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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Weg zu allen Dingen, die du wünschen mochtest, gebahnt. Warum siehst du dich nun nicht nach einem jungen Mädchen zu deinem Weibe um, das dir ein hübsches Vermögen zu der Mitgift bringt und dich zu dem zufriedensten Menschen von der Welt machen kann?«
    Als er diesem Selbstgespräche gemäß auf einem Feste bald nachher eine schöne und reiche Jungfrau des Landes wahrnahm, schickte er sich an, sich mit Eifer und Aufmerksamkeiten jeder Art um ihre Gunst zu bemühen, und entflammte seine Holländerin, die sich dieser Veränderung seines Sinnes wohl versah, zu solcher Eifersucht, daß sie jeden seiner ferneren Schritte bewachte und ihn so lange mit Klagen und Vorwürfen umsonst bestürmte, bis sie die Überzeugung gewann, daß ihr dies alles bei ihm von keinem Nutzen sei. Dann aber verwandelte sich auch ihre frühere Liebe zu ihm in bitteren Haß, und obwohl sie noch viele Tränen um seiner Untreue willen vergoß und in tiefste Betrübnis darob versunken blieb, so nahm sie sich doch recht geflissentlich vor, aus Rache für die ihr angetane Schmach ihre Hand und Hilfe von ihm abzuziehen. Berlacecis Unbedachtsamkeit kehrte sich allerdings nicht daran, daß die Quelle seines Wohlstandes allmählich zu versiechen schien; denn er verschwendete sein geringes Besitztum schneller, als er es erworben hatte, und kam so weit herunter, daß er bei keinem Menschen mehr Hilfe und Vertrauen fand. Vier Monate strichen darüber hin. Er hoffte zwar immer noch durch seine Maschine mit einem Male alles wiederzugewinnen, was ihm durch den verlorenen Beistand und den guten Willen seiner beleidigten Gönnerin zerronnen war. Aber als der längst erwartete und ersehnte Brief des Piacentiners aus Mailand kam und von dem freudig ungeduldigen Berlaceci erbrochen ward, las er daraus, zu seiner schweren Demütigung und Beschämung, ja zu seiner gänzlichen Vernichtung: daß sein Oheim, ohne irgend etwas an ihn zu hinterlassen, gestorben sei.
    Furcht vor dem Zorne der Alten und vor der Gerechtigkeit des Kaisers bemächtigte sich nach dieser Katastrophe des Unglücklichen dergestalt, daß er, ohne sich von einem Menschen zu verabschieden, die wenigen Gelder, die sich in seinem Bereiche vorfanden, nahm, sein kleines Bündel schnürte und an das Gestade des Meeres lief, über das er sich in einer Barke, man hat niemals erfahren wohin, flüchtete.
    Was die arme Holländerin anbelangt, so kann man leicht erachten, daß sie in der Folge gewiß weniger über die zu Wasser gewordene Häuserfahrmaschine gelacht, als über ihre schlecht vergoltene Liebe und Anhänglichkeit geweint haben wird.

Gasparo Graf Gozzi
1713 – 1786

Kunstkennerschaft
    Es lebte unlängst in Florenz ein edler Maler, der in seiner Kunst so vortrefflich war, daß seine Mitlebenden wohl hätten darauf schwören mögen, die Natur selbst sei in ihn übergegangen und lasse sich von seiner Hand neu hervorbringen. Was ihm irgend in die Augen fiel, das ahmte er mit seinem Pinsel so anmutreich nach, daß fast ein jeder, der die Nachbildung sah, in Versuchung kommen konnte, sie für das Vorbild zu nehmen. Es hatte aber auch nicht etwa bloß der Zufall für eine so seltene Ausbildung seines Talents Sorge getragen: denn nächstdem, daß er einen ihm angeborenen Kunstsinn und Kunsttrieb besaß, war es von seiner zartesten Jugend an sein einziges Sinnen und Trachten gewesen, demselben durch Fleiß und Nachdenken immerwährenden Vorschub zu leisten, indem er kein einziges Mal lustwandelte, ohne in die Natur und seine Kunst ganz versunken zu sein. Bald verweilte er hier und betrachtete ein ausdrucksvolles oder liebliches Angesicht, bald fesselte dort eine eigentümliche Stellung seine Aufmerksamkeit, oder er beobachtete auch menschliche Schmerzen, Zorn und Aufregung. Im Freien zeichnete er bald etwa eine schöne Felspartie, die durch einen kühnen Vorsprung seinen Blick an sich zog, oder ein stilles klares Bächlein, das sich durch grünende Auen sanft hinschlängelte. Oft bildete er desgleichen mit seinem Griffel die Tiere nach, wenn sie schliefen oder spielten oder weideten, und sein Skizzenbuch war eine wahre Vorratskammer belebter sowie lebloser Natur. Mehr aber als in jeder anderen Art der Malerei tat er sich in derjenigen hervor, die das Angesicht des Menschen, diesen fürnehmlichsten Vorwurf der Kunst, nachbildet, welcher Zweig der Malerei in jenen früheren Zeiten sonderlich gefördert und geachtet wurde, weil verliebte Männer und Frauen sich eben damals noch nicht so häufig und

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