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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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sagte Messer Francesco: »Nun gebt acht, ich will euch das Obst geben.«
    Er stand auf und ließ jedem der am Tische Sitzenden einen Stock reichen. Dann trat er in eine Kammer, wo er acht Diener bereit hatte, jeden mit einem Stock in der Hand, ebenso viele, als Gäste an der Tafel saßen. Diese ließ er heraustreten und sich um die Tafel herum stellen. Dann sagte er zu den Gästen: »Wehrt euch!«
    Und zu den Dienern mit den Stöcken in der Hand sagte er: »Bringt das Obst!«
    Darauf warfen sie den Tisch um, wie ihnen befohlen war, und fingen an mit ihren Stöcken auf die am Tische loszuschlagen. Das gab eine schöne Rauferei mit den Stöcken untereinander; denn als die am Tische Sitzenden merkten, daß es mit den Schlägen Ernst war, wandten sie sich hübsch ordentlich um und teilten auch aus, wie man ihnen zuteilte. Kurz, es behielten die aus der Kammer getretenen Diener die Oberhand, schlugen die Speisenden zu Boden, und alle kamen im Saale ums Leben. Messer Francesco ließ sodann den Leichnam des jungen Rinaldo wegtragen und mit ausgebreiteten Armen in seinem Schlafzimmer ans Kreuz schlagen; die andern Leichen wurden bei Nacht in ihre Häuser getragen.
    Es entstand große Trauer in ganz Rom über den Tod so vieler wackern Leute; aber niemand wagte den Mund aufzutun, denn der, der es veranstaltet hatte, war ein angesehener Mann in Rom.
    Messer Francesco ließ seine Frau nehmen und jede Nacht auf den Leichnam des besagten Rinaldo binden, so daß sie ihn die ganze Nacht umarmt halten mußte; am Tag ließ er sie abnehmen und ihr täglich zwei Stücke Brot und einen Becher Wasser reichen, um sie so hinzuhalten, und sie lebte auch noch mehrere Tage. Jeden Tag schickte sie zwar zu Messer Francesco, ihrem Gatten, um ihn um Erbarmen anzuflehen; er wollte aber nie etwas hören. Da sie nun sah, daß sie doch sterben müsse und kein Mittel ihrer Errettung übrig sei, bat sie sich die Gnade aus, ihre Kinder noch vor ihrem Tode sehen zu dürfen. Die zwei Knaben wurden ihr gebracht; sie nahm sie in den Arm und sagte zu ihnen unter vielen Tränen: »Meine teuren Söhne, ich lasse euch mit dem Segen Gottes und dem meinigen; ihr seid die echten Söhne Messer Francescos, aus rechtmäßiger Ehe geboren. Mein Name ist zwar wegen des begangenen Fehltritts nicht wert, in ehrenvollem Gedächtnis zu bleiben; aber nur der Groll einer Magd hat mich dahingebracht. Das ist freilich keine hinreichende Entschuldigung, aber dennoch lasse ich Gott und euch, meine Söhne, die Rache für eure schmerzvolle unglückliche Mutter.«
    Und sie konnte nicht satt werden, sie zu küssen bei der Eile, die ihr zugemutet wurde. Sie bekreuzte und segnete sie und gab sie dann ihrer Wärterin mit den Worten zurück: »Nimm sie hin, und dir gebe ich auf bei Gott und deiner Seele, wenn sie groß sind, sie an meinen Tod zu erinnern, besonders den Kleinen.«
    Der letztere weinte immer und wollte sich von ihrem Halse losmachen. Nachdem sie sie zurückgegeben und wiederholt beteuert hatte, daß sie echte und keine unehelichen Kinder seien, befahl sie ihre Seele Gott und sprach dann kein Wort mehr in diesem Leben. Kurz darauf starb sie. Nun wurden die Leichname abgenommen und weggetragen.
    Diese Grausamkeit wurde von den einen gebilligt, von andern getadelt. Sobald es Zeit war, rief die Amme den Söhnen den Vorgang ins Gedächtnis; Messer Francesco wurde dadurch verrückt gemacht und lief lange Zeit in der Tollheit umher, in großer Zwietracht mit seinen Söhnen, zumal mit dem jüngeren. Der besagte Messer Francesco lebte und schlief in den Wäldern wie ein Wilder und betrug sich ganz wie ein Verrückter mit tollen Streichen. Dadurch fand man denn die Frau gerächt.

Ein Deutscher in Italien
    In der Stadt Arimino in der Romagna lebte ein mannhafter Herr und Baron mit Namen Messer Galeotto Malatesti, der mannhafteste Ritter, den die Romagna seit langer Zeit gehabt hatte, und der weiseste und klügste Mann, der immer ein reiches und vornehmes Leben führte und seinem Stande Ehre machte. Dieser Messer Galeotto hatte eine Nichte, welche Witwe war, namens Madonna Gostanza, die Tochter des Messer Malatesta Unghero von Malatesti, gleichfalls eines ehrenfesten und gewandten Ritters. Diese Madonna Gostanza hatte in Arimino um sich einen sehr schönen Hof von Frauen, Fräulein und Knappen und lebte wie eine vornehme Edelfrau die sie auch war; schon Messer Galeotto zuliebe wurde, ihr die größte Ehre erwiesen. Sie hatte und besaß, was ihr Vater und Gatte hinterlassen hatten,

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