leben kostete.
    Als nun Ghibellino sich von Guelfo beschimpft sah und meinte, dieser habe mehr Macht als er, empfahl er sich dem Kaiser Friedrich I., der dazumal regierte. Da aber Guelfo bemerkte, daß Ghibellino sich unter den kaiserlichen Schutz gestellt hatte, lehnte er seine Sache an Papst Honorius II., der in Zwietracht mit dem Kaiser lebte, empfahl sich ihm und tat ihm die ganze Angelegenheit kund. Sobald der Papst vernahm, daß der Kaiser die Partei der Ghibellinen ergriffen habe, nahm, er seinerseits sich der Partei der Guelfen an. Daher kam es, daß der päpstliche Stuhl guelfisch, das Kaisertum ghibellinisch wurde.
    Im Jahre des Heils 1215 nun verbreitete sich dieser Same der Zwietracht auch über Italien, und zwar auf folgende Weise: Podesta von Florenz war Guido Orlandi, und Podesta von Florenz zu sein war ein großes und schönes Amt; da war nun im Hause der Buondelmonti ein Ritter namens Messer Buondelmonte, ein schöner, reicher und mannhafter Herr. Besagter Messer Buondelmonte gelobte einem Mädchen aus dem Hause der Amidei eidlich die Ehe, gab ihr die Hand und versprach sich mit ihr in aller bei solchem Anlaß herkömmlichen Feierlichkeit. Als nun Messer Buondelmonte eines Tages am Hause der Donati vorüberging, sah ihn eine Frau, welche Madonna Lapaccia hieß, rief ihn zu sich und sagte: »Messere, ich wundere mich sehr über Euch, wie Ihr Euch herablassen mochtet, eine Frau zu nehmen, die nicht wert wäre, Euch die Schuhriemen aufzulösen. Ich hatte Euch eine meiner Töchter vorbehalten; ich wünsche doch, daß Ihr sie seht.«
    Sogleich rief sie diese Tochter, welche die Ciulla hieß, ein schönes,

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