Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
Knie niederzulassen und ihm die Hand zu küssen. Der Erlauchte aber sprach: »Halte dich fern! Es genüge dir für jetzt, daß, wenn du wieder der echte, lebendige Meister Manente bist, du mir willkommen bist, aber wo nicht, keineswegs!«
    Der Arzt wollte nun anfangen seine Geschichte vorzutragen, Lorenzo aber sagte ihm, es sei dazu gegenwärtig nicht Zeit. »Diesen Abend«, fügte er hinzu, »nach vierundzwanzig Uhr, erwarte ich dich in meinem Gemache, um deine Gründe zu hören.« Zugleich tat er ihm kund, daß auch seine Gegner sich dort einfinden werden.
    Meister Manente dankte ihm für seine Gnade, zog sich ehrerbietig zurück und ging nach Hause, wo er dem Burchiello den ganzen Vorfall berichtete. Dieser mußte im stillen lachen und dachte: »Ich weiß es ja wohl, daß die Sache an den rechten Mann gekommen ist. Dem Erlauchten glückt alles nach seinem Wunsch, er hat jeden Sonntag Ostern.« Doch konnte er keineswegs voraussehen, welche Wendung die Sache noch nehmen werde.
    Inzwischen war es Abend geworden, und die Goldschmiede hatten sich erhaltener Weisung zufolge bereits eingestellt und ergingen sich in der Galerie, in Erwartung, gerufen zu werden, als Meister Manente ebenfalls erschien. Seine Ankunft ward sogleich Lorenzo gemeldet, und er begab sich in Gesellschaft mehrerer Bürger und Edeln von Florenz, die allesamt Bekannte und Freunde des Arztes waren, in seinen Saal, wo er zuerst den Niccolajo und dann den Michelagnolo und später beide zusammen vorführen ließ, ihre Auseinandersetzungen anhörte, die Urkunden einsah und sich im höchsten Grade verwundert äußerte. Zuletzt traten sie ab, und es erschien Meister Manente, der von Anfang an in schönster Ordnung ihnen ganz der Wahrheit gemäß erzählte, was ihm begegnet war, ohne etwas ab- oder zuzutun. Darüber waren alle, die es mit dem Erlauchten anhörten, äußerst verwundert und mußten entsetzlich lachen, und sie konnten mit Gelächter und Erstaunen gar nicht zu Ende kommen; sondern nachdem Lorenzo den Meister Manente die Sache mehrmals hatte wiederholen lassen, befahl er die Goldschmiede hereinzurufen, und das gab für eine Weile die allerschönste und ergötzlichste Kurzweil, die er zeit seines Lebens gehabt hatte, denn nun sagten sich die Erhitzten im Ausbruche ihrer Leidenschaft die derbsten Grobheiten. Darüber kam auch der Vikarius herbei, den der Erlauchte hatte rufen lassen, und nachdem ihm alle Anwesenden ihre Ehrfurcht bezeugt hatten, nahm er seinen Platz an der Seite Lorenzos ein, und dieser fuhr also fort: »Mein Herr Vikar, da ich weiß, daß Ihr von den Streitigkeiten, welche diese ehrenwerten Männer miteinander führen bereits durch eigenes Verhör in Kenntnis gesetzt worden seid, so will ich auf nichts anderes als darauf gegen Euch drängen, wie mir als dem von den hochansehnlichen Herren Achten in dieser Sache erwählten Richter zunächst obliegt, zu erforschen, ob der echte Meister Manente jemals gestorben und also dieser hier vor uns stehende nicht etwa ein bezaubertes Trugbild oder gar ein höllisches Wesen ist, welche Entscheidung denn unzweifelhaft von Eurem Amte zu erwarten steht.«
    »Aufweiche Art und Weise das?« antwortete der Vikar.
    »Ich werde es Euch eröffnen«, fuhr Lorenzo fort und sagte: »Indem Ihr ihn von einigen frommen Brüdern, welche Teufel austreiben, beschwören lasset, indem man ihm Reliquien gegen die Behexung auflegt.«
    »Ihr habt wohlgesprochen«, antwortete der Herr Vikar; »gebt mir sechs bis acht Tage Zeit, meine Vorbereitungen zu treffen, und wenn er alsdann den Hammer aushält, so wird man mit Sicherheit annehmen können, daß er lebt und der rechte ist.«
    Meister Manente gab sich Mühe, zum Worte zu kommen; allein der Erlauchte bekräftigte die Ansichten des Vikars, erklärte, daß er sein Urteil von dem Erfolge der Beschwörung abhängig machen werde, stand auf und entließ die Sitzung, indem er sich mit den ihn begleitenden Edelleuten zum Nachtessen entfernte, wobei über diesen seltsamen Vorfall ungemein viel gelacht und gescherzt wurde.
    Des andern Tages machte der Vikar, ein guter und frommer Christ und eine ehrliche geistliche Haut, im ganzen Erzbistum bekannt, daß alle Priester und Mönche, welche Reliquien besitzen, die sich zum Austreiben von Teufeln und Beschwörung von Gespenstern eignen, selbige bei Strafe seines Unwillens binnen sechs Tagen nach Florenz in die Kirche Santa Maria Maggiore bringen sollen. Im ganzen Lande sprach man nun von nichts anderem als von dieser Neuigkeit,

Weitere Kostenlose Bücher