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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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drang, sich näher zu erklären. Aber seine Worte ließen einen so scharfen Dorn in der Brust des Mohren zurück, daß er ganz trübsinnig wurde und an nichts dachte, als was die Worte des Fähnrichs wohl zu bedeuten haben möchten. Als es daher seine Gattin eines Tages von neuem versuchte, seinen Zorn gegen den Rottenführer zu besänftigen, indem sie ihn bat, er möchte doch die treuen Dienste und die Freundschaft so vieler Jahre nicht um eines kleinen Versehens willen vergessen, zumal da der Rottenführer mit dem verwundeten Soldaten wieder ausgesöhnt sei, geriet der Mohr in heftigen Zorn und sprach: »Es ist doch auffallend, Disdemona, daß du so viel Anteil an dem Manne nimmst. Er ist doch weder dein Bruder noch dein Anverwandter, daß er dir so sehr am Herzen liegen sollte.«
    Ganz demütig und liebreich antwortete die Dame: »Ihr werdet mir hoffentlich deshalb nicht zürnen. Ich habe dazu keinen andern Beweggrund, als daß es mir leid tut, Euch eines so teuren Freundes beraubt zu sehen, wie der Rottenführer nach Eurem eigenen Zeugnis Euch gewesen ist. Er hat doch keinen so schweren Fehler begangen, daß Ihr ihm deshalb so sehr zürnen dürftet. Aber ihr Mohren seid so hitziger Natur, daß jede Kleinigkeit euch zu Zorn und Rache reizt!«
    Über diese Worte noch mehr erzürnt, antwortete der Mohr: »Das könnte wohl noch mancher erfahren, der es nicht dächte. Ich will die Beleidigungen, die man mir zufügt, rächen, bis ich gesättigt bin mit Rache.«
    Die Dame erschrak heftig bei diesen Worten, und da sie ihren Gemahl gegen seine Gewohnheit wider sich erzürnt sah, sagte sie mit vieler Demut: »Nur die beste Absicht hat mich bewogen, mit Euch hiervon zu sprechen; um Euch aber nicht ferner wider mich zu erzürnen, will ich nie mehr ein Wort davon reden.«
    Da der Mohr sah, wie seine Gemahlin sich von neuem zugunsten des Rottenführers verwandt hatte, überzeugte er sich, die Worte, die er vom Fähnrich vernommen, können nichts anderes bedeutet haben, als daß Disdemona den Rottenführer liebe. Er begab sich also ganz trübsinnig zu jenem Schurken und fing an, in ihn zu dringen, daß er sich deutlicher erklären möge. Der nach dem Verderben des unglücklichen Weibes trachtende Fähnrich stellte sich zuerst an, nichts sagen zu wollen, was ihm mißfallen könnte, sprach aber am Ende, wie von seinen Bitten überwältigt, zu dem Mohren also: »Ich kann nicht leugnen, daß ich, wie leid es mir auch tut, Euch etwas zu sagen habe, das Euch überaus unangenehm sein muß; aber da Ihr nun einmal verlangt, daß ich reden soll, und da mich die Sorge um Eure als meines Gebieters Ehre selbst dazu antreibt, so will ich jetzt Eurer Forderung und meiner Pflicht Genüge tun. Ihr müßt also wissen, daß Eure Gemahlin aus keinem andern Grunde sich die Ungnade, in der der Rottenführer bei Euch steht, so zu Herzen nimmt, als weil sie, sooft er in Euer Haus kommt, sich mit ihm vergnügt; denn sie ist Eurer Schwärze bereits überdrüssig.«
    Diese Worte schnitten dem Mohren bis in die Wurzel seines Herzens ein; aber um noch mehr zu erfahren, und wiewohl er bei dem Argwohn, der schon vorher in seiner Seele erweckt war, den Worten des Fähnrichs durchaus Glauben beimaß, brach er doch finsterblickend in die Worte aus: »Ich weiß nicht, was mich abhält, dir diese freche Zunge ausreißen zu lassen, die sich unterfängt, meine Gemahlin einer solchen Schmach zu bezichtigen.«
    Der Fähnrich entgegnete: »Ich erwartete für meinen Liebesdienst keinen andern Lohn von Euch, mein Hauptmann! Aber da mich meine Pflicht und der Eifer für Eure Ehre einmal so weit geführt hat, so beteuere ich Euch wiederholt, daß die Sache sich so verhält, wie Ihr gehört habt, und wenn das schlaue Weib Euch durch den Anschein ihrer Liebe zu Euch die Augen so verklebt hat, daß Ihr bis jetzt nicht gesehen habt, was Ihr doch hättet sehen sollen, so ist es darum nicht minder wahr, was ich Euch sage; denn der Rottenführer selber hat es mir gesagt, weil es ihm scheinen mochte, daß seine Glückseligkeit keine vollkommene sei, wenn er nicht jemand in ihre Mitwissenschaft ziehe.«
    Er fügte hinzu: »Hätte ich nicht Euren Zorn gefürchtet, so würde ich ihm, als er mir dies sagte, seinen verdienten Lohn gegeben und ihn getötet haben. Da mir aber die Mitteilung einer Sache, die Euch doch mehr als irgend jemand sonst angeht, einen so übeln Lohn eingetragen, muß ich bereuen, nicht stillgeschwiegen zu haben, wo dann ich mir wenigstens nicht Eure Ungnade

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