Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
anmutig und vornehm war und es verdiente, von einer großen Dame geliebt zu werden. Mit den Waffen in der Hand war er so tapfer, daß nur wenige gewagt hätten, ihm im Kampf gegenüberzutreten; und wie er mit solchem Mute ausgestattet war, so wäre er ebenso im Überfluß mit Glücksgütern versehen gewesen, wenn nicht sein Vater durch einen Mord all seinen weltlichen Besitz verloren hätte. Aber da die Armut ihm seinen edlen Sinn nicht geraubt hatte, ertrug er dies Unrecht, das Fortuna ihm angetan hatte, mit möglichst großer Würde.
    Er also hatte sich in Bice verliebt, verlor aber, obwohl er seine Armut kannte, nicht den Mut, und da er ihr Wesen kannte, dachte er, wenn er mit dem Geldbeutel bei ihr nicht das Ziel seiner Wünsche erreichen könnte, würde es ihm wenigstens mit Hilfe der Gabengelingen, die ihm die gütige Natur mitgegeben hatte. Er begann also, Bice zu grüßen, sie mit Botschaften zu bestürmen, sie mit Geschenken zu bedenken, die nicht viel kosteten, aber anmutig und gefällig waren, und ihr in Gotteshäuser und auf die Feste zu folgen und zu den übrigen Orten, wo sie sich die Zeit vertrieb.
    Eines Festtags traf er sie auf einem Ball, und wie es in Liebesdingen zu geschehen pflegt, es gibt keine Gelegenheit, die mehr dazu angetan ist, die Herzen zu erwärmen, als die Gelegenheiten, die sich auf Bällen finden, wo jeder die Freiheit hat, die Hand zu berühren, sie zu drücken und sich beim Tanze zu unterhalten, wie wir es bei den Festen der einfachen Bürger und bei denen der angesehensten Höfe noch heute sehen. Der Jüngling faßte Bice bei der Hand, drückte sie ihr und sagte: »Duldet doch nicht, gnädige Frau, daß ich aus Liebe zu Euch sterbe!«
    Auf diese Worte erwiderte Bice lachend: »Ich stamme doch nicht von einem wilden Tier ab, daß ich den Tod dessen wollte, der mich liebte. Und ich weiß nicht, woher Ihr diese Meinung über mich habt, die ich doch noch niemals jemandem, der mich geliebt hat, Grund zur Klage gegeben habe. Um so weniger bin ich geneigt, Euch Grund zur Klage zu geben, da ich weiß, daß Ihr mich in Wahrheit liebt. Damit Ihr vielmehr nicht sterbt, schenke ich Euch von jetzt an meine Liebe.«
    »Ich danke Euch unendlich«, versetzte Panfilo, »und ich werde Euch Tag für Tag zeigen, daß ich Euch wie meine Augen liebe.« Als das Fest beendet war, begleitete Panfilo Bice bis nach Hause. Dort tat er, als wollte er sich entfernen, und sagte: »Ich bitte Euch, gnädige Frau, meine Bereitwilligkeit, Euch zu dienen, anzuerkennen und ihr den Lohn zu gewähren, der Eurer Liebenswürdigkeit würdig ist!«
    Von der Schönheit und den vornehmen Umgangsformen ihres Liebhabers bezaubert, antwortete das junge Mädchen lachend: »Ich würde mich schämen, Panfilo, wenn Ihr mich unter dem Namen eines Dieners lieben würdet; aber gern nehme ich Eure Liebe als die meines Herren an, dem ich immer bereitwillig dienen werde. Und damit Ihr seht, daß Ihr mich zu Unrecht für grausam gehalten habt, will ich, daß Ihr heute mit mir zusammen zu Abend esset.«
    Etwas Ersehnteres als dies konnte nicht zu den Ohren des Jünglings kommen; er nahm also die Einladung an, und da schon alles vorbereitet war, setzten sie sich zu Tische und unterhielten sich über dies und jenes; aber alle Worte des Jünglings hatten zum Ziel, zu zeigen, wie sehr er wünschte, die Wirkung der Liebenswürdigkeit zu sehen, die ihm Bice erwies. Als das Abendessen beendet war und sie sich mit einem Brettspiel beschäftigten, verweilten sie so lange dabei, daß ein großer Teil des Abends verging. Jetzt begann ein sehr feiner und dichter Regen vom Himmel zu fallen, und die Luft wurde so trübe und dunkel, daß es ein Wunder war. Daher sagte Panfilo, in Anbetracht der späten Stunde würde er nicht länger zögern, nach Hause zu gehen; aber die Finsternis zusammen mit einem so starken Regen jage ihm Schrecken ein, und deswegen bäte er sie, ihn freundlichst diese Nacht beherbergen zu wollen.
    »Sowohl diese Nacht als auch andere Nächte«, erwiderte Bice, »werdet Ihr immer bei mir sein, wenn es Euch gefallen wird, hier zu sein. Und ich möchte, wenn es Euch so Vergnügen macht, daß heute Nacht zwischen uns eine ewigdauernde, treue Liebe begründet wird.«
    »Wer sollte solche Schönheit und solche Liebenswürdigkeit nicht lieben?« erwiderte Panfilo; und während er dies sprach, legte er einen Arm um ihren Hals, gab ihr einen sehr zärtlichen Kuß und fuhr fort: »So soll es sein, wie Ihr gesagt habt, mein süßes

Weitere Kostenlose Bücher