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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sollten Sie vielleicht am besten die Polizei anrufen.«
    »Ich habe noch nicht genügend Informationen, um zur Polizei zu gehen. Was sollte ich ihnen erzählen? Sie werden mich für verrückt halten.«
    »Womit sie vielleicht nicht ganz Unrecht hätten.«
    »Also, machen Sie es jetzt oder nicht?«
    Sie nickte resigniert.
    »Wenn Sie es unbedingt möchten und wenn ich meinen Job nicht verliere.«
    »Moment, Moment. Damit wir uns da nicht falsch verstehen. Ich drohe Ihnen nicht mit einer Kündigung. Wenn Sie es nicht tun wollen, kein Problem, dann suche ich mir jemand anders dafür. Auf Ihren Job hat das keinerlei Auswirkung. Haben wir uns da verstanden?«
    »Ja, okay. Aber keine Sorge, ich mache es. Bringen wir es einfach hinter uns.«
    Er ging den Anruf noch einmal mit ihr durch, dann wählte er die Nummer von All American Mail und reichte ihr das Telefon. Sie verlangte nach Curt, und dann zog sie den Anruf mit nur wenigen Momenten der Unsicherheit und schlechter Schauspielerei wie besprochen durch. Pierce beobachtete, wie sie eine Adresse auf den Block schrieb. Er war begeistert, zeigte es aber nicht. Nachdem sie aufgelegt hatte, reichte sie ihm den Block und das Telefon.
    Pierce sah auf die Adresse – sie war in Venice –, dann riss er das Blatt ab, faltete es und steckte es ein.
    »Curt hat einen sympathischen Eindruck gemacht«, sagte Monica. »Ich habe ein schlechtes Gewissen, ihm was vorgemacht zu haben.«
    »Sie können ja mal bei ihm vorbeischauen und ihn fragen, ob er mit Ihnen ausgehen will. Ich habe ihn gesehen. Sie können mir glauben, ein Abend mit Ihnen würde ihn zum glücklichsten Menschen der Welt machen.«
    »Sie kennen ihn? Waren Sie der Mann, von dem er gesprochen hat? Er sagte, ein Mann wäre da gewesen, der mein Postfach mieten wollte. Ich meine, Lilly Quinlans Postfach.«
    »Ja, das war ich. So habe ich –«
    Das Telefon läutete, und er ging dran. Aber der Anrufer legte auf. Pierce schaute auf die Rufnummernanzeige. Der Anruf war aus dem Ritz Carlton in der Marina gekommen.
    »Noch was«, sagte er zu Monica, »Sie müssen das Telefon eingesteckt lassen, damit der Wachmann anrufen kann, wenn die Möbel kommen. Sonst lässt er die Möbelpacker nicht rauf. Bis dahin werden Sie aber wahrscheinlich einige Anrufe für Lilly bekommen. Da Sie eine Frau sind, werden die Anrufer Sie für Lilly halten. Deshalb sollten Sie vielleicht gleich zu Beginn irgendetwas sagen wie: ›Ich bin nicht Lilly, Sie haben sich verwählt.‹ Etwas in der Art. Sonst –«
    »Und wenn ich mich für sie ausgebe? Könnte ich dann vielleicht nicht noch mehr über sie herausfinden?«
    »Nein, ich glaube, das sollten Sie lieber bleiben lassen.«
    Pierce öffnete seinen Rucksack und holte den Ausdruck des Fotos von Lillys Internetseite heraus.
    »Das ist Lilly. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich bei diesen Anrufern für sie ausgeben wollen.«
    »O mein Gott!«, entfuhr es Monica, als sie das Foto sah. »Ist sie eine Prostituierte oder so was?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Aber wieso versuchen Sie dann, diese Prostituierte zu finden, wo doch viel wichtiger wäre, dass Sie –«
    Sie verstummte abrupt. Pierce sah sie an und wartete, dass sie weitersprach. Das tat sie nicht.
    »Was?«, fragte er. »Was wäre wichtiger?«
    »Ach nichts. Das geht mich nichts an.«
    »Haben Sie mit Nicki über uns gesprochen?«
    »Nein. Es ist wirklich nichts. Ich weiß nicht, was ich sagen wollte. Ich finde es nur etwas seltsam, dass Sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um herauszufinden, dass dieser Prostituierten nichts zugestoßen ist. Das ist einfach eigenartig.«
    Pierce setzte sich wieder auf die Couch. Er wusste, dass sie ihm, was Nicole anging, nicht die Wahrheit gesagt hatte. Die beiden Frauen hatten sich angefreundet und waren regelmäßig zusammen Mittag essen gegangen, wenn Pierce nicht aus dem Labor konnte – was fast jeden Tag der Fall gewesen war. Warum sollten sie das jetzt, nachdem Nicki mit ihm Schluss gemacht hatte, nicht mehr tun? Wahrscheinlich unterhielten sie sich immer noch jeden Tag und tauschten Geschichten über ihn aus.
    Außerdem wusste er, dass es stimmte, was sie gesagt hatte. Aber er hatte sich schon zu weit auf diese Geschichte eingelassen, um noch zurückzukönnen. Ohne seinen Hang, seiner Neugier nachzugehen, wären sein Leben und seine Karriere nicht so verlaufen, wie sie verlaufen waren. In seinem letzten Jahr in Stanford hatte er eine Vorlesung über die nächste Generation von Mikrochips besucht.

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