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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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ich gesehen habe, was er hier angestellt hat, habe ich mir vorgenommen, wenn Ihr damit einverstanden seid, daß er dieses Geldes nicht froh werden soll. Sagt mir nun genau, wie viel Geld er von Euch bekommen hat und in welcher Münze: Dann laßt mich nur machen! Ihr sollt sehen, wer mehr kann, der Colligianer oder der Scialenge. Ich bin besser zu Fuß als er und werde ihn bald einholen. Macht Euch nur keine Sorge! Ich will es Euch schon wieder einbringen.«
    Ser Pace nahm das Anerbieten dankbar an und empfahl ihm allen Eifer. Sie wurden einig, und Ser Pace gab ihm Geld zu seinen Auslagen.
    »Ich darf jetzt nicht länger warten«, sagte dieser. »Haltet die Sache geheim und laßt mich sorgen!«
    So schied er in stillem Einverständnis mit ihm. Er eilte Masetto nach und erfuhr von Zeit zu Zeit, daß er ihm nicht mehr weit voraus sei; doch wanderte er zwei Tage, bis er ihn erreichte; es war dies in der Herberge zu Bolsena. Sie kehrten dort ein; es waren viele Fremde dort, und so blieben die beiden daselbst über Nacht. Pela war unbekannt; er sprach mit Masetto und den andern ohne Unterschied, gab vor, er sei von Sutri und gehe nach Siena. Schon gestern hatte Pela auf den Namen eines Colella von Sutri an einen gewissen Ventura von Sciano einen Brief geschrieben folgenden Inhaltes:
    »Ich habe Deinen Brief erhalten, in welchem Du mir aufträgst, ich solle durch den Überbringer, Deinen Sohn Salvi, Dir fünfundvierzig Dukaten schicken, die ich Dir noch als Rest für die Tiere, die Du an mich verkauft hast, schuldig bin. Vor allem bitte ich um Entschuldigung, daß ich nicht imstande gewesen bin, sie Dir früher zu schicken. Jetzt aber habe ich nach Lesung Deines Briefes die ganze Summe dem Salvi eingehändigt, nämlich zwanzig venezianische Dukaten und fünfundzwanzig römische. Darum bitte ich Dich, hiermit meine Rechnung zu tilgen. Ferner, da mir Salvi erzählt, daß Du Deine Tochter verheiratet hast, schicke ich Dir ein kleines Geschmeide für sie zum Andenken von mir, nämlich einen kleinen Falken mit einem Kettchen von Silber, im ganzen siebenundeinviertel Lot schwer. Ich sehe wohl, daß ich nicht so viel tue, als Du verdientest. Du mußt mir eben verzeihen. Freilich habe ich so viel Freundlichkeit von Dir genossen, als ich dort war, daß ich gar nicht weiß, wann ich Dir dafür lohnen kann. Dein Dienstbereitwilliger ...« usw.
    Als der Brief geschrieben war, faltete er ihn und steckte ihn in den Busen, legte sich auch den Namen Salvi bei. Am Morgen nun machte er sich unter irgendeinem guten Vorwand an Masetto und wünschte ihm guten Morgen. Sobald er bemerkte, daß dieser sich zum Weiterreisen anschickte, sagte Pela: »Ist vielleicht unter diesen Gästen einer, der nach Acquapendente geht?«
    »Ich«, antwortete Masetto. »So laßt uns miteinander gehen«, sagte Pela; »denn ich gehe lieber in Gesellschaft als allein.«
    Nachdem der Wirt bezahlt war, machten sie sich also auf den Weg. Abends langten sie in Acquapendente an und gingen miteinander in die gleiche Herberge und Wohnung. Am Morgen, als sie weiter wollten, sagte Salvi zu Masetto: »Erwarte mich hier! Ich will nur da einen Brief an jemand abgeben.«
    Masetto glaubte das und erwartete ihn beim Feuer. Salvi aber ging alsbald zum Schultheißen und klagte den Masetto an, er habe ihm in der Nacht fünfundvierzig Dukaten und ein silbernes Geschmeide gestohlen. Weinend flehte er um den Schutz des Beamten und gab an, in welcher Herberge der Dieb sich befand. Er wußte es auch so geschickt anzubringen, daß der Beamte ihm vollkommen Glauben beimaß und ihm vier Häscher mitgab, um den Dieb zu fassen. So wurde denn Masetto in der Herberge festgenommen, zum Schultheißen geführt, in enge Haft gebracht und mit der Folter verhört. Da er aber nicht gestand, wollte der Schultheiß den Salvi noch weiter vernehmen. Dieser aber sagte, noch immer weinend: »Gestrenger Herr, beweisen kann ich's Euch nicht, denn zum Stehlen zieht einer keine Zeugen bei; aber ich sage Euch die Wahrheit, und wenn es nicht so ist, so laßt mich hängen! Er hat mir fünfundvierzig Dukaten gestohlen, die ich von Colella in Sutri eingezogen hatte, und zwar zwanzig venezianische und fünfundzwanzig römische, den Kaufpreis für das Vieh, das mein Vater an ihn verkauft hat, und überdies ein silbernes Geschmeide, das er meiner Schwester schenkte. Da ist der Brief von Colella.«
    Damit reichte er ihn dem Beamten hin.
    »Ich kann nicht lesen«, fuhr er fort; »schaut zu, was in dem Briefe steht! Und wenn

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