Italienische Novellen, Band 1
die Fische!«
So ging das Frühstück hin. Nachher aber gab er ihm einen heftigen Verweis und sprach: »Mache, Masetto, daß dergleichen nicht wieder vorkommt!«
Dieser antwortete: »Ganz recht, gestrenger Herr!«
Ser Pace sagte zu den Priestern: »Morgen will ich euch schadlos halten; ich erwarte euch daher alle morgen vormittag hier zum Frühstück.«
Sie nahmen's an, und Ser Pace gab nun Masetto die erforderliche Weisung, was er für morgen vorzubereiten habe, nämlich Salsinen und frische Fische, außerdem solle er Erbsen einweichen.
»Nimm dich in acht«, fügte er hinzu, »daß es nicht wieder geht wie heute morgen! Lege reichlich ins Wasser! Die Priester wollen keine Possen auf dem Teller. Koche vollauf, nicht so ärmlich!«
Masetto antwortete: »Ganz recht, gestrenger Herr!«
Als es nun Zeit war, nahm er einen halben Scheffel Erbsen, den Ser Pace vor wenigen Tagen gekauft hatte, und weichte alle ein. Am Morgen aber setzte er sie in drei großen Töpfen zum Feuer und ließ sie kochen. Alles war im reinen, als die Priester zum Frühstück kamen: sie setzten sich zu Tisch; Masetto hatte die Teller für sie zugerüstet und trat nun in den Saal mit solchen Erbssuppen, daß nicht nur Priester, sondern sogar Schweine von Castri sich über diese Masse geschämt hätten, so viele Erbsen setzte er ihnen vor.
Als Ser Pace die Erbsenbescherung sah, sprach er: »Masetto hat uns für gestern morgen entschädigen wollen.«
Und so lachten alle miteinander über diese Kübel mit Erbsen. Masetto beschäftigte sich ganz unbefangen weiter damit, die Fische nach dem Geschmack der geistlichen Herren zuzubereiten und die Gläser immer neu zu füllen, so daß, wenn er sich ihnen gestern durch seine Armseligkeit verhaßt gemacht hatte, sie sich jetzt für entschädigt halten und seine Freigebigkeit loben mußten. »Eßt nur rüstig drauf los,« antwortete Masetto. »Es ist genug da, um von allem zu essen, namentlich Erbsen.« Ser Pace sagte: »Hast du uns denn noch nicht alle hereingebracht?« »Es ist noch so viel übrig«, sagte Masetto, »daß ich wohl zwanzig Trachten, größer als diese, hereinbringen kann.« Nachdem das Essen vorbei war, wollte Ser Pace doch nachsehen und fand drei große Kessel voll Erbsen über dem Feuer. Er rief seine Gesellschafter herbei, zeigte sie ihnen und sprach zu Masetto: »Was Teufels hast du gemacht? Diese Erbsen hätten ja für hundert Mann ausgereicht. Hast du denn alle Erbsen gekocht, die da waren?«
Masetto erwiderte: »Ja, gestrenger Herr!«
Dieser aber war darüber erzürnt und schalt ihn heftig aus; Masetto aber verteidigte sich und sagte: »Ich tue, was Ihr mir befehlt, und Ihr zürnet! Gestern sagtet Ihr mir, ich solle wenig Bohnen kochen: ich tat es, und Ihr wart böse; dann sagtet Ihr mir, ich solle reichlich Erbsen kochen: ich tat es, und Ihr schmälet mich aus. Das ist sehr unrecht von Euch. Ihr wißt, daß eine Strafe darauf gesetzt ist, wenn ich nicht tue, was Ihr mir befehlt; ich gebe mir alle Mühe, und doch werdet Ihr zornig über mich. Ich tue es nur, um nicht fünfundzwanzig Dukaten zahlen zu müssen.«
Hiermit hörte die Zwiesprach auf, und wer es mit angehört hätte, der hätte Ser Pace unrecht und Masetto recht geben müssen, so gut wußte dieser zu sprechen. Darüber geriet denn Ser Pace in Wut und sagte zu Masetto: »Mach, daß du mir heute das Haus räumst!«
Nach diesen Worten ging er mit seinen Gesellschaftern aus und schloß die Türe von außen mit dem Schlüssel, ohne Antwort abzuwarten. Als Masetto seine Worte hörte und sich einschließen sah, rief er mit lauter Stimme nach: »Auf welchem Wege soll ich denn das Haus räumen? Ihr habt mich ja eingeschlossen.«
Voll Ärger rief Ser Pace: »Durch die Fenster meinetwegen!«
»Ganz recht, gestrenger Herr!« sagte Masetto.
Die Geistlichen gingen in die Vesper; Masetto aber, in strengem Gehorsam, schickte sich an, seinen Befehl zu vollziehen. Er fing also an, durch die Fenster das Haus zu räumen; er fing von oben an: alles, was im Saale war, Tafeln, Bänke, Tische, Handtücher, Krüge, Becher, Untersätze, Schüsseln, Schalen, Bestecke warf er zu den Fenstern hinaus auf den Platz. Dann ging es nach der Küche: Kessel, Pfannen, Roste, Brandeisen, Holzplatten, Teller und was er dort fand, flogen aus dem Fenster auf den Platz. Dann im Schlafzimmer: das Bett, die Bettlade, Koffer mit allem, was darin war, Kapuzen, Ornate, Tücher, Bücher und was er sonst fand, nichts blieb darin, es mußte durch die Fenster
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