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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Leben!«
    Sich so ihre Liebe zeigend, zogen sie sich aus, gingen ins Bett und fanden aneinander ein unglaubliches Vergnügen.
    Von dieser Zeit an hielt Bice ihn immer für ihren teuersten Geliebten, und sie verabschiedete nicht nur alle anderen Liebhaber, sondern begann auch, was sie von ihnen allen bekommen hatte, im Dienste Panfilos freigebig auszugeben. Und da sie viel Geld ausgab, von Panfilo aber entweder wenig oder gar nichts bekam, fing das Geld ihr bald zu fehlen an. Da erkannte sie ihren Irrtum, und weil sie deswegen den Jüngling nicht verlassen wollte, sah sie ein, daß zu ihrer beider Lebensunterhalt etwas anderes als die Anmut und die Schönheit des Geliebten nötig wäre. Und obwohl andere, und zwar auch junge und anmutige Männer da waren, die sie bestürmten, wollte sie trotzdem niemanden dem Panfilo vorziehen, geschweige denn zum Liebhaber nehmen, sowohl weil sie ihn sehr liebte, als auch, weil er in solcher Weise Herr über sie geworden war, daß er ihr oft gesagt hatte, wenn er sie jemals mit einem anderen Manne zusammenträfe, würde er sie beide ohne Rücksicht auf die Welt in Stücke hauen. Und da sie wußte, daß er von Natur tapfer war und dazu stolz, wenn er in Zorn geriet, so fürchtete sie sehr, daß er so tun würde, wie er ihr gesagt hatte.
    In Bice hatte sich ein Richter aus der Stadt verliebt, ein schon älterer, aber reicher Mann. Obwohl er eine Frau hatte, war er dermaßen von Leidenschaft für Bice ergriffen, daß er fast den Verstand darüber verlor. Schon hatte er heimlich durch verschiedene Geschenke, die von nicht geringem Werte waren, sie für sich zu gewinnen gesucht. Wie er sie nun aufforderte, mit ihm zusammenzusein, sagte sie, sie könne nicht, denn sie hätte große Furcht vor Panfilo, der sie töten würde, sobald er es erführe; wenn es aber zufällig geschehen sollte, daß er nach außerhalb ginge, würde sie ihm gegenüber mit ihrer Person nicht knauserig sein. Damit hielt sie den Herrn Richter hin und vertröstete ihn mit leeren Versprechungen, während sie nichtsdestoweniger von ihm oft etwas anderes als Nichtigkeiten entgegennahm.
    In dieser Zeit ergab sich für Panfilo die Notwendigkeit, nach Neapel zu reisen, wo er nach seiner Angabe zwei oder drei Monate bleiben mußte. Aber bevor er abreiste, bat er Bice, ihm ihre Gunst zu bewahren und ihm bis zu seiner Rückkehr die Treue zu halten, damit sie ihm durch eine andere Handlungsweise nicht etwa Grund gäbe, etwas zu tun, was er sehr ungern tun würde. Nachdem sie ihm versprochen und geschworen hatte, so zu handeln, ging der Jüngling fort; aber er hatte Palestrina noch kaum verlassen, so waren tausend junge Männer hinter ihr her, und selbstverständlich fehlte der Richter dabei auch nicht, als er sah, daß durch Panfilos Abreise die Ausrede hinfällig geworden war, mit der Bice sich ihm bisher versagt hatte.
    Bice wollte sich nun keinem jungen Manne ergeben, weil sie wußte, daß die Jugend nicht schweigen kann, traf vielmehr ihre Anstalten, diesen guten Richter sich ihrer erfreuen zu lassen, wobei sie seine Börse, die er immer voll Geld zu ihr hinbrachte, viel mehr liebte als ihn selbst; außerdem war sie sicher, da er eine Frau hatte, schon in gesetzterem Alter war, und im Hinblick auf die Würde seines Amtes würde er in solcher Heimlichkeit zu ihr kommen, daß nur er und sie es wissen würden.
    Panfilo blieb zwei Monate in Neapel, und in dieser ganzen Zeit erfreute sich der Richter der Bice, wenn es ihm gerade paßte; dabei erklärte er dann seiner Frau, er müsse wegen amtlicher Geschäfte nach außerhalb gehen. Panfilo wußte, daß solche Frauen die Männer nur so lange lieben, wie sie in ihrer Gegenwart sind, und daß sie in ihren Liebesverhältnissen noch viel wandelbarer sind als das Laub; daher weilte er in Neapel unter großen Anwandlungen von Eifersucht, und er dachte beständig an seine Geliebte. Deshalb aufs heftigste beunruhigt, kehrte er unvermutet zu Bice zurück, und als er in ihre Straße gekommen war, gab er nach seiner Gewohnheit durch einen Pfiff Bice ein Zeichen, sie sollte ihm aufmachen.
    Zufällig war an diesem Morgen der Richter bei ihr, und sobald sie den Liebhaber auf der Straße hörte, verlor sie völlig ihre Fassung. Als das der Richter sah, fragte er sie: »Was hast du denn, daß du so betreten bist?«
    »Mein Herr«, antwortete sie ihm, »Panfilo ist gekommen, denn seinen Pfiff haben wir eben gehört, und wenn er uns hier beisammen findet, wird er uns beide töten: denn so wild ist

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