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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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gegessen hatte, beschloß er die Mahlzeit, ohne den Käse zu berühren, so sehr ihn auch die andern lobten; Käse aß er aber nie, und er war ihm so zuwider und zum Ekel, daß er lieber seine Hände gegessen hätte. Burchiello wußte dies am besten. Da er nun ganz überzeugt war, nahm er ihm lachend die linke Hand, streifte ihm den Wamsärmel ein wenig hinauf und erkannte scharf am Pulse ein Muttermal mit Wildschweinsborsten, worauf er mit lauter Stimme ausrief: »Du bist Meister Manente, du kannst dich nicht mehr länger verbergen!« Damit fiel er ihm um den Hals, umarmte und küßte ihn.
    Biondo und der Wirt waren voll Entsetzen zurückgefahren und erwarteten ängstlich, was der Fremde sagen würde.
    »Du allein, Burchiello«, antwortete er, »hast mich unter allen meinen Freunden und Verwandten noch erkannt. Freilich bin ich Meister Manente, wie du sagst, und bin niemals gestorben, wie mein Weib und ganz Florenz zu glauben scheint.«
    Jene beiden wurden bleich wie Asche; Amadore bekreuzte sich, Biondo wollte schreiend davonlaufen, und sie fürchteten sich vor ihm, wie wenn Gespenster und Tote vom Grabe erstünden. Burchiello aber redete ihnen zu:
    »Fürchtet euch nicht«, sagte er, »rührt ihn nur an, betastet ihn! Die Geister und Toten haben weder Fleisch noch Bein, wie dieser da, den ihr ja mit euren Augen habt essen und trinken sehen.«
    Meister Manente sagte auch: »Ich lebe, zweifelt und sorgt nicht, meine Brüder, ich habe noch nicht den Tod geschmeckt. Seid nur so gut und hört mich an: ich will euch eine der wunderbarsten Geschichten mitteilen, die man je gehört hat, seit die Sonne scheint.«
    So brachte er es mit Hilfe Burchiellos endlich dahin, daß der Wirt und der Makler Biondo sich ein wenig beruhigten. Sie riefen die Aufwärter herein, ließen außer dem Wein und Fenchel alles abdecken, schickten sie zum Essen hinweg mit dem Bedeuten, anders nicht wiederzukommen, als wenn Burchiello befehle, und schlossen die Tür ab, worauf sie mit Aufmerksamkeit und Neugierde lauschten, was sie nun Seltsames zu hören bekommen werden. Und nun begann Meister Manente seine Erzählung von dem Augenblicke an, wo er schlafend auf der Bank gelassen wurde, und berichtete in bester Ordnung alles, was ihm bis heute begegnet war, so daß sie mehrmals ihre Verwunderung äußern und laut lachen mußten. Sobald er aber mit seinen Mitteilungen zu Ende war, fiel Burchiello, ein ganz feiner Kopf, plötzlich ein und sprach: »Das ist ein Streich von Lorenzo dem Erlauchten!«
    Die andern setzten sich zwar allesamt dem entgegen und behaupteten, es sei durch Hexerei, Bannung und Bezauberung dahin gekommen. Burchiello aber beharrte auf seiner Meinung und fuhr fort: »Es kennt nicht ein jeder diesen wunderlichen Kopf. Wißt ihr nicht, daß er alles, was er einmal begonnen hat, zustande bringt, daß er sich in seinen Plänen nimmermehr täuscht und verrechnet, daß ihn keine Lust ankommt, die er nicht büßt? Und es ist ein verteufeltes Ding, es mit einem zu tun zu haben, der Verstand, Macht und Willen hat.«
    Gegen Meister Manente gewendet setzte er hinzu: »Ich habe es mir immer gedacht, daß er dir einmal einen solchen Streich spielen werde schon von der Stunde an, wo du zu Careggi mit ihm aus dem Stegreife reimtest und dich so unartig gegen ihn betrugst. Meister Manente, Fürsten sind Fürsten und machen es unseresgleichen oftmals so, wenn wir mit ihnen auf du und du stehen wollen.«
    Der Arzt entschuldigte sich mit der Behauptung, die Musen haben überall ein freieres Wort, und wußte noch hundert Gründe für sich anzuführen. Betrachtete er aber die Sache an sich selbst und Burchiellos Worte dazu, so konnte er doch nicht alle Zweifel in seiner Seele unterdrücken und mußte jenem bis auf einen gewissen Grad Glauben schenken. Als sie nun aber eine gute Weile über die Angelegenheiten des Meister Manente hin und her gesprochen hatten, ließ dieser auch von ihnen sich ausführlich erzählen, was bei der Pest sich zugetragen habe und wie es mit dem Menschen gewesen sei, der an seiner Statt tot und mit einer Pestbeule am Hals aus seinem Hause getragen worden sei. Er vermochte sich hierüber gar nicht zu beruhigen, und auch die andern zerbrachen sich umsonst den Kopf; selbst Burchiello wußte keinen Ausweg zu finden. Am Ende aber wurde es spät, und Meister Manente bat sie nun um ihre Ansicht und um ihren Rat, wie er sich aus dieser Verlegenheit ziehen möge, da es ihm doch allzu hart vorkam, Gut und Blut zugleich verlieren zu

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