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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihnen zusagende Galeere mieten konnten. Messer Paolo, Gerardos Vater, welcher sehnlich wünschte, wie es gute Väter meist tun, daß sein Sohn sich allmählich an die Handelsgeschäfte gewöhne und mit den Angelegenheiten der Stadt näher bekannt mache, zahlte den bedungenen Preis im Namen Gerardos und mietete für ihn, ohne ihm ein Wort zu sagen, eine der Galeeren. Messer Paolo hatte gerade eine große Menge nach Beirut bestimmter Waren auf dem Lager und wünschte, daß der Sohn sie dahin führe und andere Waren nach Venedig zurückbringe, und gedachte nicht nur damit sein Vermögen um ein ansehnliches Teil zu vermehren, sondern auch hernach Gerardo ein Weib zu geben und ihm zu gleicher Zeit alle seine eigenen Geschäfte zu übertragen, um sich selber ausschließlich mit Staatssachen zu befassen.
    Als er nun, wie gesagt, die Galeere gemietet hatte und nach Hause kam, speiste er zu Mittag, und nach aufgehobener Tafel, als Vater und Sohn allein waren, sagte Messer Paolo nach einigen andern Gesprächen: »Du weißt, mein Sohn, daß wir Güter nach Beirut im Hause haben und als Rückfracht dort dergleichen Waren einkaufen müssen, wie man sie hier braucht und wie sie guten Absatz finden. Um deswillen habe ich diesen Morgen in deinem Namen eine Galeere gemietet, damit du dich ein wenig in der Welt umsiehst und auch allmählich anfängst, durch eigene Erfahrungen ein tüchtiger Geschäftsmann zu werden; denn was am leichtesten Besonnenheit macht und den Verstand weckt, ist eben, mancherlei Städte, verschiedene Länder und Sitten dieses und jenes Volkes zu sehen. Du siehst in dieser unserer Stadt täglich, wie junge Männer, die bald im Morgenlande, bald im Abendlande und anderwärts auf Reisen waren und nach wohlverrichteten Geschäften wiederkehren, zu Hause für gescheite, erfahrene und brauchbare Männer gelten, und daß solche sogar oft zu Ratsherren und öffentlichen Beamten des Staats gewählt werden; was hingegen keineswegs denen widerfährt, die sich um nichts bekümmern, sondern den ganzen Tag müßig gehen und mit schlechten Weibern verkehren. Gemeiniglich währt die Reise nach Beirut sechs, höchstens sieben Monate. Versorge dich denn, mein lieber Sohn, auf meine Kosten mit allem, was du zu einer solchen Reise bedarfst! Wenn du sodann zurückgekehrt sein wirst, wollen wir unsere künftige Haushaltung so einrichten, wie es uns unser Herrgott in den Sinn geben wird.«
    Messer Paolo erwartete, sein Sohn werde ihm mit Freudigkeit antworten, daß er zu allem bereit und willig sei, weil er ihn hier mit einer ebenso ehrenvollen als nützlichen Reise zu beauftragen meinte. Gerardo aber, dem es unmöglich schien, auch nur einen einzigen Tag fern von seiner Geliebten leben zu können, war darüber außerordentlich bestürzt; und wenn er auch seinen Unmut und Schmerz nicht geradezu äußerte, so sprach er doch auch sonst kein Wort. »Du antwortest mir nicht?« sagte endlich sein Vater zu ihm.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, antwortete Gerardo; »denn wie gerne ich Euch auch gehorchen möchte, so bin ich doch nicht imstande, es zu tun, da mir jede Seereise von Natur zuwider und unerträglich ist. Wenn ich mich einem Schiffe anvertraute, würde ich glauben, freiwillig einem sichern Tode entgegenzugehen. Darum habt die Güte, mir zu verzeihen und Euch meine gerechte Entschuldigung gefallen zu lassen! Es tut mir in der Tat unendlich leid, Euch nicht gehorchen zu können.«
    Messer Paolo hätte sich nimmermehr träumen lassen, eine solche Antwort von seinem Sohne zu bekommen, und war darob über die Maßen erstaunt und zugleich betrübt. Er bat ihn wieder und wieder und hielt ihn mit milden und scharfen Worten zum Gehorsam an, aber immer umsonst. Gerardo gab durchaus keine Antwort als die frühere. So standen sie in Unfrieden von ihren Sitzen auf, und der eine ging rechts, der andere links. Der Vater begab sich in seinem Schmerz über den Vorfall auf den Rialto und fand daselbst seinen Eidam, einen reichen, edeln jungen Mann, zu dem er nach manchem Hinundwiderreden sprach: »Lionardo (so hieß der Eidam), Lionardo, ich hatte eine Galeere gemietet, um darauf meinen Sohn mit einer Partie Waren nach Beirut zu senden. Aber als ich ihm meine Absicht eröffnete, suchte er mir durch allerlei Ausflüchte zu beweisen, daß er nicht fahren könne. Gesetzt nun, daß du die Reise machen wolltest, so bedürfte es zwischen dir und mir weiter nicht vieler Worte, und ich würde dir den Teil des Gewinns überlassen, den du selbst

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