Jack Holborn unter den Freibeutern
verbor-
gen.
»Was willst du von mir, toter Taplow? Muß ich
mit den anderen gehen? Habe Mitleid mit mir. Habe
Mitleid! Laß mich noch ein bißchen auf der Welt.
Nur noch fünf Minuten.«
Aber immer noch kam er auf mich zu, dann
flammte der Blitz, und ich sah mit Sonnenklarheit,
wer Taplows Geist war. Es war Mister Pobjoy! Der
verrückte Mister Pobjoy! Er trug des toten Taplow
Hemd. Er mußte es gestohlen haben, als er ihn aus-
legte. (Listiger Mister Pobjoy!) Der mörderische Geist der Charming Molly: der durstige, verkleidete Mister Pobjoy!
Seine kleinen Augen flackerten und brannten, als
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der tiefverborgene Pobjoy auftauchte und den ganzen Kopf in Besitz nahm.
»Jack«, schrillte er, indem er mir winkte. »Sage
nicht, daß es Pobjoy ist. Sag es nicht, und ich lasse dich leben. Hüte – hüte das Geheimnis, Junge –«
Wir sausten abwärts, eine Rahe vom zertrümmer-
ten Fockmast stach aus der See heraus und schmetter-te ihm über den Schädel. Er brüllte und fiel – ich versuchte, mich an ihn zu klammern.
Er entschlüpfte mir und wäre verloren gewesen,
wäre nicht Mister Trumpet ihm in den Weg gespült
und hätte mir geholfen, ihn zu halten. Ich packte ihn am Arm, er drehte und ruckte und zerrte, um sich zu befreien, als die See an ihm riß. Die Wogen wischten sein Gesicht von Seite zu Seite, und ich sah, daß die Rah ihm den Schädel gebrochen hatte und er im
Sterben lag. Aber er hatte den tollen Wunsch zu
beichten, bevor es mit ihm aus war, und versuchte,
mich an sich zu ziehen.
Tomkyn, Carfax und Hughes polterten in seinem
zerschmetterten Schädel und setzten ihm zu. Dann
kam eine Welle und warf ihn unter einen Vorhang von Grün. Er hatte nicht die Kraft zu sprechen und den
Kopf stillzuhalten. Das Wasser quoll aus ihm heraus und klebte ihm den Bart flach an die Wangen …
Er hatte es ihnen besorgt, Tomkyn, Carfax und
Hughes. Drei besoffene Schweine. Und der Gin wur-
de knapp. So einfach. Sie schrieen beim Anblick von Taplows Hemd … Nur ein kleiner Stoß …
Die Wellen kamen jetzt sehr regelmäßig mittschiffs
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über die Steuerbordreling – manchmal so hoch wie
der Hauptmast – und stürzten auf uns nieder, so daß wir unablässig uns schüttelten wie in einem Fieber.
Zwischen dem hohlen Krachen hörte man etwas wie
ein Keuchen, wenn die See sich von unserem Kiel zu-
rückzog, um sich dann hoch aufzutürmen und über
uns herzufallen …
Er hatte also auch Taplow umgebracht? Nein! Nein!
Er hatte an den schrecklichen Mann keinen Finger
gelegt. Also war es doch der Kapitän gewesen? Nein!
Es war Sam Fox. Sam Fox hatte ihn niedergestoßen.
Sam Fox – sein Freund. Er flüsterte nur noch … Plan
… helfen … Pobjoy sah … Fox in tödlicher Angst,
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daß Taplow ihn verpfiff … stieß ihn in den Rücken
… kein Laut …
Eine mehr als haushohe Woge brach über den
Hauptmastrahen zusammen und ließ die Takelage
hängen wie das Haar einer Irren. Der Arm, den ich
hielt, glitt mir durch die Finger, und ich faßte ihn wieder am Handgelenk. Als sich der Gischt verzog,
sah ich Mister Taplow wild zappelnd, um wieder
Anker zu finden, während er sich an Mister Pobjoys
gestohlenes Hemd klammerte. Er schüttelte zu mir
gewandt den Kopf – und tauchte dann unter die
nächste ungeheure Welle.
Ich dachte, Mister Pobjoy sei tot, denn sein Kopf
schien so locker am Hals zu hängen, und er schloß
die Augen nicht gegen die Wellen. Aber er murmelte
noch: »Hab’ dir nie was zuleide getan, lieber Junge, nie. Du bist für den Himmel … und – und für einen
Richter strenger noch – strenger als Lord Shering-
ham. Leg ein Wort ein für P-Pobjoy, lieber Junge,
wenn du dort hinkommst …«
Mister Trumpet warf verzweifelt die Hand hoch.
Sein Griff hatte sich losgerissen. Eine kleine Welle, die sich kaum über die Steuerbordreling hob, kam
jetzt und holte Mister Pobjoy weiter ins Meer hinaus.
Sein Handgelenk zuckte in meiner Hand. Ich hatte
ihn an der linken Hand. Seiner schlimmen Hand.
Einmal hatte er mit einem Schlachtmesser das oberste Glied seines Zeigefingers abgeschnitten. Als die
Wunde heilte, blieb der Stumpf furchtbar empfind-
lich, ließ ihn grauenhaft schaudern, wenn er berührt 90
wurde. Er konnte es nicht mal aushalten, wenn man
darauf hauchte. Mit seiner letzten Kraft richtete er seine guten Finger so auf, daß ich seinen Stumpf nicht berühren sollte. Er ging sehr still davon, schlüpfte einfach fort, als hätte man ihn insgeheim
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