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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Alter vielmehr ein kindliches als ein zur Ehe taugliches zu nennen ist, und daß deine bereits aufs beste eingeleiteten Studien, zu einem glücklichen Ausgange gefördert, dir einen guten Ruf verschaffen und eine Frau von ganz anderem Stande verdienen können, als du jetzt verlangst, – gehe ich zu deiner Äußerung über, diese Jungfrau sei deine Ruhe und Zufriedenheit, so muß ich dir sagen, wofern dem also wäre, solltest du gewiß und wahrhaftig nicht nötig haben, mich mit Bitten zu bestürmen, daß ich sie dir zur Frau gebe. Aber eben weil ich klar sehe, was deine törichte Begierde dich nicht sehen läßt, weil sie dir das Auge des Geistes geblendet hat, erkläre ich dir, erkörest du Dafne zu deinem Weibe, so wäre es eben nichts anderes, als trautest du dir eine ewige Plage an. Denn betrachten wir zuvörderst die Beschaffenheit dieser Jungfrau, so ist es ein höchst unnatürlicher und ungewöhnlicher Fall, daß du dich in Liebe zu ihr entzünden mochtest, während du kaum dein fünfzehntes Jahr erreicht hast, sie aber eins weniger als zweiundzwanzig alt ist; so daß bei dem ersten Sohne, den sie dir gebären würde, ganz unzweifelhaft der Umstand einträte, daß sie viel mehr deiner Mutter als deiner Gattin ähnlich sehe; und wenn sie gar erst mehr als ein Kind von dir hätte, würde sie so welk werden, daß sie dir selbst unkenntlich würde und mit der nächsten Zeit nach der Sättigung deiner jugendlichen Lüste dir fürwahr so lästig fiele, daß du sie ungern dir entgegenkommen sähest. Ich selbst, mein lieber Sohn, nahm in meinem fünfundvierzigsten Jahre deine Mutter zur Frau, die damals noch nicht in ihrem achtzehnten Jahre stand, und mir will es scheinen, ich habe dies zur rechten Zeit getan, und als wäre sie eben alt genug für mich. Nun bedenke du wohl, was aus dir werden würde, wenn du in diesem deinem zarten Alter dieses Mädchen nähmest. Nächstdem nimmt man eine Frau zur Ruhe und Bequemlichkeit des Hauswesens; du weißt nun, wie wenig Dafne deiner Mutter behagt und wohlgefällt, und begreifst leicht, daß von zwei unvermeidlichen Dingen notwendig eines geschehen müßte, wenn sie deine Frau wäre: entweder gäbe es zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter stets Mißhelligkeiten und Zwist, eine Sache, die in dem zwischen deiner Mutter und mir obwaltenden Frieden eine Störung machen könnte, oder du trenntest dich mit deiner Frau von uns. Die Liebe aber, mit der ich dich erzogen und vor allen meinen andern Kindern bevorzugt habe, verdient meines Bedünkens nicht, daß du jetzt in diesem meinem Alter mich verläßt, da du ganz besonders derjenige bist, auf den ich als auf meine festeste Stütze meine Ruhe gebaut habe, – daß du mich verläßt, sage ich, um eines solchen Frauenbildes willen, das weder für das schönste noch für das edelste dieser Stadt gelten kann.«
    Mit Tränen in den Augen endete hier der Greis seine Rede. Von der Ehrfurcht überwunden, die Delio gegen seinen Vater hegte, und gerührt von seinen letzten Worten, konnte er nicht anders als sagen, daß er zwar mit der geliebten Jungfrau sein höchstes Gut in diesem Leben verlieren werde, daß er sich aber den väterlichen Geboten eher als gehorsamer Sohn fügen werde, als Gründe anführen, die den von ihm gegebenen entgegenstehen könnten. Hier brachen sie die Unterredung ab. Indessen hatten Vater und Sohn noch viele ähnliche Gespräche über denselben Gegenstand; doch Delio versuchte sein Glück jedesmal ohne bessern Erfolg. Messere Gianni versprach seine Tochter einem andern Jüngling, und so wurde beiden Liebenden jede Hoffnung benommen, sich durch das Band der Ehe vereinigen zu können, was ihnen den bittersten Schmerz verursachte.
    Als nun Dafne bereits verheiratet war, trug es sich zu, daß sie mit Delio auf einer Hochzeit zusammenkam, wo ihnen die Gelegenheit ward, lange miteinander zu sprechen. Daselbst sagte Delio: »Ich danke dem Glücke, Dafne, das mir heute nach so viel Widerwärtigkeiten, die es mir hat zustoßen lassen, die Gunst gestattet, Euch zu sehen und zu hören und mit Euch sprechen zu dürfen. Wenn auch mein Unglück und die Härte anderer bewirken konnten, daß ich Euch jetzt an eines andern Mannes Hand sehen muß, so wird es ihnen doch nimmermehr gelingen, weder mein Herz von Euch abzuwenden, noch Euer Bildnis, das in meine Brust eingegraben ist, zu verlöschen, noch mein eifrigstes Verlangen zu erkälten, Euch immer wohlgefällig zu sein; und es gereicht mir zum höchsten Tröste,

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